Die zunehmende Verzahnung von Wissenszentren, etablierten Unternehmen und Startups in der Region Ostwestfalen-Lippe treibt Innovation voran
3. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe (OWL):
- Zwei Drittel aller Startups (DE) stammen außerhalb der drei größten Städte
- Mehr als 180 Neugründungen in OWL seit 2019 – Tendenz steigend
- Trotz Konjunktureintrübung: Startups schaffen neue Arbeitsplätze in NRW
- Aufholbedarf bei Gründerinnenanteil, Risikokapital und Attraktivität für Talente
- Hohe Zufriedenheit mit regionalen Strukturen und Netzwerken (bis zu 95%)
- Starker B2B-Fokus (82%) bringt neue Technologien in den Mittelstand
Bielefeld, 22. November 2023 – Trotz bundesweiter Wirtschaftsflaute und zurückhaltenderen Investments etabliert sich in Nordrhein-Westfalen in der Region Ostwestfalen-Lippe ein Startup-Ökosystem, das durch eine zunehmende Verzahnung von etablierten Unternehmen, (Fach-)Hochschulen und Förderinitiativen zum Gründungsmotor avanciert. Das zeigen die Ergebnisse des 3. OWL Startup Monitors. Zwischen 2019 und Mitte 2023 sind in der Region knapp 200 neue Startups entstanden. Das noch vergleichsweise junge Ökosystem wird damit zunehmend Blaupause für Flächenregionen in Sachen Neugründungen.
Diese Entwicklung zeigt der 3. OWL Startup Monitor, der gemeinsam vom Startup-Verband und der Founders Foundation erstellt wurde.
„Der Monitor verdeutlicht: Die Kooperation zwischen Startups und etablierter Wirtschaft zeigt erste Erfolge im Gründungsgeschehen. Dennoch offenbart er ungenutztes Potential, vor allem im Wissenstransfer von Forschung in die Praxis sowie in der Anziehung von Talenten und Wagniskapital. OWL ist auf dem Sprung – jetzt braucht es den Blick der Wirtschaft auf unser Innovationspotenzial.”
Dominik Gross, Mitgründer und Geschäftsführer der Founders Foundation
„Startups sind zentraler Baustein für eine zukunftsfähige Volkswirtschaft. Mit Berlin und München haben wir zwei Hotspots mit internationaler Strahlkraft. Jetzt ist es wichtig, unsere Stärken in der Fläche zu nutzen und auch jenseits der Metropolen erfolgreiche Startup-Ökosysteme zu entwickeln. Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir gerade in unseren mittelständisch geprägten Wirtschaftsregionen neue Impulse setzen – OWL hat sich hier erfolgreich auf den Weg gemacht.“
Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des Startup-Verbandes
ENTGEGEN DEM DEUTSCHLANDTREND WAR 2022 EIN REKORDJAHR FÜR GRÜNDUNGEN IN OWL
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die durch eine schwache Konjunktur, langsames Wachstum und zurückhaltende Investor:innen gekennzeichnet ist, stellen sich die Startups in der Region weitgehend auf das geänderte Umfeld ein. Die zunehmende Zurückhaltung bei Kunden sorgt für einen verstärkten Fokus auf Produktentwicklung statt Personalbeschaffung, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wie in ganz Deutschland verschieben sich Finanzierungsrunden und Wachstumsimpulse, aber trotz der Krise haben 69% der OWL-Gründungen neue Arbeitsplätze geschaffen. Nur 6% mussten im letzten Jahr Stellen abbauen.
Im Gegensatz zum bundesweiten Rückgang der Gründungen im Jahr 2022 verzeichnete die Region OWL im selben Jahr sogar ein Rekordhoch. Zwar ist die Zahl im ersten Halbjahr 2023 wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgegangen, doch ist es noch zu früh, von einem Bruch des allgemeinen Aufwärtstrends zu sprechen, denn die Stimmung vor Ort ist weiterhin optimistisch: 96% planen Neueinstellungen (Bundeswert: 91%) und 78% blicken positiv auf die zukünftige Geschäftsentwicklung (Bund: 57%). Für die Flächenregionen insgesamt gibt es ebenfalls gute Nachrichten; aktuell holen sie im bundesweiten Vergleich auf. Zwei Drittel (67%) aller 2022 gegründeten Startups stammen aus Standorten außerhalb der drei größten Städte München, Berlin und Hamburg (2019: 59 %).
STANDORTNACHTEILE BEI ZUGANG ZU KAPITAL UND TALENTEN
Als größte Herausforderungen sehen die Gründer:innen in der Region nach wie vor den Zugang zu Kapital und die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter:innen. Ähnlich wie im deutschlandweiten Vergleich spiegelt sich hier die geringe Attraktivität der Region für Investor:innen wider: Nur etwa jeder Dritte hält Deutschland (33%) oder speziell OWL (34%) für einen attraktiven Standort, um Wagniskapital anzuziehen. Die Attraktivität der Region für Talente von außerhalb wird von den befragten Startups noch geringer eingeschätzt – nur 28 Prozent im Vergleich zu knapp der Hälfte bundesweit. Besorgniserregend ist, dass nur eine von zehn Gründer:innen weiblich ist, was deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 21% liegt.
