Die Gründerin Elisabeth L’Orange verhilft dem E-Commerce-Sektor mittels KI-Videos zu höheren Verkaufsraten. Zu Gast beim Founders Talk spricht sie über Chancen von generativer KI, selbst produzierte KI-Stimmen und die Macht von Prozessor-Chips.
KI-Videos für E-Commerce: Mit gesteuerten Chatbot Avataren zum Erfolg
Video-Generierung in Minuten, statt kostspieliger analoger Content-Produktion: Elisabeth L’Oranges Startup Oxolo ist ein Vorzeigebeispiel dafür, was generative künstliche Intelligenz möglich macht. Das Hamburger Startup wurde 2020 gegründet und generiert mittels künstlicher Intelligenz Marketing-Videos mit täuschend echten Sprecher:innen. Die Gründerin Elisabeth L’Orange weiß: „Je ansprechender der Content ist, desto höher ist die Konvertierungsrate des Produkts.”
Die Lösung von Oxolo kommt gut an. Das könnte daran liegen, dass der E-Commerce mehr denn je auf Maßnahmen angewiesen ist, die den Verkauf steigern. „Aktuell haben viele das Problem, dass sie zu wenig Umsatz machen“, bemerkt L’Orange. Oxolo-Kunden:innen verzeichneten aktuell eine um 33 Prozent höhere Konvertierungsrate, nachdem sie ihre Produkte drei Monate lang mittels KI-Videos bewarben.
Oxolo hat etwa 250.000 Benutzer:innen, ist jedoch noch nicht profitabel mit der Plattform – absichtlich. Die Gründerin und ehemalige Investorin argumentiert, dass es in der aktuellen Phase von Oxolo nicht um Gewinn, sondern um Wachstumsinvestitionen geht. „Innovation kommt nur mit Investition“, so L’Orange.
Für den deutschen Mittelstand dürfte Oxolo ebenfalls interessant sein.
L’Orange weiß, dass es von Vorteil ist, dass die Firma samt aller Mitarbeiter:innen und Datenserver in Deutschland ansässig ist. Alle Server befinden sich in Deutschland, “so ist der Datenschutz gewährleistet”. Das komme beim Mittelstand gut an.
So funktioniert die generative künstliche Intelligenz von Oxolo
Die Video-KI funktioniert so: Die Plattform generiert innerhalb von fünf Minuten ein einminütiges Video, inklusive Schauspieler:in, Musik und in gewünschter Sprache, zugeschnitten auf das jeweilige Produkt des Users. Einzig eine Produkt-URL reicht aus, um das Video zu generieren. Kosten pro Video: 6 Dollar.
Für deutschsprachige Kund:innen ist korrektes Deutsch im Marketing ein ausschlaggebender Faktor. Deshalb engagierte Oxolo Sprecher:innen und produzierte die Stimmen selbst. 12-18 Stunden hätten die Sprecher:innen einzelne Sätze vorgelesen. “So erzeugen wir die phonetische Vielfalt, die es benötigt, um eine synthetische Stimme herzustellen”, erklärt Gründerin L’Orange.
Die zweite Kundengruppe: Großkonzerne. Sie nutzen generative KI, um Weiterbildungs- oder Compliance-Videos zu erstellen. Neue Firmenvorschriften oder Schulungen werden innerhalb von Minuten als Video-Content generiert. Dabei wird “die Semantik und Syntax auf den jeweiligen Kunden angepasst”, so die Gründerin im Founders Talk.
Entwicklung von KI wächst exponentiell, statt linear
Dass Oxolo so gut funktioniert, ist kein Zufall. Die Kundschaft nimmt die KI-Plattform erfolgreich an, auch weil KI kürzlich den Sprung zur Massenanwendung geschafft hat. „ChatGPT hat für uns das Eis gebrochen“, sagt Elisabeth L’Orange.
