Klimawandel, Armut oder Migration – die Welt steht vor gewaltigen sozialen Herausforderungen. Und genau hier setzt Social Entrepreneurship an: Mit innovativen Ansätzen versuchen Gründer:innen, einen positiven Wandel der Gesellschaft zu bewirken. Doch der Aufbau eines Social Startups birgt einige Hürden. In unserem Beitrag zeigen wir Dir, worauf du bei der Gründung eines Social Startups achten solltest und welche Business Cases es hier bereits gibt.
Social Entrepreneurship – Was ist das?
Geld verdienen für den guten Zweck: So in etwa lautet das Prinzip des Social Entrepreneurship. Mit kreativen Ansätzen versuchen Gründer:innen, die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit zu lösen. Und dabei schaffen sie einen Spagat: Auf der einen Seite stehen Vereine oder Organisationen, die sich für die Gesellschaft einsetzen – ohne dabei jedoch an Gewinne zu denken. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, die sich auf den reinen Profit konzentrieren. Social Entrepreneurship bewegt sich hierbei in der Mitte: Zwar möchten Social Startups mit ihrer unternehmerischen Tätigkeit ein profitables Geschäftsmodell auf die Beine stellen, allerdings steht die soziale Wirkung immer im Vordergrund. Gewinne dienen daher oft nur als Mittel zum Zweck und werden zum großen Teil reinvestiert. Auch der stark innovative Ansatz ist ein Merkmal, mit dem sich Social Entrepreneurship von einfachen gemeinnützigen Organisationen abhebt. In Deutschland widmen sich Social Startups vor allem Bereichen wie Bildung, Umweltschutz oder auch Fair Trade.Rechtsformen für Social Entrepreneurship
Grundsätzlich unterscheidet sich die Gründung eines Social Startups nicht von der eines gewinnorientierten Unternehmens. Doch bei der Wahl der passenden Rechtsform könnte es schwierig werden – aktuell gibt es in Deutschland noch kein spezielles Modell für Social Entrepreneurship. Eine typische Lösung sind daher hybride Rechtsformen: Modelle wie die gGmbH erlauben es Startups zum Beispiel, sowohl Spenden anzunehmen als auch von den Haftungsregelungen der klassischen GmbH zu profitieren. Wichtig ist: Rechtsform und Geschäftsmodell sind voneinander unabhängig. Gründer:innen könnten ihre soziale Idee daher auch in einer Kapitalgesellschaft umsetzen. Die folgenden Beispiele gelten als gängigste Rechtsformen für Social Startups:
- e.V.: Zu Beginn könnte sich für Social Startups die Rechtsform des eingetragenen Vereins (e.V.) eignen. Denn: Die Gründung ist hier schon mit wenig Startkapital und ohne große bürokratische Hürden möglich. Dazu genießen Vereine einen guten Ruf, der das Sammeln von Spenden erleichtern kann. Allerdings gibt es bei der Ausschüttung von Gewinnen starke Einschränkungen, wodurch auch die unternehmerische Tätigkeit begrenzt wird. Dazu müssen Entscheidungen teilweise von allen Mitgliedern gemeinsam getroffen werden – Investor:innen schreckt dies in der Regel ab.
- gGmbH: Die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) zählt zu den bekanntesten hybriden Rechtsformen für Social Entrepreneurship. Sie vereint die Absichten von Gewinn und Gemeinwohl und bietet dabei einige Vorteile: Die Haftung ist auf das Vermögen der Gesellschaft begrenzt. Dazu entfallen z.B. die Körperschafts- oder Gewerbesteuer. Gleichzeitig erlaubt es die gGmbH jedoch auch, Spenden anzunehmen. Vergleichbare Rechtsformen mit ähnlichen Vorzügen sind die gUG oder gAG. Allerdings: Im Hinblick auf Steuern und Verwaltung kann ein solches Modell durchaus kompliziert sein. Hybride Rechtsformen könnten sich vor allem für Gründer:innen eignen, die als Verein begonnen haben und nun verstärkt wirtschaftliche Interessen verfolgen möchten.
Finanzierungsmodelle für Social Entrepreneurship
Die Finanzierung zählt beim Social Entrepreneurship zu den größten Hürden. Der Grund: Investor:innen und Banken messen den Erfolg eines Unternehmens grundsätzlich am Gewinn. Doch der wird bei Social Startups in der Regel gespendet oder direkt reinvestiert – eine Zwickmühle. Nicht nur in der frühen Phase, sondern auch bei Anschlussfinanzierungen können Gründer:innen daher unter Druck stehen. Häufig finanzieren sie sich daher aus eigenen Mitteln oder werden von ihrem Umfeld unterstützt.
Allerdings haben sie auch einen grundlegenden Vorteil: Da Social Startups weder als rein soziales noch als rein gewinnorientiertes Unternehmen gelten, haben sie auch eine breitere Auswahl an Finanzierungsmöglichkeiten. So können sie einerseits eigene Einnahmen – z.B. durch den Verkauf von Produkten – generieren, andererseits aber auch viele öffentliche Zuschüsse oder Spenden in Anspruch nehmen. Neben dem eigenen Kapital stehen Gründer:innen vor allem folgende Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Kredite: Eine klassische Finanzierungsmethode für Social Startups können Bankkredite sein. Sie erleichtern vor allem die Planung, da Zeitraum und Zinssatz von Beginn an feststehen. Dazu hält die Bank keinerlei Anteile oder Mitspracherecht. Gerade beim Social Entrepreneurship müssen Gründer:innen hier aber einen guten Businessplan vorlegen. Die Herausforderung: Kredite bekommen eher Unternehmen, deren Geschäftsmodell sich bereits bewährt hat und Gewinne somit sicherer sind. Da Social Startups aber nicht nur auf Gewinn ausgerichtet sind, erhalten sie häufig schlechtere Konditionen. Anders ist es jedoch bei Förderbanken wie der KfW oder NRW.Bank: Sie helfen Social Startups mit Krediten aus, die besonders günstige Konditionen haben.
