Von der Idee zum Markterfolg: „Wie finde ich das optimale MVP für mein Startup?“ könnte ein Gedanke sein, der Euch gerade beschäftigt. In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt ist es entscheidend, Produktideen zügig zu testen und anzupassen, um den Marktanforderungen gerecht zu werden.
Die Lean Startup Methode bietet hierfür einen hervorragenden Rahmen, und das Konzept des Minimum Viable Product (Deutsch: das kleinste realisierbare Produkt) steht dabei im Zentrum der MVP Entwicklung. Doch wie findet man heraus, welche Funktionen das Minimum Viable Product (MVP) beinhalten sollte und wie es gestaltet sein muss, um den größten Nutzen zu bringen?
In diesem Beitrag zeigen wir Euch 9 verschiedene Methoden, mit denen Ihr Euer MVP testen und verfeinern könnt. Wir nehmen Euch an die Hand und geben Euch praktische Tipps und Anleitungen, um den Prozess so effizient und effektiv wie möglich zu gestalten. Lasst uns gemeinsam herausfinden, wie Ihr Eure Geschäftsidee mit dem richtigen MVP auf die Überholspur bringen könnt!
WAS IST EIN MVP?
Ein „Minimum Viable Product“ (MVP), definiert über das Produkt/den Service eine Entwicklungsstufe. Auf dieser Entwicklungsstufe ist es zum ersten Mal möglich, das Produkt/den Service unter realistischen Bedingungen beim Kunden zu testen. Nur Funktionen, die zum eigentlichen Zweck unbedingt notwendig sind, werden implementiert. Dies kann durchaus auch nur eine einzige Funktion sein.
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1. „Ghetto Testing“ oder Fake Door Test
Wenn Ihr nach einer schnellen und unkomplizierten Methode sucht, um zu überprüfen, ob Eure Produktidee Anklang findet, seid Ihr beim „Ghetto Testing“ oder auch Fake Door Test genau richtig. Zynga, bekannt für seine populären Browsergames wie Farmville, hat diese Methode erfolgreich eingesetzt, um wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung seiner MVPs zu gewinnen.
Der Kern dieses Tests besteht darin, einen kurzen und prägnanten 5-Wörter-Pitch für Euer Produkt oder Feature zu erstellen und diesen auf einer hochfrequentierten Webseite zu platzieren. Hierdurch könnt Ihr beobachten, wie viele Nutzer:innen auf Euer Angebot klicken und somit Interesse zeigen.
Doch das ist noch nicht alles. Nutzt die Gelegenheit, die E-Mail-Adressen der Interessent:innen zu sammeln, um mit ihnen in Kontakt zu treten und weiteres Feedback zu sammeln. Anschließend erstellt Ihr eine einfache „Ghetto“-Version Eures Produkts, die Ihr den Nutzer:innen zur Verfügung stellt.
Dies ermöglicht es Euch, direktes Nutzerfeedback zu sammeln und das Nutzererlebnis weiter zu verbessern. Wichtig ist, dass Ihr diesen Prozess wiederholt, um kontinuierlich zu lernen und Euer Produkt stetig zu optimieren.
2. Landingpage Test
Mit dem Landingpage Test geht Ihr einen Schritt weiter in Richtung einer ausgefeilteren Validierung Eurer Geschäftsidee. Anstelle eines einfachen Pitches erstellt Ihr eine dedizierte Landingpage, auf der Ihr Euer Produkt oder Feature ausführlich beschreibt. Nutzt Mockups oder Visualisierungen, um den Nutzer:innen eine Vorstellung davon zu geben, wie das fertige Produkt aussehen könnte. Diese Methode eignet sich besonders gut für digitale Produkte, bei denen Ihr Screenshots oder 3D-Packshots integrieren könnt.
Um Traffic auf Eure Landingpage zu lenken, setzt auf bewährte Online-Marketing-Kanäle wie Facebook- und Google-Ads. Achtet dabei besonders auf die Klickrate Eurer Zielgruppe auf die Anzeigen, denn sie gibt Euch einen ersten Hinweis darauf, wie gut Eure Produktidee ankommt.
Als zweiten Erfolgsindikator könnt Ihr die Anzahl der Nutzer:innen heranziehen, die sich auf Eurer Landingpage für einen Beta-Test oder weitere Produktinformationen anmelden. Diese Daten helfen Euch dabei, das Interesse an Eurem Produkt besser einzuschätzen und geben Euch die Möglichkeit, direktes Feedback von den Nutzer:innen zu erhalten.
