Flexibles Arbeiten, Verantwortung und Eigenständigkeit – was wünscht man sich mehr von einem Arbeitsplatz? All das sind Vorteile, die Gründer:innen ihren Mitarbeiter:innen bieten und die durch einen hohen Digitalisierungsgrad möglich sind. In allen Arbeitsmodellen schwingen jedoch auch ein paar Risiken für die mentale Gesundheit mit, die es frühzeitig zu präventieren gilt.
Dem gehen auch immer mehr Gründer:innen nach, indem sie auf Methoden des achtsamen Arbeitens setzen. Welche Risiken zunehmende Belastungen am Arbeitsplatz genau mit sich bringen und wie du dem als Gründer:in aktiv gegenwirken kannst, liest du in diesem Beitrag.
Mentale Gesundheit in Startups
Werfen wir zunächst einen Blick auf die aktuellen Zahlen. In Startups herrscht meist generell ein Mangel an Ressourcen – Zeitlich, personell und finanziell. Daher kommen gerade in der Anfangszeit häufig Bereiche wie Personalentwicklung oder Health Care etwas zu kurz.
In einer Befragung des Bundesverband Deutsche Startups e.V. geben 29 % der befragten Startups an, personelle Ressourcen für Gesundheitsthemen zu haben. Dabei haben 80 % der befragten Startups mit unter 10 Mitarbeiter:innen keine personellen Ressourcen für diesen Bereich – Bei den Startups mit mehr als 10 Mitarbeiter:innen sind es nur noch 48 %. Mit der Zahl der Mitarbeiter:innen steigen also gegenwärtig auch die Ressourcen, die aktiv für den Bereich Gesundheit und Mental Health eingesetzt werden – Tendenz steigend. Die Befragten geben zudem an, dass Themen wie Work-Life-Balance und Burnout in Zukunft eine noch größere Rolle einnehmen werden.
Doch was genau steckt hinter den Buzzwords Work-Life-Balance und Burnout?
- Work-Life-Balance
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben ist für die mentale Gesundheit extrem wichtig. Eine gute Work-Life-Balance hilft dabei, die beruflichen und privaten Belastungen durch persönliche Freuden auszugleichen – Durch Sport, soziale Kontakte oder andere Hobbies.
Eine schlechte Work-Life-Balance kann sich auf kurz oder lang negativ auf unsere Gesundheit auswirken. In einer Studie der Havard Medical School kam beispielsweise heraus, dass eine wöchentliche Arbeitszeit von mehr als 55 Stunden das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht – Akuter Stress ist in diesem Bild noch nicht berücksichtigt.
Gründer:innen sollten daher auf eine gute eigene Work-Life-Balance achten, aber auch auf die ihrer Mitarbeiter:innen: Laut eines Leitfadens von asac zum Thema flexibles Arbeiten und Work Life Balance macht sie Mitarbeiter:innen nachweislich glücklicher und damit auch motivierter, effizienter und produktiver. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten!
- Burnout
Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Stress als eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts ein. Und eine allseits bekannte Folge von viel Stress ist das Burnout, das mittlerweile bei insgesamt 20 % der Weltbevölkerung in unterschiedlichen Erscheinungsgraden zu beobachten ist. Es handelt sich dabei um einen Oberbegriff für psychische Probleme, die eng mit dem Beruf in Verbindung stehen und durch Überlastung bedingt sind. Die zentralen Symptome sind Erschöpfung, eine Distanzierung und teilweise sogar zynische Abgrenzung zur Arbeit sowie die Geringschätzung der eigenen Leistungen.
Gründer:innen haben vor allem in den frühen Phasen ihrer Startups, aber auch noch darüber hinaus, mit viel Überlastung zu kämpfen. Sie stehen vor großen Herausforderungen, die sie eigenverantwortlich meistern müssen. Gerade für sie ist es also extrem wichtig, einem Burnout frühzeitig und aktiv vorzubeugen.
Einfluss der Coronapandemie
Die Coronapandemie hat uns alle vor enorme Herausforderungen gestellt. Es musste schnell reagiert werden, unter anderem durch die Umstellung und die Digitalisierung von Arbeitsprozessen. In diesem Punkt waren Startups oft im Vorteil, da Gründer:innen auch unabhängig von der Pandemie auf Remote Work und flexibles Arbeiten setzen.
Trotzdem geben 74,2 % der befragten Startups an, dass ihr Geschäftsmodell durch die Pandemie beeinträchtigt wird. Und das hat natürlich einen Einfluss auf Mental Health im Arbeitsalltag und verstärkt die Existenzängste, die in vielen Startups aufgrund der knappen Ressourcen in der frühen Phase ohnehin gegeben sind. 60,9% der Befragten geben an, dass für sie die Themen Wohlbefinden und Gesundheit in der Arbeitswelt während der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen haben. Daher ist es unter den derzeitigen Gegebenheiten umso wichtiger, den Bereich Mental Health im Arbeitsalltag auszubauen und auf die eigene Gesundheit und die der Mitarbeiter:innen zu achten.
