Was steckt hinter deepseek?
Warum spricht die ganze Welt über DeepSeek?
Eigentlich schien das Prinzip klar zu sein: KI Tools zu entwickeln ist teuer, kompliziert und benötigt enorme Rechenleistung. Umso mehr gilt das für LLMs, die sich an Millionen von Nutzer:innen richten. Weit verbreitet war bislang auch die Überzeugung, dass KI-Systeme nicht logisch schlussfolgern können. All diese Annahmen stellt DeepSeek aber nun auf den Kopf. Das macht das chinesische Startup besonders:
Radikale Effizienz
Gleiche Leistung trotz deutlich geringeren Kosten – vor allem auf der Entwicklungsseite setzt DeepSeek neue Maßstäbe. Laut eigenen Angaben sollen insgesamt nur 5,6 Millionen Dollar in das Basismodell V3 geflossen sein. Zum Vergleich: Die Kosten für OpenAIs GPT-4 lagen bei knapp 80 Millionen Dollar, bei Googles Gemini sogar bei rund 190 Millionen Dollar. Der Grund sind in erster Linie bessere Trainingsmethoden, durch die DeepSeek weniger Grafikkarten für seine Modelle braucht. Ein radikaler Widerspruch zur bisherigen Annahme, dass immer bessere Modelle auch immer mehr kosten müssen.
Open Source: Die freie Alternative zu OpenAI und Co.
Freier Zugang für jeden – so verspricht es der Open Source Ansatz von DeepSeek. Anders als bei den US-Playern OpenAI oder Google ist der Code der Modelle offengelegt und kann öffentlich eingesehen werden. Dazu lassen sich die Modelle auch herunterladen und beliebig anpassen. Unterstützer:innen von freier Software sehen darin einen wichtigen Schritt, den Fortschritt von KI Modellen noch weiter zu beschleunigen.
Reasoning-Models: KI wird logisch
KI-Modelle sind bisher vor allem gut darin, bestehendes Wissen wiederzugeben. An ihre Grenze stoßen sie aber beim logischen Denken – also der Fähigkeit, eigenständig Zusammenhänge zu erkennen und neue Erkenntnisse abzuleiten. Reasoning-Modelle wie DeepSeek R1 können daher ein neues Kapitel in der KI-Entwicklung eröffnen: Statt direkt eine passende Antwort zu generieren, testen sie Schritt für Schritt verschiedene Ansätze und simulieren das menschliche Denken. Vor allem für komplexe Aufgaben wie zur Programmierung soll sich dabei völlig neues Potential bieten. Ebenso wie OpenAI bietet DeepSeek sein Reasoning-Modell auch als API zur Nutzung für Startups an – allerdings zu deutlich geringeren Kosten.
Wie profitieren Startups von Deepseek?
Klar ist: DeepSeek hat die Karten der KI-Welt neu gemischt und den Wettbewerb zwischen großen Sprachmodellen neu entfacht. Denn bislang gab es hierbei teils große Hürden – etwa durch hohe Kosten bei der Entwicklung und Nutzung der Modelle. Doch mit dem Erfolg von DeepSeek könntest Du als Gründer:in künftig völlig neuen Spielraum haben:
Startups können KI immer besser für ihr Geschäftsmodell nutzen
Eigene Chatbots erstellen, automatische Mails verfassen, Social Media Kommentare analysieren – Startups können die Schnittstellen (APIs) großer Sprachmodelle nutzen, um die Funktionen in ihre eigenen Lösungen zu integrieren. Der Fortschritt von Reasoning-Modellen wie DeepSeek R1 kann die Einsatzmöglichkeiten dabei deutlich erweitern. Für Gründer:innen wäre dies künftig eine Chance, mithilfe von LLMs etwa noch leistungsfähigere Datenbanken oder Software zu programmieren.
