Nachhaltigkeit ist zum wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden – und das nicht erst seit heute. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Startups, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Doch wer sind die Vorreiter im Sustainability Bereich? Wo hakt es noch? Und wie sieht’s mit der grünen Startup-Kultur hier bei uns in Ostwestfalen-Lippe aus? Wir haben uns das mal genauer angeschaut.
Green Startup Monitor: Warum nachhaltige Startups die Zukunft sind
Wie lassen sich Liefer- und Wertschöpfungsketten in Zukunft umweltverträglicher gestalten? Und wie können wir die wachsende Weltbevölkerung möglichst ressourcenschonend ernähren? Auf Fragen wie diese müssen dringend Antworten gefunden werden. Schließlich ist der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit; und Deutschland hat sich dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu sein.
Der Bedarf an nachhaltigen Innovationen ist hoch wie nie zuvor. Grüne Startups werden als Innovationstreiber bei dieser klimaneutralen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft immer wichtiger. Umso erfreulicher, dass der Anteil an jungen, nachhaltigen Unternehmen in Deutschland im Jahr 2022 auf 35 Prozent gestiegen ist, wie der aktuelle Green Startup Monitor 2023 des Deutschen Startup Verbands zeigt (Quelle: https://startupverband.de/fileadmin/startupverband/mediaarchiv/Green_Startup_Monitor_2023_9_.pdf).
Was genau macht grüne Startups aus?
Grüne Startups boomen und sind mittlerweile in fast allen Branchen vertreten, von Energie über Mobilität bis hin zu Gesundheit und Ernährung. Was sie ausmacht, ist, dass sie über ihren wirtschaftlichen Erfolg hinaus erhebliche Beiträge zum Schutz von Klima, Umwelt und Ressourcen leisten.
Dies muss sowohl als zentrale Unternehmensstrategie als auch an den entsprechenden KPIs zu erkennen sein. In der Szene werden solche Startups auch CleanTech, GreenTech oder ClimateTech genannt. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesen Buzzwords?
Mit dem Begriff CleanTech werden zum Beispiel Produkte oder Prozesse bezeichnet, die die Effizienz verbessern oder natürliche Ressourcen schonen. Technologien, die wegen ihres Produktionsprozesses oder ihrer Lieferkette als umweltfreundlich gelten, fallen unter den Begriff GreenTech. Unter dem Begriff ClimateTech werden Technologien zusammengefasst, die sich ausdrücklich auf die Reduzierung von Treibhaus-Emissionen beziehen, dazu zählt zum Beispiel auch Solarenergie.
Allerdings ist eine deutliche Abgrenzung der einzelnen Bereiche untereinander oft schwierig, und so werden unter einem der drei Buzzwords oft alle Startups zusammengefasst, die auf grüne Technologien spezialisiert sind.
Green Startup Monitor 2023 – das sind die spannendsten Ergebnisse
Der Green Startup Monitor, der vom Startup-Verband (startupverband.de) und dem Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit (https://www.borderstep.de) in Auftrag gegeben wird, beschäftigt sich mit der Bedeutung von Startups als Innovationstreiber in der Green Economy und gibt wichtige Hinweise, wie nachhaltigen Innovationen zum Marktdurchbruch verholfen werden kann. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse aus dem Green Startup Monitor 2023 für Dich zusammengefasst:
1. Anteil nachhaltiger Startups steigt
Immer mehr junge Unternehmen stellen Natur- und Umweltschutz in den Fokus, dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse, die der aktuelle Green Startup Monitor liefert: Während der Anteil grüner Unternehmen unter deutschen Startups im Vorjahr noch bei 29 Prozent lag, erreichte er in 2022 mit 35 Prozent einen neuen Höchststand.
2. Frauen gründen gerne grün
Interessant ist, dass der Gründerinnenanteil bei grünen Startups mit 23 Prozent besonders hoch ist. Bei anderen Startups liegt er lediglich bei 18 Prozent. Als Ursache dafür führt der Green Startup Monitor auf, dass sich Frauen stärker mit Nachhaltigkeitszielsetzungen identifizieren und ihre Produkte und Geschäftsmodelle häufiger nach diesen ausrichten.