Für das exponentielle Wachstum im KI-Sektor macht die Gründerin die sogenannten GPUs verantwortlich. GPUs, „Graphics Processing Units”, sind fortschrittliche Grafikprozessoren. Die Gründerin versichert: „In den letzten 40 Jahren hat sich künstliche Intelligenz linear entwickelt. Aufgrund der beschleunigten Prozessorleistung entwickelt sich KI exponentiell.” Die Stärke der KI-Modelle hängt also von der Prozessorleistung ab. „Je leistungsfähiger, desto schneller kann man rendern. Vor allem im Videobereich ist das relevant“, so L’Orange.
Künstliche Intelligenz ist Macht und Risiko zugleich
So mächtig künstliche Intelligenz in Zukunft sein mag, so risikoreich ist sie. KI sollte Kontrollen unterzogen werden, findet die Gründerin Elisabeth L’Orange. Über Gesetze zur künstlichen Intelligenz diskutiert die EU-Kommission seit Jahren. Der sogenannte Artificial Intelligence Act (AIA) der EU-Kommission ist Teil einer Digitalstrategie für künstliche Intelligenz. Laut dem AIA-Ansatz sollen vertrauenswürdige KI-Unternehmen gefördert und schädliche Anwendungsfälle kontrolliert werden.
Das Startup Oxolo wird nicht als gefährlich eingestuft, aber es gibt Branchen, die laut Elisabeth L’Orange streng reguliert werden sollten. Military Tech sei ein Anwendungsfall, in dem KI strenge Regulation brauche. Aber auch in der Content- und Werbebranche gibt es Risiken: „Es wird ein Zuspamen mit hoch targetierter Werbung geben“, so L’Orange.
Fragwürdige Regulierung durch Chip-Verknappung
Für KI-Technologie werden spezielle Chips benötigt. Das sind besonders fortschrittliche Prozessoren, die derzeit nur von dem US-amerikanischen Unternehmen Nvidia hergestellt werden. Bisher hat Nvidia keine Konkurrenz und somit eine Monopolstellung auf dem globalen Markt für KI-Chips.
Mit Exportbeschränkungen reglementieren die USA den Zugang zu der Hardware, zum Beispiel für chinesische Abnehmer. Die Befürchtung ist, dass undemokratische Staaten wie China die Technologie für schädliche Anwendungszwecke missbrauchen. Gründerin L’Orange sieht die Regulierung kritisch: “Es ist krass, dass ein Land – zufällig in unserem Interesse – letztlich den Zugang zu KI reglementiert.”
Blick in die Zukunft: “Texter:innen und Grafiker:innen werden arbeitslos werden”
Die Oxolo Gründerin glaubt daran, dass neuartige KI-Modelle viele Jobs ersetzen werden. „Texter:innen und Grafiker:innen werden arbeitslos“, glaubt Elisabeth L’Orange. Nicht einmal Entwickler:innen könnten sich ihrer aktuellen Jobposition sicher sein. „Ich glaube nicht, dass es so etwas wie Prompt-Engineers geben wird. Vielmehr wird es ein so gutes Interface geben, dass es sich so anfühlt, als könnte die KI Deine Gedanken lesen“, vermutet L’Orange.
Elisabeth L’Orange appelliert: Es braucht mehr Datenvielfalt bei KI
Aktuell besteht das Problem, dass Large Language Models mit Daten von US-liberalem Gedankengut trainiert werden, einschließlich „Daten von Plattformen wie Reddit“, erklärt L’Orange. Sie fordert mehr Vielfalt bei den Trainingsdaten und betont, dass Deutschland als Innovationsstandort nicht nur in KI-Unternehmen investieren sollte, sondern auch in vielfältige Trainingsdaten.
Um die eigenen Video-Avatare zu trainieren, arbeitet Oxolo derzeit mit Open-Source-Daten, kauft Trainingsdaten ein und nutzt Datensätze, die Mitarbeiter:innen aus ihren Universitäten bereitstellen.
L’Orange erinnert: “So mächtig generative KI auch sein mag, die Ursprungsdaten für das KI-Training kommen immer von Menschen. KI wird immer nur eine Nachahmung sein von den Daten, die Menschen erschaffen haben”.
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