Wir haben evermood Co-Founder Lara zu ihrer Plattform und der gelebten Teamkultur befragt. Ihre ehrlichen Einschätzungen und Tipps erfährst Du im Interview.
Lara, was steckt hinter dem Konzept von evermood?
Ich hatte damals an meinem Arbeitsplatz eine Konfliktsituation, wo sich eine Führungskraft mir gegenüber sexistisch verhalten hat. Davon habe ich Marvin, meinem jetzigen Mitgründer, erzählt und wir haben uns dann zunehmend damit beschäftigt, was es für Lösungsmöglichkeiten geben kann, Mitarbeitende bei Konflikten, aber auch anderen stigmatisierten Themen am Arbeitsplatz zu unterstützen. Und so hat sich in uns die Mission entwickelt, einen sozusagen digitalen Safe Space zu schaffen. Mittlerweile hat sich dieses Konzept von evermood zu einer ganzheitlichen Mediathek weiterentwickelt, wo wir über 200 Videos, Beiträge von Themen wie Stress, Burnout, Mobbing, Depression zusammenführen und den Zugang so leicht wie möglich gestalten.
Damals habt ihr mit dieser Idee unter dem Namen „Lytt“ an unserem Accelerator teilgenommen. Was ist Dein Resümee vom Programm?
Das Programm hat uns in der Fokussierung unserer Idee enorm weitergeholfen mit dem Zugang zu diversem Expertenwissen. Ich erinnere mich an Workshops mit dem SAAS Institut, an Netzwerk Veranstaltungen, viele Kontakte zu den Hidden Champions in der Region OWL und an sehr ehrliches und auch kritisches Feedback zu den Business Cases.
Wir haben in dem Programm das Basiswissen gesammelt, was heute immer noch wertvoll ist und auf der anderen Seite ist auch dieser emotionale Mehrwert nicht zu unterschätzen, den es hat, Teil von einer Community zu sein, die gerade den gleichen Weg durchmacht und dass man sich dann gegenseitig pusht und unterstützt. Die Community, davon lebt es ja dann auch sehr viel.
Habt ihr darüber nachgedacht, mal in den B2C-Markt zu gehen mit eurer Idee oder war für euch sofort klar, dass es B2B sein soll?
Wir sind ja aus diesen Konfliktsituationen nicht allgemein, sondern schon im Arbeitskontext gekommen und was uns von Tag eins daran begeistert, ist es, stigmatisierte Probleme am Arbeitsplatz zu thematisieren. Und ich glaube, so war dieser kulturverändernde Aspekt bei uns auch elementar in der Eigenmotivation, dass das Thema B2C noch nie so wirklich präsent war bisher.
Und jetzt seid ihr mit dieser Idee schon gut gewachsen. Kannst Du da ein bisschen was zu sagen, wie es bei eurem Kundenstamm aussieht?
Wir haben einen ziemlich bunten Blumenstrauß von Groß- bis Kleinunternehmen, darunter die Deutsche Bahn und die Bertelsmann-Stiftung. Wir haben unseren Content immer mehr so entwickelt, dass er ab Organisationen von 50 Beschäftigten besonders relevant und auch bezahlbar ist, dass wir da echt die Bandbreite bedienen können.
Bandbreite ist ein gutes Stichwort. Ihr habt in eurem Kundenstamm eine recht große Bandbreite und auch in den Content Themen. Bleibt ihr so divers aufgestellt oder habt ihr vor, euch auf einen bestimmten Bereich zu fokussieren?
Der Mehrwert unserer Plattform liegt genau darin, dass wir ganz vielfältig Themen von Mobbing, Stress, Frustration, Sorgen am Arbeitsplatz und auch private Probleme behandeln. Wir suchen uns dazu Partner auf den Ebenen, integrieren deren Inhalte und machen die Plattform so vielschichtig wie möglich.
Wie ist es für Dich Lara jetzt ein Team aus mittlerweile 12 Mitarbeiter:innen zu führen?
