Bielefeld, 14. Mai 2023 – Auf der Hinterland of Things Conference diskutierten dazu unter anderem Meta Vize-Präsidentin Angelika Gifford, Deutsche-Bank-Tech-Chef Bernd Leukert oder auch bekannte Investoren wie Niklas Jansen, Robert Lacher oder Tim Schumacher mit den Gründerinnen und Gründern von Tech-Wachstumsunternehmen zu Zukunftstrends und -technologien. Denn im Vergleich zum Vorjahr sanken Startup-Investitionen um rund 34 Prozent. Gleichzeitig boomen Themen wie Künstliche Intelligenz und Klimatechnologie. Mehr als Grund genug, gemeinsam über Zukunftsthemen und -trends und den Status-Quo der Tech-Szene zu sprechen. Hier ein kleiner Überblick:
Künstliche Intelligenz (KI) ist eines der am heißesten diskutierten Themen auf der Konferenz. Vor allem der jüngste Aufstieg von Generative AI prägt die Diskussionen auf und auch abseits der Bühnen.
Vanessa Cann, Geschäftsführerin des KI-Bundesverbands: „Kund:innen suchen derzeit nach europäischen Lösungen im Bereich Generative AI.” Grund dafür sei ein zunehmendes Bewusstsein dafür, dass die Daten an Konzerne in den USA wandern.
„Gigantisches Potenzial” urteilt André Christ, Gründer des Startups LeanIX: „Generative AI ist nun nicht mehr nur den großen Hyperscalers vorbehalten, das ist mein persönlicher i-phone-Moment.” Tech-Investor Philipp Klöckner bringt es auf den Punkt: „Die deutsche Wirtschaft wird nur halb so langsam wachsen, wenn wir KI nicht einsetzen.(…)” Doch aktuell herrscht in Deutschland noch Zurückhaltung: Nur jedes sechste Unternehmen plant, KI zur Textgenerierung einzusetzen.”
„Wir müssen Innovationen vorantreiben, sonst bekommen wir ein Problem in Europa”, ist das schonungslose Fazit von Bernd Leukert, Technologie-Chef der Deutsche Bank: „Generative AI wird bald jeden Aspekt unseres Unternehmens, der Finanzindustrie und der gesamten deutschen Wirtschaft betreffen.” Nur, wenn Wachstumsunternehmen, Mittelständler und DAX-Konzerne eng zusammenarbeiten, würde es ein positives Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden.
Philipp Klöckner stellt klar, AI sei kein Sprung vom Pferd zum Auto, sondern eher mit Elektrizität zu vergleichen: in viele Anwendungsfelder hinein, mit großer Aussicht auf hohe Effektivitätssteigerung. Und das alles ist erst der Anfang – da ist man sich einig. Die Innovationskurve verläuft stark exponentiell. Denn es stehen neue Technologien vor dem Durchbruch, die noch größere Chancen bieten und zu noch größeren Veränderungen führen werden.
Das bejaht auch Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung, wenn sie über die „größeren Lösungen” spricht, die Deep Tech für unsere Wirtschaft bereithält. Melvin Schwarz, Mitgründer des Startups VisionAI aus der Founders Foundation, das auf Wachstumskurs mit neuer Finanzierung ist, meint: “Wir müssen schnell sein und unsere Produkte ausbauen. Dafür brauchen wir in Deutschland jetzt tiefe Taschen. Firmen, wie wir, brauchen das Kapital, um international mitspielen zu können.”
Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation und Initiator der Konferenz hält fest: “Wir in Europa sind Vorreiter in der Grundlagenforschung. Wir müssen es jetzt schaffen, dieses Potenzial in die reale Wirtschaft zu transferieren. Dafür bauen wir aktiv Brücken zwischen dem Neuen und dem Alten, bereiten neuen Entwicklungen den Weg und vernetzen diese mit etablierten Unternehmen. Im Rahmen der 5. Hinterland of Things Conference sind wir hier einen großen Schritt vorangekommen.”
Nachhaltige Innovation durch technische Lösungen – so lautet die Devise. „Wir müssen verstehen, dass Technologie einen noch größeren Lösungsbeitrag zum Thema Nachhaltigkeit liefern kann als aktuell. Daher hoffe ich, dass die Finanzmärkte folgen, damit Nachhaltigkeit und Profitabilität zusammen funktionieren”, appelliert Brigitte Mohn. Nach wie vor schrecken noch viele Investoren vor dem Thema zurück, erklärt Tim Schumacher, räumt jedoch auch ein, “(..) dass viele Investoren gerade ihr Mindset dazu ändern”.
