2. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe (OWL): Hohe Zufriedenheit mit regionalem Startup-Ökosystem trotz wirtschaftlicher Unsicherheit / Anzahl an Gründungen steigt trotz herausforderndem Wirtschaftsklima weiter / Gründerinnenanteil in Flächenregion weiter besorgniserregend gering / Fachkräftemangel für Startups unter größten Herausforderungen / Zugang zu Wachstumskapital hemmt Wachstum / B2B-Technologien aus Flächenregion Innovationsmotor für Industrie / Investoren und Startups fordern engere Kooperation zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Startups
Bielefeld, 09. November 2022 – Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist abhängig von der Leistungsfähgigkeit und Innovationskraft in der Fläche. Bisher bildet der Mittelstand in den deutschen Flächenregionen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Gleichzeitig gewinnen Startups zunehmend an Bedeutung als Treiber der Wirtschaftskraft und Innovationsmotor. Die Region OWL zählt zu einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands und ist mit Blick auf Nordrhein-Westfalen (NRW) bereits Aushängeschild für ein erfolgreiches Startup-Ökosystem. Dennoch ringen die Gründer:innen außerhalb von Startup-Hochburgen wie Berlin und München nach wie vor um den Zugang zu Kapital und Talenten. Die Founders Foundation gGmbH mit Unterstützung vom Deutschen Startup-Verband und PwC legt im 2. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe jetzt aktuelle Zahlen zum Thema Innovation und Gründungen in der Flächenregion vor. Sie plädieren u.a. für einen Abbau administrativer Hürden, engere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Startups und fordern besseren Zugang zu Kapital.
Die Ergebnisse des Monitors sind eindeutig: Gründer:innen sehen den Zugang zu Kapital und das Anlocken und Halten von Talenten in der Region als die größten Herausforderungen. Die kulturelle Attraktivität des Standorts wird bemängelt. Erstaunlich: Die Mehrheit der Gründer*innen in der Region sind trotzdem zufrieden mit dem Ökosystem vor Ort (rund 84,1%) – und das weit mehr als im bundesweiten Durchschnitt (67,7%). Trotz der Corona-Pandemie und wirtschaftspolitischen Herausforderungen nimmt die Anzahl der Gründungen seit Jahren konstant zu (34%) und die Stimmung ist optimistisch, planen die Gründer:innen im Durchschnitt für 2023 mit 8 Neueinstellungen – bedeutend positiver als der Durschnitt für NRW (6) und knapp unter dem Bundesdurchschnitt (9).
”Der Monitor zeigt: Gerade in deutschen Flächenregionen wie Ostwestfalen-Lippe verbirgt sich immenses Talent und Innovationspotenzial, die Schlüssel zum Fortschritt. Obwohl die Region zu den fünf wirtschaftsstärksten Standorten in Deutschland zählt, fliegt sie noch oft unter dem Radar. Der Monitor stimmt optimistisch, zeigt aber auch, welche kulturellen und strukturellen Weichen wir heute stellen müssen! Es braucht Kapital, politische Hebel und die Brücke zwischen Startups und Mittelstand, um junge Unternehmen in der Region zu fördern und neue Talente für die Startup-Hotspots in der Fläche, abseits der Metropolen, zu begeistern.”
Dominik Gross, Mitgründer und Geschäftsführer der Founders Foundation
„Deutschlands Regionen stecken voller Potenzial für Innovation und Fortschritt. Der Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe zeigt anhand einer der stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands, wie man eigene Stärken zum Aufbau eines Startup-Ökosystems nutzen kann. Die Region profitiert enorm vom Schulterschluss zwischen Startups und etablierter Wirtschaft, was sich im hohen Anteil des B2B-Geschäfts widerspiegelt. Angesichts des Fachkräftemangels fordern Gründer:innen der Region mehr politische Unterstützung in Form eines Tech-Visums und drängen auf bessere Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen.”
Magdalena Oehl, Vorstandsmitglied Deutscher Startup-Verband
Sechs zentrale Ergebnisse des Monitors:
- Die Nähe zum Mittelstand als Entwicklungstreiber für Geschäftsmodelle im Bereich B2B: Die Region entwickelt sich zum Sprungbrett für Innovationen mit Fokus auf B2B Geschäftskunden – rund 4/5 aller Startups richten ihr Geschäftsmodell auf B2B-Kunden aus, im bundesweiten Schnitt liegt die Anzahl bei 71%, in Berlin lediglich bei 69%. Für die Flächenregion lohnt es sich, diesen Standortvorteil mit der Nähe zum Mittelstand zu nutzen und darauf basierend Geschäftsmodelle zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei mit knapp der Hälfte auf Software-As-A-Service (SaaS) Lösungen. Damit liegt die Region mit Metropolen wie München gleichauf, während im bundesweiten Schnitt weniger als ein Drittel aller Startups im Bereich SaaS tätig sind. Obwohl die Region zu den stärksten Produktions-Clustern in Europa zählt, siedeln sich nur rund 6% im Bereich Industriegüter an.