Fast 30-mal günstiger: KI wird für Gründer:innen erschwinglicher
Der frische Wind im Wettbewerb wirkt sich auch auf die Kosten aus, zu denen Startups die Schnittstellen integrieren können. Erforderlich sind hierzu sogenannte Tokens, die jeweils für die Eingabe und die Ausgabe eines Texts berechnet werden. Und dabei zeigt ein Vergleich, dass Gründer:innen die Sprachmodelle künftig zu deutlich geringeren Preisen nutzen könnten: Pro einer Million Ausgabetoken liegen die Kosten für das aktuelle Top-Modell „o1“ von OpenAI bei 60,00 € – bei „DeepSeek-R1“ sind es 2,19 €. Angesichts des Preisdrucks ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch andere Modelle nachziehen und ihre Kosten künftig senken.
Die KI-Entwicklung schreitet voran
Prüfen, anpassen, weiterentwickeln: Der Open-Source-Ansatz von DeepSeek ermöglicht es, bestehende KI-Modelle gemeinsam zu optimieren. Entwickler:innen weltweit können auf den Code zugreifen, Fehler erkennen und stetig Verbesserungen vornehmen. Eine Chance, KI-Innovationen noch schneller voranzutreiben. Unter den großen US-Playern bot bislang nur Meta einen vergleichbaren Ansatz an. Das französische Startup Mistral AI ist zuletzt hingegen wieder zu einer Open-Source-Lösung zurückgekehrt und folgt damit dem Beispiel von DeepSeek. Ein erster Effekt ist also bereits zu sehen.
Sicherheit, Meinungsfilter, Time Outs: DeepSeek in der Kritik
Nachdem DeepSeek die KI-Welt aufgerüttelt hat, sind inzwischen auch kritische Stimmen laut geworden. Öffentlich machten sich Zweifel breit, ob nicht doch mehr Geld in die Entwicklung des Sprachmodells geflossen sein könnte. Auch in App Stores ist das chinesische Startup wieder nach hinten gerückt – vor allem aufgrund von Sicherheitsbedenken: Mehrere Länder wie Italien oder Südkorea haben DeepSeek aus den App Stores entfernt, da die Verarbeitung der Daten unklar ist. Auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik äußerte zuletzt die Sorge, dass sensible Daten überwacht und missbraucht werden könnten.
In der Kritik steht aktuell auch die Leistungsfähigkeit von DeepSeek. Einerseits scheinen politische Filter integriert zu sein, die sich zum Beispiel bei kritischen Fragen über die chinesische Regierung zeigen. Andererseits deuten Tests darauf hin, dass das Modell Schwächen bei westlichen Sprachen hat und hierbei nicht mit US-Playern mithalten kann. Aufgrund des hohen Andrangs beklagten Nutzer:innen auch lange Wartezeiten oder Time Outs bei DeepSeek.
War DeepSeek also nur ein kurzer Hype?
Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte: DeepSeek signalisiert einen klaren Wendepunkt in der bisherigen Überzeugung, dass leistungsfähigere Sprachmodelle auch immer teurer werden müssen. Auch wenn die konkreten Entwicklungskosten angezweifelt werden, steht fest: Das chinesische Startup konnte seine KI-Modelle mit deutlich weniger Mitteln auf die Beine stellen als große Konkurrenten wie OpenAI. Und das zeigt sich nach wie vor im riesigen Preisunterschied, von dem Startups zum Beispiel bei der Nutzung der Schnittstellen profitieren.
Neuen Schub bringt DeepSeek auch durch seine innovative Technologie: Die Entwicklung von Reasoning-Modellen könnte künftig noch stärker vorangetrieben werden und Gründer:innen neue Einsatzchancen von KI ermöglichen. Aktuell sollten sie dabei aber die Sicherheitslücken des chinesischen Startups genau im Blick behalten. Ohnehin ist davon auszugehen, dass der Wettbewerb großer KI-Modelle durch DeepSeek weiter angetrieben wird – und Startups davon weiter profitieren können.