Gleichzeitig profitabel sein und Klima schützen? Geht! Unternehmen können und müssen profitabel und purpose-driven zur gleichen Zeit sein, um sich zukunftssicher aufzustellen. Julia Zhou, Co-Founderin von Tidal Impact mit Fokus auf Impact Invests glaubt daran, „dass Nachhaltigkeit das zukünftige Geschäftsmodell ist und Profite generieren wird (…). Unternehmen müssen den Faktor Impact in ihrem Geschäftsmodell etablieren und diese Philosophie leben. Zoé Fabian, Managerin beim Fund Eurazeo stellt klar: “Wir brauchen Regulierung, aber auch ein kompetitives Umfeld”.
Gründer:innen setzen auf das Profit-durch-Impact Modell. Gyri Reiersen, Co-Founderin und CPO des Wachstumsunternehmen Tanso, definiert den Begriff Nachhaltigkeit in den drei Säulen „ökonomisch, umweltschützend und sozial”. Sie geht davon aus, „dass Firmen, die jetzt nur auf Profit optimieren, in 10 Jahren die ökologischen Kosten dafür bezahlen müssen.” Naturkapital wird ein Asset und grüner Umsatz eine entscheidende Kennzahl, die es zu definieren, messen und managen gilt. Für GreenTech Startups ist es eine Chance, zukünftig bessere Finanzierungskonditionen zu bekommen und damit eine starke Marktposition einzunehmen.
Der Mittelstand schaut auf die Impact-Innovationen der Startups. Tanso-Gründerin Gyri Reiersen ermutigt Mittelstandsunternehmen „sich mit einem Startup zu verknüpfen, zusammenzuarbeiten, Feedback auszutauschen und auf Augenhöhe zu arbeiten.” Jan-Hendrick Goldbeck, Geschäftsführer des gleichnamigen Bau-Mittelständlers stimmt zu: ”Nachhaltigkeit muss in jedem Bereich von Unternehmen gedacht werden, nicht nur für Moral, sondern auch aus Business Sicht“.
Patrick Thelen, CEO & Co-Founder von Procorus, beschreibt den Netzwerkeffekt zwischen Startups und Mittelstand so: „Startups konzentrieren sich auf einen ganz bestimmten Usecase und traditionelle Unternehmen erhalten dadurch Zugang zu Innovationen.”
Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation und Initiator der Konferenz, stellt klar: „Mittelständische Unternehmen sind nicht nur aus Wettbewerbssicht unter Druck, sondern selbst tief überzeugt davon, klima-orientierter agieren zu müssen. Was fehlt, sind oftmals Wege und Lösungen. Eine Verknüpfung zu Climate Tech Startups ist der entscheidende Hebel, um die Nachhaltigkeits-PS auf die Straße zu bringen.“
Ein eigenes 3.500 Quadratmeter Biotop in der Region – Deutschlands einzige klimapositive Konferenz. Das Startup green account, aus der Founders Foundation, ist Praxisbeispiel für den Netzwerkeffekt der Region Ostwestfalen-Lippe im Sinne der Nachhaltigkeit: Gemeinsam gegründet mit einem regionalen Landwirt, finanziert u.a. durch das Familienunternehmen Hagedorn und das Wachstumsunternehmen Schüttflix, wertet das Startup Naturräume auf – und bietet damit eine radikale Alternative zum reinen Emissionshandel mit direktem Impact. Dominik Gross wurde die Urkunde für ein eigenes Biotop überreicht in der Region.
„In den letzten 2 Jahren gab es eine enorme Marktkorrektur, aber ich denke, sie war heilsam”, sagt Robert Lacher, Founding Partner von Visionaries Club, über den deutschen Startup-Markt. Das Gesamtbild ist eindeutig: VCs setzen verstärkt auf Profitabilität, statt Hyper-Wachstum. „Der Druck, profitabel zu sein, war nie höher in unserer Industrie”, so Lacher.
Deep Tech und Climate Tech boomen trotz Finanzierungsflaute. Die Gäste sind sich einig: Deep Tech- und Climate Tech-Startups sind vielversprechende B2B-Businesses, die einen Pfad zur Profitabilität und Skalierung vorlegen können. David Rosskamp, Managing Partner von Magnetic, erklärt, dass es für VCs aktuell attraktiver ist, in Sprunginnovationen zu investieren, als in Businesses, die durch ein Momentum wachsen wollen: „Wir versuchen Business-Modelle, die nur marginale Verbesserungen erzielen, zu meiden, denn sie haben nicht das disruptive Potenzial, das Innovation braucht”, so Rosskamp.
