EdTech und aktuelle Herausforderungen: Von wichtig zu unverzichtbar
- Der Fachkräftemangel zählt schon jetzt zu den größten Problemen für die deutsche Wirtschaft. Und er verschärft sich: Ohne Gegenmaßnahmen könnte der deutsche Arbeitsmarkt bis 2035 rund sieben Mio. Menschen verlieren. Selten waren Unternehmen daher so gezwungen, in ihre bestehende Personalstruktur zu investieren. Mithilfe von EdTech-Lösungen können sie ihre Schulungsangebote optimieren und fachliche Lücken schneller schließen.
- Der Wandel der Arbeitswelt rückt die Bedeutung des Re- und Upskillings zunehmend in den Fokus. Das Stichwort: Lebenslanges Lernen. Denn mit dem technologischen Fortschritt gehen auch neue Berufsbilder einher, die immer neue Qualifikationen erfordern. Dabei ist es entscheidend, Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und passende Angebote bereitzustellen. EdTech-Lösungen bieten eine breite Palette von Lernkonzepten, die verschiedenste Nischen bedienen und auf veränderte Anforderungen flexibel reagieren.
- Künstliche Intelligenz (KI) hat sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Bildungssystem fest verankert. Aufsätze verfassen, Matheaufgaben lösen oder Programmiercodes schreiben – für Schüler:innen und Studierende gehören KI-Tools schon jetzt zum Alltag. Auch bei Lehrkräften steigt somit der Druck, sich zunehmend mit den Möglichkeiten zu beschäftigen. Und das aus gutem Grund, denn das Potenzial ist riesig: KI-Anwendungen können beispielsweise noch während einer Aufgabe Fehler korrigieren und Verbesserungsvorschläge liefern. Eine völlig neue Lernerfahrung. Während Schulen und Unis sich noch scheuen, können Unternehmen auf die Möglichkeiten kaum noch verzichten.
- Auch in Schulen spitzt sich der Lehrkräftemangel weiter zu. Allein bis zum nächsten Jahr bräuchte Deutschland laut Kultusministerkonferenz rund 25.000 zusätzliche Beschäftigte. Dazu kommen die seit Jahren bemängelten Defizite bei der Digitalisierung. Die Konsequenz: Nie zuvor schnitten deutsche Schulen so schlecht ab wie in der aktuellen Pisa-Studie. Innovative Lehrkonzepte treffen nicht nur den zeitgemäßen Bedarf der Schüler:innen, sondern können das knappe Personal auch bei der Verwaltung des Unterrichts entlasten.
Nicht trotz, sondern gerade wegen der aktuell trüben Aussichten der deutschen Wirtschaft sind Innovationen im Bildungssystem zwingend notwendig. Es führt daher kein Weg daran vorbei, das Thema EdTech auf der Hinterland of Things 2024 noch weiter in den Fokus zu rücken.
Sprunghafte Investitionen und das erste Unicorn: Der Status Quo der EdTech-Landschaft
- Europa auf der Überholspur: Laut Brighteye Ventures werden ein Drittel aller weltweiten EdTech Deals mittlerweile in Europa abgeschlossen. Nach Großbritannien und Frankreich zählt Deutschland dabei zu den wichtigsten Hotspots. Auch bei den Investitionen konnte der europäische Markt seinen Rückstand auf große Märkte wie die USA zuletzt verringern.
- B2C & B2B dominieren: Das meistgenutzte Geschäftsmodell europäischer EdTechs ist der Business-to-Consumer-Markt (B2C), der Lösungen wie Nachhilfe-Apps oder Online-Sprachkurse bietet. Daneben sind Angebote aus dem Business-to-Business-Sektor (B2B) wie Weiterbildungsplattformen für Beschäftigte von Unternehmen dominant. Der Business-to-Government-Sektor (B2G), in dem beispielsweise Schulen oder Hochschulen adressiert werden, spielt aktuell noch eine geringe Rolle.
- Gewaltige Sprünge bei den Investitionen: Laut Brighteye Ventures haben deutsche EdTech Startups auf ihrem Höhepunkt im Jahr 2022 rund 360 Mio. Euro eingesammelt – mehr als fünfmal so viel wie noch 2020. Zwar blieb auch die EdTech Branche danach nicht von der allgemeinen Finanzierungsflaute verschont, allerdings liegt das Niveau immer noch deutlich über dem von 2020.
