Sie berühren, schaffen Vertrauen und vermitteln Botschaften in ganz neuer Form: Gute Geschichten prägen nicht nur die menschliche Kommunikation, sondern längst auch den Erfolg eines Unternehmens. Vor allem Startups müssen die Kunst des Storytellings beherrschen, um Menschen mit ihrer Vision zu erreichen. Wir zeigen Dir sieben Beispiele, wie Gründer:innen erfolgreich ihre Geschichte erzählen.
Welches Potenzial bietet Storytelling für Startups?
Von der Steinzeit bis ins digitale Zeitalter – seit es Menschen gibt, kommunizieren sie über gute Geschichten. Storytelling verbindet, weckt Interesse und schafft Vertrauen. Für Gründer:innen ist die Kunst des Geschichtenerzählens daher ein entscheidender Erfolgsfaktor. Startups bieten innovative Lösungen, die mit dem Versprechen auf eine erfolgreiche Zukunft verbunden sind. Doch von dieser Vision müssen sie nicht nur Kund:innen, sondern auch Investor:innen erst einmal überzeugen.
Trockene Zahlen und Fakten sind dabei nur eine Seite. Wie die Hirnforschung zeigt, nehmen Menschen diese Informationen verpackt in Geschichten nicht nur besser auf, sondern schütten dabei auch Glückshormone aus. Dazu bleiben Stories laut einer Stanford-Studie 22 Mal besser in Erinnerung als bloße Fakten. Angesichts sinkender Aufmerksamkeitsspannen ist Storytelling für Startups somit unverzichtbar, um aus der ständigen Informationsflut hervorzustechen.
Worauf sollten Startups beim Storytelling achten?
Gutes Storytelling basiert auf einem klaren Aufbau. Im „Golden Circle“ des bekannten Unternehmensberaters Simon Sinek stehen daher zunächst drei Fragen:
- Warum tust Du, was Du tust?
- Wie möchtest Du es umsetzen?
- Und was bietest Du als Lösung an?
Vor allem das „Warum“ können Gründer:innen dabei glaubhaft mit ihren eigenen Erfahrungen und Werten verknüpfen. So unterstreichen Startups den Nutzen ihres Geschäftsmodells mit persönlichen Geschichten und schaffen Vertrauen zu Investor:innen.
Das Erfolgsrezept guter Storys kann dabei nach wie vor die klassische Heldenreise sein: Ein:e Held:in bricht aus dem Alltag aus, stößt auf ein Problem, bekommt einen Plan und überwindet das Problem mit einer Lösung. Doch im Mittelpunkt müssen nicht die Gründer:innen selbst stehen. Entscheidend ist, dass Kund:innen sich mit der Hauptfigur der Geschichte identifizieren können. Eine Geheimzutat können dabei Gegensätze sein: Ein innovatives FinTech erobert die eingestaubte Bankenbranche, eine Garagenfirma steigt zum IT-Giganten auf – Kontraste erzeugen Neugier. Und Neugier ist das Fundament jeder guten Story.
7 Beispiele für erfolgreiches Storytelling
VisionAI
Wie Texte, Animationen und Musik zu einer stimmigen Geschichte verschmelzen können, zeigt das Bielefelder Startup VisionAI. Möglich macht es das sogenannte Scrollytelling – eine multimediale Erzählform, bei der sich Nutzer:innen durch verschiedene Elemente scrollen und klicken. So führt das Alumni Startup der Founders Foundation die Besucher:innen seiner Website auf eine interaktive Reise: Kleine Online-Händler, die in einer dunklen Welt gegen große Versand-Riesen kämpfen – und schließlich in einer strahlenden Zukunft mit den Software-Lösungen von VisionAI landen. Überzeugt hat diese Geschichte bereits große Kund:innen wie New Balance und Zurbrüggen. Zudem sind bereits große VCs wie HV Capital und Interface Capital in das Startup investiert.
