Der Bund ist bemüht, die Attraktivität Deutschlands für den Bereich KI zu stärken. Dazu braucht es dringend mehr KI Startups. Welche Bereiche hier besonders attraktiv sind, erfährst Du hier.
Der Bund ist bemüht, die Attraktivität des Technologie-Standortes Deutschland auch mit Blick auf Künstliche Intelligenz und ihrer Anwendungsformen zu stärken. Im Juli 2022 wurden dafür fünf KI-Kompetenzzentren mit 50 Millionen Euro im Jahr gefördert.
Damit stärkt das BMBF die tragende Säule der deutschen KI-Forschung und gibt den Forschenden Planungssicherheit, sagt Ministerin Stark-Watzinger.
Doch diese Bemühungen allein reichen natürlich bei weitem nicht aus, um die Zukunft Deutschlands als führender Forschungsstandort im Bereich von Künstlicher Intelligenz zu sichern. Wir brauchen dringend mehr Startups, die sich mit der Technologie befassen und daraus sichere Anwendungen und Lösungen für Unternehmen und Anwender bereitstellen.
Zeit für eine Bestandsaufnahme!
Wo steht Deutschland im Thema Künstliche Intelligenz?
Werfen wir einen Blick auf die interaktive Landkarte für lernende Plattformen und Systeme mit KI. In einigen Gebieten ist bereits eine leichte Konzentration von Anbietern für KI-Systeme zu erkennen, beispielsweise in Berlin, München, Stuttgart und Bremen. Sortiert man die Karteneinträge jedoch nach Startups, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen, dann zeigt sich, wie groß das Potenzial für Jungunternehmen in diesem Bereich wirklich ist.
Vor allem in der Mitte Deutschland ist zu erkennen, dass hier Existenzgründer:innen gute Chancen auf eine Positionierung haben könnten. Das Saarland, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben neben Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nur sehr wenig Einträge.
Ganz vorne dabei ist Berlin, gefolgt von Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Niedersachsen. Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass die Zahlen im Verhältnis zu den Einwohnern oder den angesiedelten Unternehmen vergleichsweise verschwindend gering sind.
Kritik an der Bundesregierung
Bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz hat Deutschland nicht gerade den besten Ruf. Daran ändern auch die geförderten KI-Zentren nichts. 50 Millionen Euro werden bei weitem nicht ausreichen, um international zu den Top-Nationen zu gehören, bei denen Unternehmen Lösungen mit und für KI in Auftrag geben.
Die Unternehmensberatung Deloitte hatte im vergangenen Jahr wieder ihre regelmäßig stattfindende Befragung unter KI-Experten veröffentlicht. Die State of AI in the Enterprise Survey 2022 hatte gezeigt, dass von den 2.620 global befragten Wirtschaftsführer die Mehrheit davon überzeugt sind, dass KI in der Zukunft für den Erfolg von Unternehmen von entscheidender Bedeutung sein wird. Aus Deutschland nahmen laut Deloitte 150 Befragte teil.
Einige der Ergebnisse:
- 79 % der Befragten geben an, drei oder mehr Arten von KI vollständig eingesetzt zu haben, verglichen mit nur 62 % im Jahr 2021.
- Allerdings stieg der Anteil der Unternehmen, die ihre eigenen Leistungen im Bereich von KI als eher schwach bezeichneten, um 29 % zum Vorjahreswert.
- Zu den Herausforderungen gehören das Risikomanagement und das Engagement der Führungskräfte. Zudem das Aufrechterhalten des Engagements nach Einführung.
- 82 % der Teilnehmer:innen gaben an, dass KI die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen und ihre Leistung steigern kann.
- 65 % der Rückmeldungen gaben Hinweise darauf, dass die Unternehmen KI-Leistungen von externen Partnern einkaufen. Nur 35 % der Betriebe entwickeln ihre KI-Anwendungen inhouse.