Indem Ihr diese beiden Methoden anwendet, erhaltet Ihr wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Wünsche Eurer Zielgruppe. Ihr schafft eine solide Basis für die Weiterentwicklung Eures MVPs und stellt sicher, dass Ihr ein Produkt entwickelt, das den Anforderungen Eurer Nutzer:innen gerecht wird.
3. Die Marktforschung
Marktforschung ist essenziell, um Euer MVP (Minimum Viable Product) perfekt auf Eure Zielgruppe abzustimmen. Die Validierungs-Landingpage ist dabei ein zentrales Tool, um Funktionen zu testen und direktes Feedback von potenziellen Kund:innen zu erhalten.
Ein wirkungsvoller Ansatz ist die Integration einer Vorbestellungsoption auf Eurer Landingpage. Durch das Anbieten unterschiedlicher Preispunkte und Funktionsumfänge könnt Ihr herausfinden, welche Kombinationen bei Eurer Zielgruppe besonders beliebt sind. Das unterstützt nicht nur die Optimierung des MVPs, sondern hilft auch, den idealen Preis zu finden.
Auf der Landingpage könnt Ihr zudem verschiedene Produktvarianten testen, von Farben über Größen bis hin zu spezifischen Features. So lernt Ihr die Präferenzen Eurer potenziellen Kund:innen kennen und könnt das MVP mit den wirklich relevanten Funktionen ausstatten.
4. Flowchart- oder Storyboard-Testing
Flowchart- oder Storyboard-Testing ist eine effektive Methode zur Marktforschung für Euer MVP. Dabei visualisiert Ihr Euer Produkt und dessen Nutzen für die Kund:innen.
Alternativ kann ein Video erstellt werden, was zwar aufwendiger sein mag und möglicherweise weniger detailliertes Feedback liefert, doch beide Ansätze sind wertvoll, um Euer MVP zu verfeinern und Eure Chancen auf einen erfolgreichen Markteintritt zu verbessern. Nutzer:innenfeedback ist dabei entscheidend für die optimale Anpassung Eures Produkts.
5. Das „Wizard of Oz“ MVP
Bei der „Wizard of Oz“-Methode entwickelt Ihr die äußere Hülle Eures Produkts, während die internen Prozesse manuell von Euch als Gründer:innen oder externen Dienstleister:innen wie Fiverr oder Amazon Mechanical Turk durchgeführt werden.
Dieser Ansatz ermöglicht es Euren Kund:innen, das Produkt oder die Dienstleistung in Aktion zu erleben und ein greifbares Ergebnis zu erhalten, auch ohne vollständige Automatisierung im Hintergrund. Diese Methode eignet sich hervorragend, um rasch und kostengünstig Nutzer:innenfeedback zu sammeln und die User Experience zu ermitteln.
Ihr erkennt, welche Features wirklich erforderlich sind und wo das Produkt noch Verbesserung benötigt. So gewährleistet Ihr, dass Euer MVP exakt auf die Bedürfnisse Eurer Zielgruppe ausgerichtet ist und wahrhaftigen Mehrwert bietet.
6. Das Concierge MVP
Das Concierge MVP zeichnet sich durch direkte Kommunikation mit den Kund:innen aus, ohne die Fassade wie bei der „Wizard of Oz“-Methode. Ihr entwickelt das Produkt im direkten Austausch und arbeitet nah an den Nutzer:innen, um ihre Bedürfnisse genau zu verstehen und eine passgenaue Lösung zu entwickeln.
Dieses Vorgehen verschafft Euch wertvolle Einsichten in die Erfahrung der Nutzer und passt das MVP präzise an die Zielgruppenbedürfnisse an. Mit direktem Feedback und enger Zusammenarbeit könnt Ihr schnell lernen, zeitnah anpassen und den größtmöglichen Nutzen für Eure Nutzer:innen sicherstellen.
7. Das Consulting MVP
Beim Consulting MVP nutzt Ihr Euer Fachwissen und bietet Dienstleistungen als Beratung an. So unterstützt Ihr nicht nur Kund:innen, sondern generiert auch Cash-Flow, der laufende Kosten deckt und Investitionen in weitere Automatisierung ermöglicht.
