Das erste iPhone kam 2007 auf den Markt. Im selben Jahr startete Markus Witte gemeinsam mit zwei weiteren Mitgründern in Berlin ein Projekt, das Menschen auf der ganzen Welt Fremdsprachen beibringen wird. Heute gehört das EdTech Unternehmen Babbel mit über 10 Millionen Usern und mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen zu den Top-Playern im Bereich Fremdsprachentraining – inklusive einiger Höhen und Tiefen auf dem Weg zum Erfolg.
Im Founders Talk am 24. August 2023 verriet Markus uns, wie wichtig ein funktionierendes Kerngeschäft ist, warum Leader auch folgen können sollten und warum hohe Finanzierungssummen für Startups nicht per se der Erfolgsfaktor Nummer Eins sind.
Learning 1: Das Kerngeschäft muss von sich aus funktionieren
Babbel-Gründer Markus berät und begleitet angehende Gründer:innen. Ein Grundsatz, den er dabei an seine Schützlinge weitergibt: Erst wenn Du 100 Millionen Euro Umsatz mit Deinem Kerngeschäft gemacht hast, solltest Du in andere Bereiche expandieren.
Dahinter steckt der Gedanke, dass das Kerngeschäft aus sich heraus skalierbar sein und unabhängig von Erweiterungen funktionieren muss. Bei Babbel ist das Kerngeschäft der B2C Markt. Er erklärt: „Wenn das Geschäftsmodell es nicht zulässt, dass man mit seinem Core Business erfolgreich ist, dann schaut man sich woanders um – aber dann ist das keine Expansion, sondern ein Pivot.“
Das Learning hier: Gründer:innen, die an ihr Kerngeschäft glauben, sollten es ausbauen, anstatt sich von zu früher Expansion ablenken zu lassen.
Erst als Babbel einen Umsatz von weit über 100 Millionen Euro erwirtschaftete, erweiterte das Unternehmen sein Angebot vom B2C in den B2B Bereich und beschäftigt heute über 100 Mitarbeiter:innen im B2B-Geschäft.
Learning 2: Springe nicht auf jeden Trend auf
Als 2015 die Apple Watch auf den Markt kam, war Babbel eine der wenigen Apps, die von Apple ausgewählt wurden, um den Mehrwert der Uhr zu demonstrieren. Kooperation mit Apple – für viele Software-Startups ein riesiger Meilenstein. Markus bewertet das Projekt im Founders Talk etwas anders: „Dass Babbel auf der Apple Watch ist, hat uns nichts gebracht.” Das Vokabel-Lernen mit der Watch habe zu dem Zeitpunkt einfach nicht gut funktioniert und war – abgesehen von Anerkennung in der Szene –eher eine Ablenkung als ein Gewinn für das Unternehmen. Warum sie es dennoch gemacht haben?
Weil es verlockend ist, in der Branche Pionierstatus zu erreichen und bei Innovationen ganz vorne dabei zu sein. Was als Chance gesehen wird, kann sich allerdings auch als Ablenkung und Ressourcenverschwendung entpuppen. Laut dem Babbel-Gründer ist damals noch nicht klar gewesen, welchen Kern-Nutzen die Apple Watch haben wird. Die Lehre daraus: “Warten, bis sich zeigt, was der Nutzen ist – und dann kann man etwas dafür bauen”.
Ähnlich verhält es sich mit neuen Trends wie dem Metaverse oder der künstlichen Intelligenz. “Mit KI stehen wir möglicherweise vor einem Plattform-Wechsel, der so gravierend sein könnte, wie der Wechsel von Desktop zu Mobile”, sagt Markus. Aber “die Panik, überall als Erster dabei sein zu müssen, ist schlecht.” Also lieber abwarten und die Ressourcen schonen.
Learning 3: Sammel nicht einfach viel Geld ein - sondern tue es klug
Der Babbel-Gründer erklärt, dass jede Finanzierungsrunde bei Babbel einen konkreten Zweck hatte und dass das Geld nicht nur gebraucht wurde, weil nichts mehr da war. „Mit Geld und der Professionalisierung (durch Investor:innen) bekommt man einen ganz anderen Schub”, sagt er über die erste Finanzierungsrunde aus dem Jahr 2008. “Die erste Runde brauchten wir, um vom Boden wegzukommen, (…) die zweite, um zu skalieren, und mit der dritten haben wir ein Team in den USA aufgebaut.”
Das Learning: Gerade bei Softwareprodukten geht es nicht darum, möglichst viel Geld einzusammeln, sondern möglichst in der richtigen Unternehmensphase.
Learning 4: Fokussiere Dich auf den Erfolg der Mitarbeiter:innen, um selbst Erfolg zu haben
Für Markus war der Wechsel vom “kreativen Chaos” in eine Führungsposition nicht einfach. Die erste Herausforderung: “Vom Macher zum Cheerleader” werden. In einer Managementrolle wird fachliche Arbeit mehr und mehr abgegeben – man nimmt die Rolle des Supervisors ein. “Das Machen abzugeben, ist ein Riesenschritt”, sagt er.
Während Entwickler:innen beispielsweise nach 14 Stunden Arbeit sichtbare Ergebnisse produzieren und etwas Echtes geschaffen haben, hat man als Manager:in “zwölf Meetings hinter sich. Und was hat man geschaffen? Nichts.” Wenn es um Führung geht, muss sich jede:r selbst entscheiden: Will man Cheerleader oder Macher:in sein?
Was dem Babbel-Gründer geholfen hat, “ist die Fokussierung auf den Erfolg anderer”. Markus hält das für einen zentralen Faktor guter Führung und sagt: “Alle Menschen wollen mitdenken. Die Frage ist: Bin ich (als Arbeitskraft) in einem Umfeld, in dem ich mich traue, das zu tun?” Es geht darum, ein Klima zu schaffen, das Menschen ermutigt, mitzugestalten. Nur so schöpfen Gründer:innen das volle Potenzial ihres Teams aus und lassen die beste Idee gewinnen.
Die 4 Learnings von Babbel-Gründer Markus Witte zusammengefasst
Bevor Du nicht 100 Millionen Euro Umsatz in Deinem Kerngeschäft gemacht hast, solltest Du nicht in andere Bereiche investieren.
Warte, bis sich der Nutzen einer Innovation zeigt, dann kannst Du etwas dafür bauen.
Gerade bei Softwareprodukten geht es nicht darum, möglichst viel Geld einzusammeln, sondern möglichst in der richtigen.
Du bist in einer Führungsposition? Schaffe ein Umfeld, in dem sich alle trauen, Ideen einzubringen und lerne eher Cheerleader:in als Macher:in zu sein.
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