Es ist etwas, das ganz viel Spaß macht, sein eigenes Projekt umzusetzen. Intrinsisch ist für mich das Thema Kultur und Mitarbeiterführung total wichtig. Das beginnt bei OKRs, mit denen jeder realistische, motivierende Ziele hat, über Retrospektiven bis hin zu regelmäßigen, gemeinsamen Offsites.
Wie würdest Du denn generell Deinen Führungsstil beschreiben?
Puh, gute Frage. Ich glaube, ich bin eine sehr empathische und auch empowernde Person. Wenn mal Dinge nicht laufen bin ich so von Natur aus immer das Stehaufmännchen und auch jemand, der die Leute motiviert und sagt: Mach erstmal!
Wie lebt ihr eure Unternehmenskultur und eure Plattform überhaupt in eurem Team?
Man sagt immer „Ärzte sind die schlimmsten Patienten“. Ich hoffe, dass das in unserem Fall nicht so ist. Wir versuchen soweit es geht Vorbilder zu sein und haben natürlich unser eigenes Tool im Einsatz. Das heißt, unsere Mitarbeiter haben rund um die Uhr Zugriff zu Wissen, Übungen und Kursen. Wir haben zudem etwas, das nennen wir Routinen Touchpoint, wo wir über unsere Routinen sprechen und schauen, woran wir gerade arbeiten und wo Probleme entstehen, gerade im Thema Work-Life-Balance. Wir machen regelmäßige Umfragen in unserem Team und bieten zudem jetzt auch Wellness- und Sportaktivitäten an. Das bringt uns auch als Team näher, wenn wir regelmäßig zu unseren Spinning Classes gehen zum Beispiel.
Und wird das ganze Angebot gut angenommen von Deinem Team?
Ja, auf jeden Fall. Was wir dabei immer merken ist, dass wir diese Angebote richtig kommunizieren und auch Räume und Termine schaffen müssen. Dann wird es echt gut angenommen.
Mal Hand aufs Herz: wie sieht es bei Dir in sehr stressigen Phasen aus? Wie gehst Du damit um?
Dana, danke, dass du diese Frage stellst. Ich hab eben schon gedacht, dass das alles zu sehr nach heiler Welt klingt. Ich bin in vielen Dingen auch nicht das Vorbild und auch nicht die Person, die es irgendwie schafft, immer ihre Pausen einzuhalten und Arbeitszeiten so einzuhalten, dass sie gut für die psychische Gesundheit sind. Ich habe sicherlich auch ein großes Impostor-Poster Syndrom, wo ich irgendwie auch versuche, dann mit mir einen freundlicheren Umgang in der Kommunikation zu finden. Da hat denke ich jeder für sich die Themen, an denen er arbeiten muss. Bei mir ist das gerade auch der Vorsatz eine bessere Work-Life-Balance zu finden. Dadurch wird dann auch mein Führungsstil ans Team ein empathischerer und besserer. Ich habe mal einen Vortrag gesehen, wo jemand meinte: „Wenn du erschöpft bist kannst du nicht moralisch handeln.“ Und ich finde, da steckt so viel Wahrheit drin.
Hast Du da schon mal in Deinem Team den Fall gehabt, dass Du gemerkt hast, dass eine Person total überlastet ist?
Ja, schon. Wir geben dann gerne auch mal einen Tag frei, wenn wir merken, diese Person braucht gerade einfach mal eine Pause.
Was wären Deine hands-on Tipps für den achtsamen Umgang in der täglichen Arbeit?
Ich persönlich bin ein riesen Fan von einer richtig guten Morgenroutine und würde jedem empfehlen, einen Weg zu finden, wie man mit mehr Gelassenheit in den Tag startet. Auch Journaling ist eine gute Art festzuhalten, worauf man sich freut und welche Dinge noch verbesserungswürdig sein können. In unserem Team machen wir zum Beispiel auch kleine, gemeinsame Meditations-Sessions. Ich glaube aber, das ist ein Thema, was extrem unterschiedlich ist bei jeder Person. Jeder muss schauen, welche Methoden für ihn oder sie am effektivsten sind. Hauptsache man schafft ein Bewusstsein für den achtsamen Umgang mit sich selbst.