Ihr könnt unmittelbar Einnahmen erzielen und Euer Angebot praxisnah verfeinern. Direktes Kundenfeedback hilft, den Bedarf zu erkennen und das Dienstleistungsportfolio anzupassen. Dieser Ansatz ist ideal, um Eure Expertise zu testen, Kundenbeziehungen zu stärken und praxisrelevantes Feedback zu erhalten.
8. Das Vertrags-MVP
Das Vertrags-MVP ist ein unkonventioneller, doch spannender Weg. Ihr entwerft einen Vertrag für ein noch nicht existierendes Produkt oder eine Dienstleistung und fragt potenzielle Kund:innen, ob sie bereit wären, diesen als Vorkaufsrecht zu unterzeichnen, eventuell mit speziellen Konditionen. Wird das Produkt realisiert, werden diese Interessent:innen automatisch zu Euren Kund:innen.
Dies ähnelt Crowdfunding, jedoch ohne Kund:innenvorauszahlung. Sie können den Vertrag vor Fertigstellung kündigen. Für Euch entstehen keine Verpflichtungen, sollte das Produkt nicht entstehen. Ihr gewinnt jedoch Klarheit über Interesse und Nachfrage und sendet ein starkes Markt- und Investoren:innensignal. So könnt Ihr die Produktentwicklung auf ein festes Fundament stellen.
9. Crowd-Funding Kampagne
Crowd-Funding ist die anspruchsvollste Methode für Projekte mit hohen Produktionskosten, etwa in der Hardware-Branche. Es erreicht frühzeitig potenzielle Kund:innen, die oft Early Adopters sind. Überzeugt Ihr diese, sichert Ihr Eure Finanzierung durch Produkt-Vorverkauf.
Doch unterschätzt nicht den Aufwand einer erfolgreichen Kampagne und rechnet mit einer langen Vorlaufzeit von mindestens drei Monaten. Für schnelle Tests ist Crowd-Funding daher weniger geeignet.
Die Vorteile von Validierungs-Tests
Validierungs-Tests sind für Euch als Gründer:innen zentral, da sie kostengünstig und schnell Aufschluss über Kundenreaktionen geben. Sie ermöglichen es, Produktfeatures genau zu prüfen, Ressourcen effizient einzusetzen und unerwünschte Investitionen zu vermeiden. Weiterhin sind diese Tests entscheidend, um mit Eurer Zielgruppe zu kommunizieren. Sie vertiefen das Verständnis für deren Bedürfnisse und Sprache und verfeinern somit Eure Marketing- und Vertriebsstrategien – essenziell für einen erfolgreichen Markteintritt.
Kurzum, Validierungs-Tests sind ein unverzichtbares Tool, um Innovationen erfolgreich im Markt zu lancieren. Sie schärfen die Kundenorientierung, optimieren den Einsatz von Ressourcen und fördern die Kommunikation mit potenziellen Kund:innen.
Häufig gestellte Fragen
MVP steht für „Minimum Viable Product“ – ein Begriff, der die Basisversion eines Produkts beschreibt, die genau genug Funktionen bietet, um von den ersten Nutzer:innen verwendet zu werden und Feedback zu generieren. Euer Ziel ist es, mit diesem Ansatz schnell und mit minimalem Aufwand zu erkennen, ob Eure Produktidee das Potenzial zum Erfolg hat.
Der Unterschied zwischen MVP (Minimum Viable Products) und MMP (Minimum Marketable Products) liegt im Reifegrad. Ein MVP ist die simpelste Ausführung eines Produkts, erstellt, um Kernannahmen zu testen und das Feedback der Nutzer:innen zu sammeln. Ein MMP hingegen ist weiter ausgearbeitet und bietet genügend Funktionen, um marktreif, also nicht nur nutzbar, sondern auch verkaufsfähig zu sein.
Ein MVP ermöglicht es Euch, mit begrenzten Ressourcen zu testen, ob Euer Produkt bei den Kund:innen ankommt. Ihr gewinnt wertvolles Feedback von frühen Nutzer:innen und könnt sicherstellen, dass Ihr in die Entwicklung von Features investiert, die tatsächlich gefragt sind. So vermeidet Ihr kostspielige Fehlentwicklungen und baut ein Produkt, das den Marktbedürfnissen entspricht.