Die Deep Tech Industrie boomt, während in den restlichen Branchen der Startup-Szene weniger investiert wird, als im Jahr davor. Welche deutschen Deep Tech Startups es gibt und warum Deep Tech und Climate Tech gerade jetzt interessant für Gründer:innen, Venture Capitals und mittelständische Investor:innen sind, erklären wir hier.
Einfach erklärt: Was ist Deep Tech?
Deep Tech bezeichnet digitale Technologien, die das Potenzial haben, die gesamte digitale Welt aufzurütteln und einen innovativen Durchbruch zu erzielen. Sie können ganze Geschäftsmodelle oder Branchen ablösen. Zeit und Energie fließen in die Grundlagenforschung für neue Technologien, deshalb sind Deep Tech Startups in der Regel auf eine große Menge an Kapital angewiesen.
Warum der Deep Tech Sektor boomt
Investitionen in Startups im Jahr 2022 sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 43 Prozent gesunken. Nur in einem Sektor spürt man davon nichts: Deep Tech. Das Thema Deep Tech spielt besonders jetzt eine wichtige Rolle, da Investor:innen auf langfristige Sprunginnovation setzen und der Deep Tech Sektor international stark wächst. In Deutschland setzen Investor:innen vor allem auf die Bereiche Künstliche Intelligenz, Clean Tech, Blockchain und Robotik.
Mehr Deep Tech Gründungen als zuvor – Zahlen und Fakten
Trotz der Marktunsicherheiten haben mehr Gründer:innen den Schritt in die Deep Tech Szene gewagt und werden erfolgreich finanziert. Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 275 Neugründungen im Bereich Deep Tech. Das sind 33 Prozent mehr als im Jahr davor. Und auch Investor:innen sehen europaweit Potenzial: Im europäischen Raum ist das Finanzierungsvolumen im Jahr 2022 höher als noch 2020. Die Bundesregierung hat außerdem einen bis zu eine Milliarde schweren Fond namens Deep Tech & Climate Fonds (DTCF) aufgesetzt, der explizit auf Deep Tech und Climate Tech Startups ausgerichtet ist.
Die Gründe für den Deep Tech Boom
Wir wagen die Vermutung: Es ist wahrscheinlich, dass Investor:innen aktuell eher bereit sind, Geld in Startups und Forschung zu investieren, die langfristig eine Sprunginnovation bewirken könnten. Deep Tech Startups zeichnen sich genau dadurch aus: fundierte Forschung und ein enormes Innovationspotenzial. Eine Analyse des Venture-Capital-Unternehmens Morphais VC zeigt, dass bei einem Drittel der Deep Tech Firmen mindestens eine Person im Gründerteam ist, die zuvor schon mal ein Unternehmen gegründet hat.
Es ist also möglich, das Investor:innen Teams bevorzugen, die eine ganz bestimmte Kombination mitbringen: Zum einen erfahrene Forscher:innen, die jahrelang Innovation entwickeln und Expert:innen auf ihrem Gebiet sind, und zum anderen Co-Founder:innen, die schon Erfahrung mit Startups haben.
Deutsche Startups im Deep Tech Sektor
International boomt der Deep Tech Sektor, am meisten Investitionen gibt es in den USA, mit 51 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Zum Vergleich: In Europa wurden im Jahr 2022 19,7 Milliarden US-Dollar investiert. Aber auch in Deutschland haben es einige Startups geschafft, mehrere Millionen Euro Finanzierung einzusammeln. Die Top Player kommen aus Bayern, Newcomer unter anderem aus Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Wir stellen ein paar der deutschen Deep Tech Pioniere und Newcomer vor.
1. Deep Tech IoT-Pionier aus München: Kinexon
Das Internet of Things (IoT) Startup Kinexon ist ein Pionier in der Deep Tech Szene. Die Mission: Ob im Sport, auf der Bühne oder im Logistikzentrum – überall dort, wo Dinge in Bewegung sind, soll Kinexon Daten analysieren. Die Software-Engine könnte eine Sprunginnovation anstoßen, zum Beispiel indem es Logistikabläufe noch präziser plant, medizinische Analyse effizienter macht und Live-Veranstaltungen immersiv gestaltet.
2. Roboter-Software Startup aus Dresden: Wandelbots
“Alle können mit Robotern arbeiten.” Das ist die Vision von Wandelbots aus Dresden. Das Startup entwickelt eine No-Code-Software, mit der Roboter-Expert:innen ihre Roboter trainieren können, ohne dass sie coden müssen. Weder die Hardware, noch der Hersteller und der Zweck des Roboters spielen eine Rolle, die Wandelbots-Anwendung funktioniert für alle gleich.