HOHE ZUFRIEDENHEIT MIT DEN ANBINDUNGEN AN LOKALE HOCHSCHULEN UND NETZWERKE
Bemerkenswert ist, dass die Startups mit dem Ökosystem vor Ort sehr zufrieden sind: Jeweils 95% der befragten Startups schätzen die Nähe zu den Hochschulen sowie zu den lokalen Gründer:innen-Netzwerken – deutlich mehr als im bundesweiten Durchschnitt (je 76 und 70%).
Außerdem werden die regionalen Infrastrukturen als positiv empfunden: Die Verfügbarkeit von Büroflächen, die wirtschaftspolitischen Initiativen (jeweils 83%) und Weiterbildungsangebote für Gründer:innen (79%) werden überdurchschnittlich besser bewertet als im bundesweiten Vergleich (hier liegen die Zahlen zwischen 42-58%).
VOR ALLEM IM B2B-BEREICH TREIBEN OWL-STARTUPS DIE INNOVATION VORAN
Das B2B-Geschäft ist bundesweit die wichtigste Umsatzquelle für Startups. In der Wirtschaftsregion OWL mit rund 150.000 etablierten Unternehmen – darunter zahlreiche Weltmarktführer und bekannte Markennamen – profitieren Startups besonders von ihrer Nähe zum Endkunden. Knapp drei Viertel der Startups geben an, mit den Kooperationsmöglichkeiten mit dem Mittelstand zufrieden zu sein. Für 82 Prozent ist der B2B-Bereich der größte Umsatztreiber (bundesweit: 70%). Sechs von zehn OWL-Startups erwirtschaften sogar 90% ihres Umsatzes im B2B-Bereich. Vor allem der industrielle Sektor birgt großes Potenzial für weitere Kooperationen mit dem Mittelstand: So setzt mehr als jedes dritte Startup in seinem Geschäftsmodell aktuell auf Industrie 4.0-Lösungen. Mehr als die Hälfte (58%) entwickeln Software-Lösungen für diverse Branchen. Es gilt, die Stärken der Region weiter zu fördern, um Innovationen sowohl bei den kleinen und mittleren Unternehmen als auch bei den Global Players voranzutreiben.
CHANCEN FÜR DIE REGION
Um das Potenzial des Ökosystems voll ausschöpfen zu können, fordern viele der befragten Unternehmen bessere Rahmenbedingungen, um sowohl die Vielfalt zu erhöhen als auch die Region als attraktiven Standort für Gründungen und Kapitalzuflüsse weiter zu etablieren. Wie in ganz Deutschland wünschen sich auch in OWL fast alle Startups (95 Prozent) eine Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsprozessen und die Öffnung von Vergabeverfahren für Startups (81 Prozent). Auch eine Anpassung der Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme sieht die Mehrheit der OWL-Gründer:innen als zielführenden politischen Hebel, um das Gründungsgeschehen nachhaltig zu steigern. Als große Chance bleibt die Tatsache, dass mehr als neun von zehn der erfolgreichen Gründer:innen vor Ort wieder gründen würden – und das bevorzugt in ihrer Heimatregion.
Zum Monitor: Der 3. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe wurde in Zusammenarbeit von der Founders Foundation und dem Startup-Verband erstellt.
Weitere Informationen erhalten Sie bei: Krysta Brown-Ippach, PR & & Communications Managerin Founders Foundation gGmbH, krysta@foundersfoundation.de
Über die Founders Foundation
Die Founders Foundation gGmbH bildet die nächste Generation erfolgreicher Gründer:innen aus und baut im Herzen des deutschen Mittelstands ein nachhaltiges B2B Startup Ökosystem auf. Als Vorreiter in der Gründer:innen Ausbildung setzt die Founders Foundation auf das holistische Founders Foundation Education Model. Beispielhaft werden im B2B Startup Ökosystem Ostwestfalen-Lippe ‚new and old business‘ als Nährboden für Unternehmertum zusammengebracht. In diesem Kontext wurde die Tech Konferenz ‚Hinterland of Things‘ ins Leben gerufen. Die Founders Foundation ist eine gemeinnützige Organisation und stellt die nachhaltige und erfolgreiche Ausbildung der Gründer:innen ins Zentrum ihres Wirkens.
Über den Startup-Verband:
Der Startup-Verband hat knapp 1.200 Mitglieder und wurde im September 2012 in Berlin gegründet. Der Verein ist der Repräsentant und die Stimme der Startups in Deutschland. Er vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er wirbt für innovatives Unternehmertum und trägt die Startup-Mentalität in die Gesellschaft. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland und veröffentlicht mit Unterstützung von PwC Deutschland jährlich den Deutschen Startup Monitor.