Was Du gegen Stress auf der Arbeit tun kannst
Es gibt viele Maßnahmen, mit denen man Stress im beruflichen Alltag aktiv entgegenwirken kann. Einige davon haben wir einmal für Dich zusammengefasst:
- Eine gute Work-Life-Balance
Eine schlechte Work-Life-Balance kann sich wie wir bereits erfahren haben nicht nur negativ auf unsere beruflichen Leistungen, sondern auch auf unsere Gesundheit auswirken.
Wichtig also: Gehe gut mit Dir und Deiner Zeit um und schaffe einen persönlichen Ausgleich, der nichts mit deinem Arbeitsalltag zu tun hat. Wie wäre es beispielsweise mit einem Spaziergang in der Natur, Sport oder Meditation, um aktiv vom “Work” in den “Life” Modus zu switchen? Eine gute Work-Life-Balance ist das A und O für innere Ausgeglichenheit und mentale Gesundheit. Die Digitalisierung hat in diesem Zusammenhang viele Türen geöffnet, denn Remote Work und das New Work Modell generell bieten eine gute Basis für ein ausgewogenes Leben. Und das kann psychischen Krankheitsbildern wie Burnout effektiv vorbeugen.
- Aufklärung und Förderung
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch eine Aufklärung und Förderung durch die Arbeitgeber:innen, die bereits tendenziell zunehmen. Diese Aufgabe fällt in Startups den Gründer:innen zu, oder den Mitarbeiter:innen, die für den Bereich verantwortlich sind. Von den befragten etablierten Unternehmen geben 65 % an, spezielle personelle Ressourcen für die Gesundheitsthematiken zu haben. Mit der Größe des Unternehmens steigen demnach auch die Ressourcen und Maßnahmen für die Gesundheit der Mitarbeiter:innen.
Das gleichen Startups mit dem New Work Modell und flexibleren Arbeitsumständen aus. Dennoch sollten auch Gründer:innen die Thematik Mental Health aktiv in den Arbeitsalltag integrieren. Eine offene Kommunikation und die Förderung sozialer und teambildender Aktiviäten können in diesem Zusammenhang viel bewirken. Was hältst Du beispielsweise von einem wöchentlichen Sportangebot für das Team? Oder Workshops im Bereich körperliche Ergonomie?
- Ein gutes Erwartungsmanagement
Überlastung und Überforderung führen langfristig zwangsläufig zu Stress – einem der größten Gesundheitsgefahren der Gegenwart. Daher ist es extrem wichtig, dass Du Deine eigenen Grenzen kennst, einhältst und klar kommunizierst. Auch solltest Du Deine Mitarbeiter:innen darin bestärken, sich mit den eigenen Grenzen auseinanderzusetzen. Denn nur dann können die Erwartungen der anderen und auch Deine eigenen der Realität entsprechen.
- Eine klar definierte Unternehmenskultur
Auch eine klar definierte Unternehmenskultur sowie der Aspekt von Purpose und Identifikation gehören in den Bereich Mental Health. All das muss durch den Teamgeist und mit Transparenz gelebt werden, um die volle Wirkung zu entfalten. Der positive Impact wird sich in der gesteigerten Motivation und der mentalen Gesundheit Deiner Mitarbeiter:innen zeigen. Denn eine gemeinsam gelebte Unternehmenskultur fördert den Zusammenhalt.
Das Konzept der “dienenden Führung” kann hier zum Beispiel dafür sorgen, dass jedes Teammitglied sich relevant, individuell eingesetzt und sinnhaftig fühlt. Es geht in diesem Konzept darum, dass Führungskräfte Autorität abgeben und den Mitarbeiter:innen Freiraum lassen, um eigene Entscheidungen zu treffen und eigene Projekte und Ideen umzusetzen. Vielleicht lässt sich dieses Konzept auch in Deinem Startups umsetzen?
Natürlich gibt es zahlreiche weitere Tipps und Maßnahmen, die Du in Deinen Arbeitsalltag integrieren kannst. Es ist nur wichtig, überhaupt anzufangen und das Thema mentale Gesundheit ernst zu nehmen.
In diesem Sinne – Stay healthy!
Quellen:
https://blog.rescuetime.com/work-life-balance-study-2019/
https://deutschestartups.org/wp-content/uploads/2021/07/Startups-und-New-Work_2021.pdf
https://www.personio.de/hr-lexikon/work-life-balance/#1
https://www.health.harvard.edu/blog/only-the-overworked-die-young-201512148815
https://www.psych.mpg.de/2319598/Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf
https://deutscherstartupmonitor.de/wp-content/uploads/2020/09/dsm_2020.pdf
https://www.benenden.co.uk/media/3666/flexible_working_and_work_life_balance_nov.pdf
https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-wie-unternehmenskultur-zum-schluessel-fuer-erfolg-werden-kann/27153818.html?ticket=ST-1723469-X30jgntbupnjyQNcBp1e-ap5