Curawork
Dass Social Media Kanäle sich hervorragend für gutes Storytelling eignen können, demonstriert das Pflege-Berufsnetzwerk Curawork. Der Fokus liegt hierbei auf Kurzvideos, die das Bielefelder Startup über YouTube, Instagram und TikTok verbreitet. Dazu tritt ein Teammitglied selbst vor die Kamera, um auf humorvolle Weise den – teils kuriosen – Alltag in der Pflegebranche zu präsentieren. Die Inhalte sind dabei an die jeweiligen Nutzungsmuster der Plattformen angepasst: Schnelle Schnitte, Filter, Texteinblendungen und Unterlegung mit Musik. Das Startup konnte zuvor von Kooperationen mit großen Influencer:innen profitieren, die im ähnlichen Stil auf das Angebot von Curawork aufmerksam gemacht haben. Die Strategie zahlt sich aus: Inzwischen erreicht das Founders Foundation Alumnus auf verschiedenen Plattformen Tausende von Follower:innen.
Lichtwart
Die Milchstraße wieder sichtbar machen – auf dieses Versprechen stützt sich das Storytelling des Herforder Startups LichtWART. Vor allem im Berufsnetzwerk LinkedIn teilen die Gründer der intelligenten Plattform für Lichtsteuerung ihre Mission: Städte heller machen, Stromkosten senken und die Umwelt schonen. Dabei präsentieren sie sich als „Wächter des Lichts“, die die Außenbeleuchtungen von Unternehmen behüten und ihre Ausfallzeiten reduzieren. Eine Geschichte, die bereits große Kund:innen wie Vaillant und die Deutsche Telekom überzeugt hat.
Echometer
Lieber andere für sich sprechen lässt das Münsteraner Startup Echometer. Auf seiner Website veröffentlicht das Unternehmen regelmäßig Erfahrungsberichte von Kund:innen, die von ihrer Reise mit der Software-Lösung des Startups erzählen. Zur Erinnerung: Potenzielle Kund:innen müssen sich mit der Hauptfigur identifizieren können. Und dies passiert genau dann, wenn sie ihre Probleme und die passende Lösung in der Geschichte vorfinden. Ein Beispiel: Das Traditionsunternehmen Miele trifft auf Herausforderungen bei seinem Kulturwandel, bekommt Unterstützung durch die Software-Lösung von Echometer und kann schließlich agile Arbeitsweisen etablieren. Die klassische Heldenreise – erzählt aus der Perspektive von Kund:innen.
edyoucated
Wie sich Gründergeschichten klar und übersichtlich darstellen lassen, zeigt das Münsteraner Startup edyoucated. Anhand einer Timeline bildet es die wesentlichen Meilensteine seiner Geschichte nachvollziehbar ab – von der initialen Idee, die in Sand gemalt wurde, bis zur Entwicklung der fertigen Plattform. Die Geschichte vermittelt Besucher:innen der Website gleichzeitig ein besseres Verständnis über das grundlegende Problem, für das edyoucated eine Lösung entwickelt hat.
share
Kaufen und dabei die Welt verbessern – dieses Prinzip hat das Berliner Startup share in vielen Köpfen verankert. Verantwortlich ist dafür vor allem das Storytelling: Alle Hilfsleistungen aus den Erlösen veröffentlicht das Social Startup jährlich in einem eigenen Impact Report. 30 Millionen Mahlzeiten, 54 Millionen Tage Trinkwasser oder 3,4 Millionen Unterrichtsstunden – share vermittelt transparente Einblicke in die Verwendung seiner Einnahmen. Dazu erzählen die Gründer auf der Website, wie aus einer zündenden Idee ein erfolgreiches Startup wurde. Die Kund:innen zahlen es mit ihrem Vertrauen zurück. Bereits zum zweiten Mal in Folge führt share das deutsche Startup Brand Ranking an.
1 Komma 5 Grad
Emotionen durch Erfahrungsberichte – so lautet das Erfolgsrezept des Impact Startups 1Komma5 Grad. In kurzen Videos begleitet der Solartechnik-Anbieter dazu die Installation seiner Produkte. Der Fokus liegt hierbei weniger auf technischen Details, sondern vielmehr darauf, die Kund:innen und ihren Antrieb für den Kauf des Produkts vorzustellen. Unabhängig sein, klimaneutral leben und die Lebensgrundlagen für kommende Generationen sichern – oft liegen die Beweggründe dabei auf einer emotionalen Ebene. Mit ihren Geschichten schafft 1Komma5 Grad nicht nur Identifikationspotenzial, sondern appelliert auch an das moralische Gewissen potenzieller Kund:innen. Unter anderem mit dieser Strategie konnte das Hamburger Startup schon zwei Jahre nach seiner Gründung zum Unicorn aufsteigen.