- Venture-Capital: Auch Risikokapital von Investor:innen kann eine Finanzierungsform für Social Startups sein. Ein grundsätzlicher Vorteil: Investor:innen bringen nicht nur Geld, sondern auch ihr Wissen ein. Allerdings führt dies auch zu einem Zwiespalt: Auf der einen Seite werden Gründer:innen zu einem Wachstum des Gewinns gezwungen, auf der anderen Seite streben sie nach einer sozialen Wirkung. Zwar zählt die Finanzierungsform noch zur Ausnahme im Social Entrepreneurship, allerdings haben sich einige Organisationen wie BonVenture oder Ashoka auf die Unterstützung von Social Startups spezialisiert. Eine Hilfe bietet auch die Finanzagentur für Social Entrepreneurship (FASE), die das Kapital unterschiedlicher Investor:innen bündelt und in Social Startups investiert.
- Förderungen: Als eine der wichtigsten Finanzierungsformen für Social Entrepreneurship gelten Förderungen. Zunächst stehen Gründer:innen dabei allgemeine Förderprogramme des Bundes oder der Länder für Existenzgründungen zur Verfügung. Es gibt aber auch spezielle Programme wie das Green-Start-up Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, das Gründer:innen mit innovativen Lösungen für die Umwelt unterstützt. Als wichtiger Partner von Social Startups gelten vor allem aber Stiftungen wie die Schwab Foundation for Social Entrepreneurship, die ein weltweites Netzwerk von führenden Social Entrepreneurs aufgebaut hat und neue Projekte aus dem Bereich unterstützt.
- Crowdfunding: Das Crowdfunding zählt zu den neueren Finanzierungsformen. Hierbei können Gründer:innen ihr Startup auf einer Plattform vorstellen und Geld von Anleger:innen einsammeln, die von dem Projekt überzeugt sind. Vor allem im Social Entrepreneurship hat dieses Finanzierungsmodell eine immer höhere Bedeutung. Ein Grund: Weltweit haben Menschen ein zunehmendes Bewusstsein für soziale und ökologische Probleme – und für entsprechende Lösungen mit unternehmerischen Mitteln. Zu den Vorteilen des Crowdfundings zählt auch, dass eine Kampagne das eigene Projekt bekannter machen kann. Zudem gibt es Plattformen wie betterplace oder startnext, die sich auf das Crowdfunding von sozialen Projekten spezialisiert haben.
Social Entrepreneurship in der Praxis: 5 erfolgreiche Startups und ihr Business Case
- Lemonaid
Lemonaid hat sich auf den Bereich Fair Trade spezialisiert. Mit seinen Einnahmen aus dem Verkauf von Limonade fördert das Hamburger Startup unter anderem gemeinnützige Projekte oder die regionale Landwirtschaft. Zusätzlich fließt ein Teil des Geldes in einen eigenen Verein, der soziale Projekte in benachteiligten Ländern finanziert. Für sein Konzept hat das Social Startup bereits den Deutschen Gründerpreis erhalten. - Polarstern
Polarstern widmet sich der Energiewende. Dazu versorgt das Münchner Startup seine Kund:innen mit Strom und Gas aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft. Darüber hinaus investiert es aber auch seine Einnahmen in den Ausbau erneuerbarer Energien. Das Geld fließt dabei unter anderem in Entwicklungsländer wie Kambodscha, um den Menschen vor Ort einen Zugang zu erneuerbarer Energie zu ermöglichen. - Soulbottles
Soulbottles hat sich das Thema Nachhaltigkeit zur Aufgabe gemacht. Dazu bietet es nachhaltige Flaschen aus Glas oder Edelstahl an, die zum großen Teil aus recycelten Materialien produziert werden. Außerdem investiert das Berliner Startup pro verkaufter Flasche einen Euro in soziale Projekte, die den Zugang zu Trinkwasser in Entwicklungsländern fördern. Mittlerweile hat Soulbottles auch einen eigenen Inkubator, mit dem nachhaltige Startups gefördert werden. - Digitale Helden
Digitale Helden setzt sich für einen bewussteren Umgang mit digitalen Medien ein. Das Frankfurter Startup bietet hierzu Online-Kurse für Schulen und Familien an, die sich mit Themen wie Cybermobbing oder Datenschutz beschäftigen. Dazu ist das Social Startup für sein Mentorenprogramm bekannt, in dem es Schüler:innen ausbildet, damit diese ihr Wissen dann an jüngere Kinder weitergeben können. Inzwischen unterstützt Digitale Helden verschiedene Schulen in ganz Deutschland. - Auticon
Auticon ist eine IT-Beratung, die sich dem Thema Inklusion widmet und ausschließlich Menschen mit Autismus vermittelt. Dabei geht das Berliner Startup auf die besonderen Bedürfnisse seiner Mitarbeiter:innen ein und stellt ihnen zum Beispiel einen persönlichen Coach zur Seite, der die Kommunikation mit Kund:innen erleichtert. Auticon ist mittlerweile weltweit tätig. Zu den Auftraggebern gehören unter anderem Siemens oder Allianz.