- Das erste Unicorn: Mit dem Aufschwung hat auch das erste deutschsprachige EdTech den begehrten Unicorn Status erreicht. Das Wiener Startup GoStudent bietet über seine Plattform eine Online-Nachhilfe für verschiedene Fächer an und gehört inzwischen zu den weltweit führenden Anbietern.
- Hotspot NRW: Allein in NRW haben sich inzwischen mehr als 140 Startups aus dem Bildungsbereich angesiedelt – 93% mehr als noch 2020.
Klar ist: EdTech ist kein kurzfristiger Hype, sondern ein zentraler Baustein für die Bildung von morgen. Nicht umsonst bringt auch die Politik den Stellenwert immer wieder zum Ausdruck, zuletzt erst im 2023 veröffentlichten Programm für Soziale Innovationen. Deutschland konnte seinen Rückstand bei digitalen Lernangeboten zwar aufholen, steht nun aber immer noch vor einem gewaltigen Wachstumsmarkt.
Unternehmen, Startups, Investor:innen: Für wen der EdTech Markt jetzt ein riesige Chance bietet
Investor:innen
Unternehmen, Schulen, Universitäten: An verschiedensten Stellen verlangen strukturelle Herausforderungen gerade neue Lösungsansätze. Außer Frage steht dabei, dass Lernprozesse immer digitaler werden müssen. Investor:innen stehen somit einem langfristigen Trend gegenüber, der den EdTech Markt robust gegenüber Krisen macht.
Gute Bildung ist ein konstantes Bedürfnis – auch unabhängig von der wirtschaftlichen Lage. Folglich sinkt auch das Risiko, dass Investitionen in EdTechs von äußeren Umständen bedroht sind. Entscheidend ist nämlich vielmehr, dass Startups einmal den richtigen Markteintritt gefunden haben. Sobald ihnen dies gelingt, lassen sich digitale Geschäftsmodelle im Bildungsbereich innerhalb kürzester Zeit skalieren. Hat sich ein Software-as-a-Service-Modell beispielsweise in einer Schule bewährt, kann es sofort in zahlreiche weitere Schulen expandieren. Im gleichen Tempo steigt hierbei auch die Profitabilität für Investor:innen. Vor allem die zunehmende Öffnung des B2G-Markts in Deutschland birgt dabei ein noch ungeahntes Potenzial. Darüber hinaus haben erfolgreiche EdTechs aber auch vorgemacht, dass sie ihr Geschäftsmodell über Ländergrenzen hinweg ausweiten können. Deutsche Startups wie Coachhub oder StudySmarter bieten ihre Lösungen mittlerweile weltweit an. Letztlich ermöglichen sie damit auch benachteiligten Regionen einen Zugang zu guter Bildung.
Investor:innen können ihr Kapital also nicht nur schnell vermehren, sondern auch nachhaltig für einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft einsetzen.
Unternehmen
VW, Siemens oder die Deutsche Bahn sind nur einige der größten deutschen Unternehmen, die ihre Schulungskonzepte mithilfe von EdTech Lösungen auf ein neues Level heben. Schließlich gibt es inzwischen kaum einen Sektor, der sich noch eingestaubte Fortbildungen erlauben kann – zumindest nicht, ohne dabei den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren.
Der Grund ist offensichtlich: Um der demografischen Wende entgegenzuwirken, müssen Unternehmen ihr bestehendes Personal immer stärker qualifizieren. Verschärfend hinzu kommt, dass sich die Arbeitswelt stetig wandelt und immer neue Anforderungen an Beschäftigte stellt. Wie wichtig Kooperationen mit EdTechs dabei sind, hat das rasante Wachstum des Corporate Learning Sektors in den letzten Jahren gezeigt. Als Durchbruch hat sich vor allem der Einsatz von KI erwiesen: Algorithmen können individuelle Fähigkeiten analysieren und Lernprozesse speziell auf die Bedürfnisse des Einzelnen zuschneiden – in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für Unternehmen. Von IT-Skills über Führungskompetenzen bis zu emotionaler Intelligenz haben sich EdTechs dabei auf vielfältige Nischen spezialisiert. Und die Möglichkeiten nehmen stetig zu.