Trotzdem können technologische Wachstumsunternehmen in Deutschland stärker finanziert werden, vermutet der VC-Vertreter. „Die Herausforderung, die wir in der EU haben, ist: Kapital.“ Es sei die treibende Kraft für Innovation. „Wir müssen bei dem, was wir tun, ein paar Nullen hinzufügen, um mit der globalen Welt mithalten zu können.” Für Gründende heißt das, am Ball bleiben und sich vom angespannten Markt nicht einschüchtern lassen. Die Meta Europa-Chefin, Angelika Gifford, lässt sich von der Startup-Mentalität aus den USA inspirieren: „In Deutschland zu scheitern ist nicht gern gesehen. In den USA scheitert man, steht auf und fängt von vorn an“, so Gifford.
//4 War of Tech Talents: Keine Talente, keine Technologie
„Talente haben die Wahl, überall hinzugehen, wo sie wollen”, fasst Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung, die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Ihre Warnung bezieht sich dabei vor allem auf die deutsche Bürokratie, die vielen angehenden Gründer:innen Steine in den Weg lege. Brigitte Mohn: „Viele werden dadurch immer unzufriedener (…).” Milan von dem Bussche, Gründer von QiTech, stimmt zu “Das Problem ist die massive Bürokratie. Wenn wir Deutschland wirklich zu einer Startup Hochburg machen wollen, muss sich das ändern (..) wir brauchen einen smart State.”
Aber auch die strukturellen Voraussetzungen in Deutschland stünden dem Arbeitsmarkt im Weg, sagt Gülsah Wilke, Mitgründerin von 2hearts: „Menschen mit Migrationshintergrund haben oft keinen Zugang zu Fundraising und anderen Unterstützungen”, erzählt sie. Dadurch gehe ein „riesiges, ungenutztes Potenzial” verloren.
Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation ergänzt: „Unsere nationale Wirtschaft muss das Leitbild zeichnen und als Leitfigur vorangehen. Das kann und wird nur mit Menschen möglich sein, die als Vorreiter in ihrem Feld Bewegungen in Gang setzen und aktiv technologischen Wandel in die Unternehmen bringen.“
//5 Technologische Akzente und Weltrekorde
Der internationale Wettbewerb wird von neuen Schlüsseltechnologien dominiert. “AI und Quantum in einem effizienten Joint venture – das ist das neue Power Pack” prognostiziert Christoph Schuh, Partner bei Lakestar. „Diese Technologie wird alle heute existierenden Data Analytics durch seine Superkraft übertreffen“, so Markus Pflitsch. Der Gründer von Terra Quantum AG will die Quanten-Algorithmen zur kommerziellen Anwendung entwickeln. Vor allem der Bereich Cybersecurity sei betroffen. Noch während seines Auftritts verkündete er einen neuen Weltrekord: „Unser neues Quantum Key Distribution (QKD) Protokoll ist 10.000 Mal schneller als der bisherige Rekord aus China”.
Neben Technologien im Bereich der Künstlichen Intelligenz und Nachhaltigkeit setzt die Konferenz bewusst aber auch andere Trend-Themen in den Fokus: Finn-Age Hänsel, CEO von Sanity Group, des europaweit marktführenden Cannabis-Unternehmens: „Sobald Cannabis in Deutschland legalisiert ist, wird Deutschland der weltweit führende Markt sein.” Carla Glassl, Gründerin von Ucaneo Biotech, einem B2B Startup für CO2-Bilanzierung: „Man kann nur dann ein Deep Tech schaffen, wenn man Wissenschaft und Wirtschaft miteinander vereint.“
Weitere Einblicke in die Hinterland of Things Conference erhalten Sie hier.
Für weitere Informationen und Rückfragen: Anna-Luisa Korte, Director Brand & Content Founders Foundation gGmbH, anna@foundersfoundation.de
Über die Founders Foundation: Die gemeinnützige Founders Foundation gGmbH bildet die nächste Generation erfolgreicher Gründer:innen aus und baut im Herzen des deutschen Mittelstands ein nachhaltiges B2B Startup Ökosystem auf. Als Vorreiter in der Gründer:innen Ausbildung setzt die Founders Foundation auf das holistische Founders Foundation Education Model. Beispielhaft werden im B2B Startup Ökosystem Ostwestfalen-Lippe ‚new and old business‘ als Nährboden für Unternehmertum zusammengebracht. In diesem Kontext wurde die Tech Konferenz ‚Hinterland of Things‘ ins Leben gerufen. Die Founders Foundation ist eine gemeinnützige Organisation und stellt die nachhaltige und erfolgreiche Ausbildung der Gründer:innen ins Zentrum ihres Wirkens.