Sinnvolle Tools für Startups müssen nicht immer aus dem Silicon Valley kommen und Geld kosten. Manchmal sind sie auch gratis und in Nürnberg entstanden, wie der Canvanizer, der die Business Model Canvas und eine Reihe anderer Übersichtsgrafiken in digitaler Version im Angebot hat. Wir erklären, wie das funktioniert.
Das Standardmodell: Business Model Canvas
Vielleicht hat der/die eine oder andere Leser:in schonmal an einem Startup Weekend teilgenommen, bei dem sich zuvor unbekannte Menschen spontan zu Teams zusammenzuschließen, um binnen 48 Stunden ein Startup aus dem Boden zu stampfen. Die meisten bleiben Wochenendprojekte, doch es sind auch schon erfolgreiche Unternehmen auf diese Weise entstanden. Mit ziemlicher Sicherheit kommt bei der Gruppenarbeit ein Hilfsmittel zum Einsatz, das sich Business Model Canvas nennt. Das ist in der Regel ein großes Poster mit neun leeren Feldern, die für ein Geschäftsmodell wesentliche Faktoren zum Thema haben: Geschäftspartner:in, Aktivitäten, Ressourcen, Werteversprechen, Kundenbeziehungen, Vertriebs- und Kommunikationskanäle, Zielgruppen, Kostenstruktur und Einnahmequellen.
Diese Felder füllen die Teammitglieder mit ihren passenden Ideen, die auf Post-Its geschrieben werden. Dann beginnt die Diskussion, Post-Its werden ergänzt, ausgetauscht und neu verfasst, so lange, bis die Canvas alle wichtigen Informationen zum geplanten Geschäftsmodell enthält. Eine tolle Idee, um ein Konzept zu entwickeln, zu überdenken und zu optimieren, nur leider als Poster mit Post-It-Sammlung über den Moment hinaus nur bedingt verwendbar.
Funktionen des Canvanizer
Das muss auch anders gehen, dachten sich ein paar Nürnberger, und entwickelten – passenderweise bei einem Startup Weekend – 2011 den Canvanizer. Dort kann man sich eine digitale Business Model Canvas kostenfrei herunterladen. Vorteil: Virtuelle Post-Its lassen sich jederzeit bearbeiten, die Teammitglieder müssen dabei nicht unbedingt am selben Ort sein. Und die Canvas ist keine temporäre Erscheinung, sondern kann immer wieder erneuert werden und ein Startup auf seinem Weg begleiten.
Im Angebot: 17 verschiedene Vorlagen
Mittlerweile finden sich bei Cavanizer 17 verschiedene Vorlagen, hauptsächlich aus der Kategorie „Business“, aber auch für Service Design und Project Management. So gibt es ein Feedback Tool oder eine SWOT-Analyse, bei der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken gegeneinander abgewogen werden. Alle Varianten und ihre Einsatzmöglichkeiten werden anschaulich erklärt. Und auch die Anwendung ist denkbar einfach: Passende Canvas aussuchen, ihr einen Namen geben, eine E-Mail-Adresse und einen vorgegebenen Code eintragen und los gehts.
Die Nutzer:innen erhalten dann zwei Links: Einen für Personen, die aktiv an der Canvas arbeiten dürfen, und einen für „read only“. Änderungen werden in Echtzeit umgesetzt und sind sofort sichtbar. Trotzdem gehen ältere Einträge nicht verloren, über den Menüpunkt „Canvas History“ lassen sie sich einsehen. Wer von den Ergebnissen so begeistert ist, dass er sie per Twitter oder über die Webseite mit der Welt teilen möchte, kann das über „Share Canvas“ tun. Außerdem stehen diverse Import/Export-Funktionen zur Verfügung.
Fast 450.000 Canvases sind mithilfe von Canvanizer mittlerweile entstanden, und das Angebot wird ständig verbessert. Eine Version 2.0 ist gerade in Arbeit, einen kleinen Vorgeschmack darauf gibt es schon auf der Webseite.