- Nachteile bei Zugang zu Kapital und Talenten, Vorteile bei Standortfaktoren: Die Flächenregion beheimatet knapp 50% weniger spätphasige Startups als im bundesweiten Durchschnitt, Sinnbild für die Frühphasigkeit des Ökosystems. Mit 63% ist die Mehrheit der Startups heute jedoch unzufrieden mit der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte für ihr Wachstum- mehr als im Bundesdurchschnitt mit lediglich 51%. Neben strukturellen Nachteilen in Kapital und Talent stimmt positiv, dass Gründen in der Flächenregion nach wie vor günstiger ist als im bundesweiten Schnitt. Das wird von Gründer*innen als entscheidender Standortvorteil für Gründungen in der Region gesehen.
- Deutlicher Nachholbedarf bei Tech-Gründungen durch Frauen: Startups in der Region werden im Schnitt im 3-er Team gegründet, jedoch mehrheitlich von Männern. Damit liegt die Region im Bundesvergleich im Bereich Diversität hinten. Nur rund 12% aller Gründer:innen in der Region sind weiblich. Damit hinkt die Region stark dem bundesweiten Schnitt hinterher: jedes fünfte Unternehmen wird im Durchschnitt in Deutschland von einer Frau gegründet, in Berlin sind es sogar rund 1/3.
- Politik und Wissenschaft als Hebel von Innovation: Mehr noch als im bundesweiten Schnitt (65%), fordern Gründer:innen in der Flächenregion von der Politik den Aufbau von Gründerzentren an Universitäten (75%), die Einführung von IT-Visa für Fachkräfte (75%), sowie die Vereinfachung von Verwaltungsprozessen in Gründungsangelegenheiten (93%). Besonders bemängelt wird die Geschwindigkeit von Prozessen.
- Chance für die Region: Mit Programmen und Anlaufstellen für Gründer:innen wie den Startup-Programmen der Founders Foundation oder die jährliche Hinterland of Things Conference, ersten Aktivitäten der regionalen Universitäten sowie der Nähe zum Mittelstand sowie der Nähe zum Mittelstand1ist in der Region ein Startup-Ökosystem im Aufschwung entstanden: Mehr als 84% der Gründer:innen bewerten die Vernetzung innerhalb des Ökosystems positiv, bundesweit sind es nur knapp 68%. Trotz der Corona-Pandemie liegt die durchschnittliche Wachstumsrate bei Gründungen in den vergangenen 5 Jahren bei mehr als 30%, eine vielversprechende Perspektive.
- Überzeugend: Die hohe Dichte mittelständischer Unternehmen, die in den letzten Jahren enger mit Startups kooperieren, stimmt Gründer*innen deutschlandweit zuversichtlich. Doch während bundesweit nur ca. 63% der Startups Kollaborationen mit dem Mittelstand als gut oder sehr gut einschätzen, sind es in der Flächenregion mit großer Nähe zum mittelstand sogar rund 70%. Die Brücke zwischen Startups und Mittelstand steht.
Zum Monitor: Der 2. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe wurde von der Founders Foundation mit Unterstützung vom Deutschen Startup-Verband und PwC erstellt.
Weitere Informationen erhalten Sie bei: Anna-Luisa Korte, Director Brand & Content Founders Foundation gGmbH, anna@foundersfoundation.de
Über die Founders Foundation
Die Founders Foundation gGmbH bildet die nächste Generation erfolgreicher Gründer:innen aus und baut im Herzen des deutschen Mittelstands ein nachhaltiges B2B Startup Ökosystem auf. Als Vorreiter in der Gründer:innen Ausbildung setzt die Founders Foundation auf das holistische Founders Foundation Education Model. Beispielhaft werden im B2B Startup Ökosystem Ostwestfalen-Lippe ‚new and old business‘ als Nährboden für Unternehmertum zusammengebracht. In diesem Kontext wurde die Tech Konferenz ‚Hinterland of Things‘ ins Leben gerufen. Die Founders Foundation ist eine gemeinnützige Organisation und stellt die nachhaltige und erfolgreiche Ausbildung der Gründer:innen ins Zentrum ihres Wirkens.
Über den Startup-Verband:
Der Startup-Verband hat knapp 1.200 Mitglieder und wurde im September 2012 in Berlin gegründet. Der Verein ist der Repräsentant und die Stimme der Startups in Deutschland. Er vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er wirbt für innovatives Unternehmertum und trägt die Startup-Mentalität in die Gesellschaft. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland und veröffentlich mit Unterstützung von PwC jährlich den Deutschen Startup Monitor.