3. Auswertung des nachhaltigen Impacts teils noch ausbaufähig
In diesem Jahr lag der Fokus des Green Startup Monitors auf dem Thema „Wirkungskompetenz“. Dabei wurde unter anderem untersucht, wie kompetent GreenTech Startups darin sind, ihren ökologischen und gesellschaftlichen Impact anhand von Daten und Fakten zu belegen. Die Studie zeigt, dass dazu nur wenige grüne Startups in der Lage sind. Hier besteht also noch ein Qualifizierungs- und Unterstützungsbedarf. Laut des Green Startup Monitors schnitten bei der Erfassung ihrer Nachhaltigkeitswirkung diejenigen Startups am besten ab, die einen besonders hohen Innovationsgrad und eine starke Wachstumsorientierung haben.
4. Finanzierung bleibt Herausforderung
Die Finanzierung zählt zu den größten Herausforderungen, mit denen grüne Startups konfrontiert sind. Der Green Startup Monitor 2023 zeigt, dass grüne Startups im Vergleich zu anderen immer noch Schwierigkeiten haben, ausreichende Finanzierung zu erhalten. So sehen 46 Prozent der grünen Startups beim Thema Kapitalbeschaffung eine zentrale Hürde, das sind deutlich mehr als im Vorjahr (37 Prozent). Auch im Vergleich zu den nicht-grünen Startups scheint die Hürde hier höher zu liegen (34 Prozent). Ein Grund hierfür könnte sein, dass grüne Gründungen oft im universitären Umfeld entstehen und daher der direkte Kontakt zu Unternehmen fehlt. Hinzu kommt, dass potenzielle Investor:innen grüne Startups als risikobehafteter wahrnehmen, da diese meist nicht in erster Linie an schnellen, hohen Gewinnen interessiert sind, sondern ihren Fokus auf Aspekte der Nachhaltigkeit richten.
Anteil an GreenTechStartups – Deutschland hinkt hinterher
Auch wenn die Zunahme an grünen Startups erfreulich ist, besteht dringender Aufholbedarf: Wie eine Studie des Finanzierungsspezialisten Fox Corporate Finance (FCF) zeigt, kommen nur zwei der Top-Ten europäischen Klimaschutz-Startups aus Deutschland (Quelle: www.fcf.de/de/research/fcf-clean-tech-research/). Dazu zählen das Berliner GreenTech Enpal (www.enpal.de), das Solaranlagen vermietet und das Berliner Vertical Farming Startup Infarm (www.infarm.com), das wegen seines hohen Erwerbs von Risikokapital in der Branche zum Einhorn aufstieg.
Green Startup Monitor 2023: Bedeutung für unser GreenTechÖkosystem in Ostwestfalen-Lippe
Laut Green Startup Monitor zählt die Finanzierung zu den größten Hürden für grüne Startups, auch hier in Ostwestfalen-Lippe. Ein Thema, das jedoch nicht nur grüne Gründer:innen betrifft: Um dieses zentrale Problem anzugehen, müssten die hier ansässigen, etablierten Unternehmen zum integralen Bestandteil des Startup Ökosystems werden, rät Dominik Gross, Geschäftsführer und Mitgründer der Founders Foundation gGmbH. Stattdessen würden jedoch generell nach wie vor zu wenige Technologie-Patente aus der Wissenschaft in Produkte und Umsätze umgewandelt, wie Gross im Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe 2022 bemängelt.
In Anbetracht des bevorstehenden klimaneutralen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist es umso wichtiger, dass potenzielle Investor:innen erkennen, dass nachhaltige Investments nicht nur moralisch richtig sind, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sein können. Dank dieses doppelten Impacts sind grüne Startups besonders zukunftsfähig und haben das Potenzial, langfristig hohe Renditen zu erzielen. Green Techs sollten daher von traditionellen Unternehmen als unverzichtbare Innovationsimpulsgeber und attraktive Kollaborationspartner gesehen werden.