65 % der Unternehmen kaufen KI extern ein
Die globale Studie von McKinsey zeigt, dass sich die Akzeptanz von KI seit 2017 mehr als verdoppelt hat, obwohl der Anteil der Organisationen, die KI nutzen, in den letzten Jahren zwischen 50 und 60 Prozent stagniert. Von den Unternehmen, die bereits führend im Einsatz der Künstlichen Intelligenz sind, konnten laut der jährlich stattfindenden Befragung 8 Prozent durch KI ihren Umsatz steigern. Vor allem bei der Verknüpfung von KI mit ihren Kernpraktiken entstehen laut McKinsey die Mehrwerte für Unternehmen.
Die “Industrialisierung der KI” bedarf einer modularen Datenarchitektur, die schnell neue KI-Anwendungen integriert. Bei der Automatisierung von datenbezogenen Prozessen zeigen sich ebenfalls große Potenzial, sowohl bei der Effizienz als auch bei der Kostensenkung.
"Wir haben zurzeit jeden Tag knapp 4000 neue Kunden. Der Aufwärtstrend ergibt sich definitiv aus der generellen Akzeptanz von KI."
Elisabeth L'Orange, Gründerin des KI Startups Oxolo
*Mehr Infos zu oxolo gibt es im Beitrag zum Founders Talk mit Elisabeth L’Orange.
Chance für KI Startups aus Deutschland
Künstliche Intelligenz made in Germany genießt großes Vertrauen – wenn man die deutschen Unternehmen fragt. Für 81 Prozent der Unternehmen, die KI-Anwendungen bereits einsetzen oder künftig einsetzen wollen, ist das Herkunftsland ihres KI-Anbieters wichtig und nur zwei Länder kommen für alle von ihnen (100 Prozent) infrage: Deutschland und die USA.
Dem großen Vertrauensvorschuss stehen jedoch die Zahlen aus dem September 2023 gegenüber, nach denen für die Hälfte der Befragten KI noch immer kein Thema ist.
So ernüchtern die Zahlen aus der oberen Grafik auch erscheinen mögen, sie bieten die notwendigen Nischen am Markt, in denen sich Startups platzieren können. Genau an diesen Schnittstellen können sich neue KI Unternehmen mit exzellenten Erfolgschancen platzieren!
Diese Bereiche bieten die größten Chancen für KI Startups
Schnittstelle zu Verbraucher:innen
Die Konsumgüterindustrie umfasst Bereiche wie Hotels, Restaurants, aber auch Fluggesellschaften, Lebensmittel, Kleidung, Schmuck oder Elektronikartikel. Es geht bei diesen Institutionen immer um die Betreuung der Kund:innen. Den tendenziell größten Erfolg für Startups sieht Deloitte bei der Entwicklung und Integration von KI-Assistenten, wie beispielsweise die intelligente Unterstützung in Form von Chatbots. Aber auch autonome Fahrzeuge, KI-gestütztes Promotion-Management sowie personalisiertes Kundenfeedback bieten gute Chancen zur Platzierung neuer Lösungen.
Biowissenschaften und das Gesundheitswesen
Die Bedeutung von KI für Biowissenschaften und das Gesundheitswesen hat sich durch COVID-19 weltweit verändert. Unternehmen ist klar geworden, dass KI-Anwendungen einen Vorsprung gegen über den Konkurrenten bedeuten können. Zu den Top-Anwendungsfällen gehören beispielsweise die Automatisierung sich wiederholender Aufgaben und branchenübergreifender Geschäftsprozesse. Die Lösungen für das Back-Office übernehmen dabei nach Häufigkeit die Führung. Hier können sich Startups mit KI-Anwendungen innerhalb der biopharmazeutischen F&E-Wertschöpfungskette (F&E steht für Forschung und Entwicklung) hervorragend platzieren. KI-gestützte Diagnosen, prädikative Diagnosen, die Erkennung von Versicherungsbetrug sowie die Einführung von intelligenten Krankenhausstrukturen sind weitere Chancen.