Entscheidend sind also die richtigen Kooperationen, damit Unternehmen die Lösungen auch effizient nutzen und sich einen Vorsprung aufbauen können. Die Hinterland of Things 2024 bietet daher die Chance, mit innovativen Vorreitern der Bildungsbranche ins Gespräch zu kommen.
Startups
Einerseits steht die immer größere Nachfrage nach neuen Bildungskonzepten, andererseits die immer leistungsfähigeren Möglichkeiten von EdTechs. Startups nehmen somit eine entscheidende Schlüsselrolle bei der Neugestaltung des Bildungsmarkts ein. Zuletzt hat vor allem das starke Wachstum des B2B-Bereichs gezeigt, wie gefragt neue Lösungsansätze aktuell sind. Ein Beispiel ist das Münsteraner Startup Edyoucated, das mit seinem KI-Tool für personalisierte Lernprozesse bereits namenhafte Kunden wie BASF oder die Deutsche Bahn gewinnen konnte. Aber auch im B2C-Bereich gehören EdTech Lösungen längst zum Alltag. Die Folge: Trotz der trüben Finanzierungsstimmung schaffen es viele EdTechs, weiter zu wachsen. Und welches Aufwärtspotenzial dabei möglich ist, hat bereits die Corona-Pandemie verdeutlicht. Laut der Datenbank HolonIQ wurden 2021 weltweit mehr als 17 Milliarden Euro in EdTechs investiert – dreimal so viel wie vor der Krise. Auch wenn das Investitionsvolumen zurückgegangen ist, blieb die Zahl der Deals seit dem Aufschwung der letzten Jahre auf einem konstant hohen Niveau. Zwar gibt es im B2G-Bereich für Startups bislang noch Hürden, allerdings kann sich auch hier künftig ein riesiger Absatzmarkt öffnen.
Somit eröffnen sich EdTechs angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen und des technologischen Fortschritts aktuell völlig neue Möglichkeiten. Startups sollten diese Chance jetzt nutzen, um vom Wachstumspotenzial der nächsten Jahre zu profitieren.
Gründer:innen
Auch nach dem ersten Boom steht der deutsche EdTech Markt gerade erst am Anfang. Gesellschaftliche Probleme wie der demografische Wandel spitzen sich weiter zu und erhöhen den Bedarf nach innovativen Antworten. Schon jetzt bieten Startups dabei wirksame Ansätze. Gleichzeitig schreitet der technologische Fortschritt weiter voran und eröffnet EdTechs völlig neue Geschäftsmodelle. Vor allem durch den Einsatz von KI lassen sich dabei künftig neue Potenziale ausschöpfen. Aber auch neue Märkte bieten große Chancen: Zuletzt wurden bereits einige Pilotprojekte gestartet, in denen Startups ihre Lösungen an Schulen testen und weiter anpassen können.
Kurz gefasst: Es ist genau jetzt an der Zeit, dass Gründer:innen dieses ideale Umfeld nutzen und die Zukunft der Bildung aktiv mitgestalten.
EdTech im Aufschwung: Chancen und Herausforderungen auf der Hinterland of Things 2024
EdTech hat das Potenzial, den Bildungsmarkt grundlegend zu verändern – eine Transformation, die dringend notwendig ist: Während sich die Probleme des Schulsystems in immer schlechteren Leistungen äußern, bremst der Fachkräftemangel das Wachstum vieler Unternehmen zunehmend aus. Effizientere Lernkonzepte können diesen Trends entgegensteuern. Vor allem der Einsatz von KI bietet hier künftig völlig neuen Spielraum. Infolge des hohen Bedarfs ergibt sich dabei sowohl für Startups als auch Investor:innen eine riesige Chance, vom enormen Wachstumspotenzial der nächsten Jahre zu profitieren.
Welche konkreten Möglichkeiten es dabei gibt und vor welchen Herausforderungen der Markt noch steht – all diesen Fragen widmen wir uns im Detail auf der Hinterland of Things 2024.