Fazit: Die hier ansässigen grünen Startups verfügen über enormes Potenzial. Genauso wie die Flächenregion Ostwestfalen-Lippe selbst, die Heimat von über 120.000 Unternehmen ist. Beste Voraussetzungen für fruchtbare Kollaborationen also. Und der perfekte Ort für ein
gemeinsames GreenTech Ökosystem, das unter anderem von der Founders Foundation gezielt gefördert und ausgebaut wird. Denn nur mit einem hoch entwickelten Startup Ökosystem kann Ostwestfalen-Lippe – das aktuell zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands zählt – zukunftsfähig bleiben und die klimaneutrale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft angehen.
Grün gewinnt: Fünf spannende Startups aus der Region
Aus den Programmen der Founders Foundation sind mittlerweile bereits einige tolle Startups entstanden: Von CleanTech über GreenTech bis hin zu ClimateTech – die grünen Gründer:innen aus Ostwestfalen-Lippe beeindrucken mit zahlreichen zukunftsweisenden Innovationen.
avori GmbH
Das junge Bielefelder Clean-Tech Startup hat die Mission, die Energietransformation im Mittelstand so einfach wie möglich voranzutreiben. Dafür haben sie ein digitales Planungstool entwickelt, das unter anderem die Erstellung eines individuellen Ladeinfrastruktur-Konzepts binnen weniger Stunden ermöglicht. Die Gründer:innen Stefanie Balzarek und Philip Schaumburg sitzen aktuell im Founders Lab und arbeiten fleißig an ihrer Marktreife.
Vermieten statt verkaufen – die Software von circuly rund um die Gründer:innen Victoria Erdbrügger, Clara Jungblut und Nick Huijs macht’s möglich. Anhand dieser können Händler:innen und Produzent:innen ihre physischen Produkte aus bestehenden E-Commerce Shops heraus schnell alternativ zum Verkauf auch vermieten. Der Gedanke hinter dieser Sharing Economy ist nachhaltig, denn wenn Produkte mehrmals vermietet werden, schont dies Ressourcen und reduziert die CO2 Emission. Die Co-Founder:innen lernten sich in der Founders Foundation Startup School kennen. Von da aus ging es schnell im Founders Foundation Accelerator weiter. Dort tüftelte das Team in Batch #7 noch intensiver an ihrer Geschäftsidee. Die Gründer:innen bauten sich in den letzten Jahren ein großes Team auf. Dieses arbeitet von der ganzen Welt aus gemeinsam remote daran, Circuly weiter voranzubringen. Ihre letzte Finanzierungsrunde konnten die Gründer:innen 2021 mit namhaften Investoren von Venista Ventures, dem Technologiefonds OWL und neoteq ventures abschließen.
Das Bielefelder Startup rund um die Gründer Trutz von der Trenck, Max-Kasper von Sandrart, Julius von Freier und Johann-Christoph Meyer zu Bentrup bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihren Klimabeitrag in Deutschland zu leisten, indem es ihnen einen direkten Zugang zur Investition in lokale Naturräume verschafft. Das können Projekte zur Anlage von Streuobstwiesen, zur Wiedervernässung von Mooren oder die Anpflanzung von Feldhecken sein. Anhand eines digitalen Dashboards sollen die Effekte der Investition langfristig nachverfolgbar sein. Mit dieser Idee gewann das Team 2021 den Final Pitch Day der Founders Foundation Startup School – damals noch unter dem Namen plantgreen. Danach ging die Reise für Green Account im Founders Lab weiter.
Wie lassen sich Gebäudealtbestände schnell und nachhaltig sanieren? Das Paderborner Startup enervate um Jona Vogel und Amir Giebel setzt auf ein innovatives System der Thermofassade mit eigens angefertigten Thermomodulen. Zum individuellen Sanierungskonzept zählt auch die Beratung zu Zuschüssen der Bundesregierung.
Lichtwart
Hinter dem Herforder Startup LichtWart stecken Johannes Mailänder und Gregor Giatanas. Sie entwickelten ein Modul und eine Plattform als Cloud-Technologie, die es Unternehmen, die mit Lichtwerbeanlagen arbeiten, ermöglicht, Energie zu sparen. Doch damit nicht genug: Auch auf die bevorstehende Verschärfung des Lichtmissionsschutzgesetzes bereiten die beiden Gründer ihre Kund:innen vor, zum Beispiel durch eine dynamische Lichtsteuerung, flexible Schaltzeiten und einen direkten Zugriff auf die Anlagen per Browser.
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