Öl-, Gas- oder Chemiebranche
Branchen mit stark prozessorientierten Anlagen, wie die Öl-, Gas- oder Chemiebranche, haben in den letzten zwei Jahrzehnten erhebliche Summen investiert, um Instrumente und Technologien miteinander zu verbinden und betriebsrelevante Daten zu sammeln. Die schiere Menge an unstrukturierten und strukturierten Daten ist kaum ohne KI steuerbar und die Daten-Plattformen wachsen weiterhin exponentiell an. Mit Anwendungen der Künstlichen Intelligenz können Unternehmen fundiertere Entscheidungen treffen. Vor allem im Back-Office sowie in Funktionen für die Automatisierung und Analyse zeigen sich Lücken, die mit den entsprechenden KI-Anwendungen geschlossen werden können. Die Branche ist allgemein dafür bekannt, neue Technologien, vor allem digitaler Natur, langsamer als andere zu akzeptieren. Umso größer ist hier der Bedarf zur Einführung innovativer KI-Technologien.
Technologie-, Medien- und Telekommunikationsunternehmen
Technologie-, Medien- und Telekommunikationsunternehmen scheinen weit mehr als alle anderen die Bedeutung von KI zu erkennen. Google, Amazon und Facebook hatten bereits früh begonnen, sich der kommerziellen Nutzung von KI zu widmen und Produkte und Dienstleistungen mit der Technologie anzubieten. Die fortgeschrittene Reife dieser Branche wird laut Deloitte darauf zurückgeführt, dass die Branche schon seit Jahren stark auf den operativen Bereich konzentriert ist. Die schnelle Akzeptanz digitaler Marketingtechnologien zur Kundengewinnung und Bindungsbemühungen bedeutet aber auch, dass der Wettbewerb unter den Anbietern hart ist. Wachstumschancen ergeben sich durch die weitere Monetarisierung des Digital-Forst-Prinzips, bei dem Unternehmen den größten Mehrwert aus KI-Anwendungen im Zusammenhang mit Back-End-Operationen erhalten können. Startups, die sich in diesem Sektor spezialisieren, helfen Unternehmen bei der Wertschöpfung, die zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden ist.
Finanzbranche
Auch bei den Finanzdienstleistungen können sich KI Startups sehr gut platzieren, denn die Branche rechnet durch die disruptiven Veränderungen mit steigenden Kundenerwartungen. Zudem sehen sich die Unternehmen der Finanzbranche steigenden Anforderungen durch staatliche Regulierungen gegenüber und der zunehmende Wettbewerb durch Fintechs und Neobanken stärkt den Wettbewerb. Die von Deloitte durchgeführte Studie hat gezeigt, dass der Finanzsektor im Vergleich zu anderen Branchen bei der Akzeptanz von KI etwas hinterherhinkt. Startups, die dazu beitragen, dass mit ihren KI-Anwendungen Kostensenkungen erzielt werden und Skalierungen für profitables Wachstum der Unternehmen sorgen, können positiv in die Zukunft blicken.
Fazit
Deutschland unternimmt bereits viel, um den Technologiestandort auch für KI-Entwicklungen zu stärken. Die Regierung wird aber noch mehr Geld ausgeben müssen, als bisher, wenn die Führungsrolle angestrebt und verteidigt werden soll. Die Investitionen werden sich in Zukunft erhöhen müssen, auch seitens der Unternehmen, denn KI ist Teil der Wertschöpfungskette und macht in der Zukunft einen großen Anteil ihrer Unternehmensausgaben aus.
Um einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb zu erhalten, werden externe Dienstleister mit der Entwicklung von KI-Lösungen beauftragt. Der anhaltende Fachkräftemangel macht es zunehmen schwerer, die notwendigen Anwendungen inhouse zu entwickeln. Deutschland genießt hinsichtlich der Entwicklung von KI-Anwendungen international bereits einen sehr guten Ruf.
Existenzgründer:innen können unter diesen Voraussetzungen schnell zu den Spitzenreitern im Bereich der KI aufsteigen und zur nachhaltig verbesserten Effizienz von Unternehmen beitragen.
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