Status Quo: Wie steht es um die deutsche Startup-Szene?
Warum spielen Startups jetzt eine zentrale Rolle?
Was planen die Parteien für Startups?
Ein Blick in die aktuellen Wahlprogramme macht Mut, dass die Politik den Bedarf erkannt hat. Mit Begriffen wie „Innovationskraft“ und „Erfindergeist“ steht die Förderung von Startups an verschiedenen Stellen auf der Agenda. Wir blicken auf die wichtigsten Maßnahmen, von denen Gründer:innen bei der nächsten Regierung profitieren könnten:
Bürokratie abbauen
Eine Vorschrift hier, eine Auflage da – das Thema Bürokratie spielt in allen Wahlprogrammen eine zentrale Rolle. Klares Ziel ist, die Hürden für Unternehmen aus dem Weg zu räumen. Gerade für Startups gehört das laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom zu den dringendsten Maßnahmen für eine gründerfreundlichere Politik. Die Parteien wollen hierzu auf digitale Verfahren setzen, um etwa Dokumentationen zu vereinfachen. Speziell für Startups könnte es eine „Gründerschutzzone“ (CDU) geben, die sie in der Gründungsphase von bürokratischen Vorschriften befreit. Helfen soll auch ein „One-Stop-Shop“ (Die Grünen), der Startups alle Schritte zur Gründung aus einer Hand anbietet. Von den schlankeren Verfahren könnten also vor allem junge Startups in der Gründungsphase profitieren.
Schlüsseltechnologien ankurbeln
Deutschland soll bei neuen Schlüsseltechnologien eine führende Rolle einnehmen. Einerseits soll dazu mehr Geld in die Forschung und Entwicklung fließen. Andererseits soll der Transfer von innovativen Ideen in erfolgreiche Geschäftsmodelle stärker gefördert werden. Die ehemaligen Regierungsparteien (SPD; FDP; Die Grünen) halten hierzu weiter an ihrem Plan für die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) fest, durch die Wissenschaft und Unternehmen enger vernetzt werden sollen. Auch die Kooperation zwischen Startups und Unternehmen aus dem Mittelstand steht auf dem Programm und soll durch bessere Bedingungen leichter werden (CDU). Im Fokus steht dabei vor allem der Bereich KI, aber auch Quantencomputing, Robotik oder Green Tech spielen eine wichtige Rolle. Startups aus diesen Branchen könnten also noch stärker gefördert werden. Ein weiterer Plan sind auch mehr Public Private Partnerships (FDP; Die Grünen), bei denen der Staat mit Startups zusammenarbeitet.
Talente schneller integrieren
Im weltweiten War of Talents soll Deutschland wieder attraktiver werden. Eine große Hürde: Die Eingliederung von Fachkräften ist zu bürokratisch und dauert zu lange. Digitale Visa-Verfahren stehen daher in vielen Wahlprogrammen ganz oben, um diese Prozesse zu beschleunigen. Hierzu gab es mit dem „Auslandsportal“ zu Beginn des Jahres zwar erste Impulse, allerdings zeigen sich Berichten zufolge noch Lücken auf. Außerdem planen alle Parteien, Berufsabschlüsse aus dem Ausland leichter und schneller anzuerkennen. Für schlankere Prozesse soll auch etwa eine „digitale Bundesagentur für Einwanderung“ (CDU) bzw. ein „One-Stop-Shop für die Einwanderung“ (FDP) sorgen.
Bei der Digitalisierung aufholen
Deutschland muss seine digitalen Defizite endlich aufholen – in diesem Befund sind sich alle Parteien einig. Digitale Prozesse sollen in verschiedensten Bereichen der Wirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung für mehr Effizienz sorgen. Helfen könnte dabei eine „Datenchancepolitik“ (CDU), die etwa die automatische Erhebung von Daten fördert und insbesondere KI-Startups mehr Freiräume ermöglicht. Um all diese Leistungen effizient zu bündeln, steht ein eigenes Digitalministerium (FDP; CDU) zur Diskussion – eine Idee, die bereits von vielen Seiten aus der Startup-Szene gefordert wurde. Ein Fokus aller Programme ist auch der Bildungsbereich: Mit dem „Digitalpakt Schule 2.0“ wurde bereits beschlossen, dass künftig noch mehr Geld in die Digitalisierung von Schulen fließen soll. Zwar ist die neue Regierung nicht daran gebunden, allerdings steht das Thema bei allen Parteien auf der Agenda. EdTech Startups könnten mit ihren Lösungen also künftig noch wichtiger werden. (Hinweis: Es wurden nur Parteien betrachtet, die nach aktuellem Stand am wahrscheinlichsten an der Regierungsbildung beteiligt sein könnten. Hierzu zählen die SPD, CDU/CSU, FDP und Die Grünen)
Fazit: Nur Versprechen, aber eine Perspektive
Zu viel Bürokratie, digitale Defizite, Fachkräftemangel – ein Blick in die Wahlprogramme macht Mut, dass die Probleme von Startups nicht mehr zu ignorieren sind. Daher könnten Gründer:innen nach der Wahl von verschiedenen Maßnahmen profitieren: Digitale Prozesse sollen etwa dafür sorgen, dass der Schritt zur Unternehmensgründung oder die Eingliederung von Talenten aus dem Ausland noch einfacher wird. Auch Schlüsseltechnologien wie KI oder GreenTech stehen im Fokus, genauso wie die Digitalisierung der Bildung. Künftig könnten Startups aus diesen Bereichen also noch gefragter sein.
Wie so oft gilt aber auch bei dieser Wahl: Es handelt sich bislang nur um Versprechen. Welche Partei welche Ideen umsetzen kann, ist offen. Dennoch bleibt die Zukunft der deutschen Wirtschaft – und damit die Perspektive von Startups – auch nach der Wahl ein zentrales Thema.
Quellen
https://t3n.de/news/deutsche-startups-risikokapital-1667960/
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Startup-Politik-glatte-Vier
https://www.n-tv.de/wirtschaft/wirtschaft_startup/Zahl-der-Startup-Gruendungen-steigt-deutlich-article25473864.html
https://www.businessinsider.de/gruenderszene/business/startups-sind-chefsache-verena-pausder-appelliert-an-den-naechsten-kanzler/
https://www.businessinsider.de/abo/bi-plus/politik-plus/digitale-visa-baerbocks-prestigeprojekt-haelt-nicht-was-es-verspricht/
Wahlprogramme
Die Grünen: https://cms.gruene.de/uploads/assets/20241216_BTW25_Programmentwurf_DINA4_digital.pdf
CDU/CSU: https://www.politikwechsel.cdu.de/sites/www.politikwechsel.cdu.de/files/docs/politikwechsel-fuer-deutschland-wahlprogramm-von-cdu-csu-1.pdf
SPD: https://mehr.spd.de/custom-static-assets/documents/Regierungsprogramm.pdf
FDP: https://www.fdp.de/sites/default/files/2024-12/fdp-wahlprogramm_2025.pdf