3. Health Deep Tech aus Düsseldorf: LenioBio
Medizin effizient herstellen – das hat sich LenioBio auf die Fahne geschrieben. Das B2B-Start-up aus Nordrhein-Westfalen entwickelt eine neuartige Technologie zur Proteinproduktion, um Medikamente herzustellen. Das Ziel des Teams von LenioBio ist es, die Herstellung von Medikamenten zu vereinfachen, da die Herstellung von Proteinen aktuell ein komplexer und ineffizienter Prozess ist.
4. Recycling Deep Tech aus Aachen: Cylib
Cylib steht für Innovation in der Recycling-Technologie und Kreislaufwirtschaft. Die drei Gründer:innen haben ihre Technologie an der RWTH Aachen Universität eigenständig und jahrelang entwickelt. Sie machen die Verwendung von Großbatterien nachhaltig und wollen die komplette Branche auf den Kopf stellen.
5. Logistik Deep Tech aus Aachen: Ducktrain
Das Aachener Startup Ducktrain will die Logistik in der Stadt revolutionieren, indem kleine Fahrzeuge hintereinander fahren und Lieferungen verschiedener Art transportieren. Geplant ist eine Co2-neutrale Alternative zu Lieferwagen und Postautos, die nicht die Straßen in der Stadt verstopft und sich in den Verkehr einfügt.
Deep Tech Startups made by Founders Foundation
Auch aus unseren Bildungsformaten sind bis dato ein paar spannende Deep Tech Startups entstanden. Da wären zum Beispiel das KI Deep Tech Cloe.ai, das zuletzt in unserem Accelerator saß, das EdTech chunkx aus unserer EdTech Next Academy oder das MentoringTech GDEXA aus unserem EdTech Next Incubator.
KI Deep Tech Cloe.ai
Cloe.ai demokratisiert den Zugang zu Künstlicher Intelligenz (KI) und ermöglicht es Mitarbeitenden im Mittelstand, der Industrie und dem öffentlichen Sektor auch ohne Programmierkenntnisse KI zu adaptieren und für die intelligente Automatisierung von Prozessen einzusetzen.
EdTech Startup chunkx
Das EdTech Next Incubator Team von chunkx verwandelt Lernmomente in Lernerfahrungen mit ihrer Micro-Learning-App. Das Team verbindet damit beliebig viele Themen in individuellen Feeds und wählt die Inhalte entsprechend dem Nutzerverhalten aus.
Mentoring Tech GDEXA
Das Gründerteam von GDEXA entwickelt LIYA – eine neuartige Plattform, die Usern ermöglicht auf dem Arbeitsmarkt mit ihrem Skillset zu punkten, mit Recruitern in Kontakt zu treten und den Traumjob zu finden. Und all das ausschließlich kompetenz-basiert ohne Nachfrage nach Zeugnissen, Zertifikaten oder Abschluss.
Bis zu 1 Milliarde Euro für Deep Tech Gründer:innen
Dass Deep Tech und Climate Tech die Vorreiter-Industrien sind, hat auch die deutsche Bundesregierung verinnerlicht. Besonders interessant ist das für in Deutschland ansässige Deep Tech Gründer:innen: Das Bundesfinanzministerium und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz haben einen milliardenschweren Fonds namens Deep Tech & Climate Fonds (DTCF) entwickelt. Der Fokus liegt laut der DTCF Website auf den klassischen Deep Tech Bereichen: IoT, Künstliche Intelligenz, Robotik und Smart Living, aber auch auf diversen Clean- und Climate-Tech Themen.
Das Ungewöhnliche an diesem Fonds: Die Laufzeit beträgt mindestens 25 Jahre. Da diese Technologien viel Forschung und Entwicklungszeit benötigen, bietet sich eine lange Laufzeit für Investments in Deep Tech an.
Zahlen und Fakten zum Deep Tech & Climate Fonds (DTCF)
- Fonds von Bundesfinanzministerium und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
- Gesamtes Fondsvolumen in den nächsten Jahren: Bis zu 1 Milliarde Euro
- In ein Startup wurde bereits investiert (Stand Mai 2023)
- Fonds-Laufzeit beträgt 25 Jahre
- Mindest-Finanzierungshöhe für Startups: 1 Million Euro
- maximale Finanzierungshöhe: 30 Millionen Euro
Deep Tech Startup XOLO profitiert als erstes vom Regierungs-Fonds
Das erste Investment aus dem Milliarden-Fonds DTCF gab es im Februar 2023 für das Deep Tech Startup XOLO. Das Berliner Team entwickelt 3D-Drucker, die Gegenstände quasi aus dem Nichts herstellen. Im Technologiepark Berlin Adlershof hat das XOLO Team ein neues 3D-Druck Verfahren entwickelt, das gleich eine eigene Bezeichnung bekommen hat: Xolographie – das bezeichnet das volumetrische 3D-Drucken.
Was der Deep Tech Boom für Dich bedeutet
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