Von der Suche über den Verkauf bis hin zur Verwaltung: Die Digitalisierung hat mittlerweile auch den traditionellen Immobilienmarkt erobert. Mithilfe von technologischen Tools können viele mühselige Prozesse vereinfacht werden – für alle Seiten. Dabei revolutionieren auch immer mehr Startups mit neuen Geschäftsmodellen den Markt. Wie sie das machen, erfährst Du in unserem Überblick mit den wichtigsten Real Estate Trends.
Real Estate Trend 1: Virtuelle Besichtigungen
Wenige Klicks statt viele Wege – so lautet das Prinzip von virtuellen Rundgängen. Denn die Suche nach der passenden Immobilie kostet vor allem eins: Zeit. Ganz zu schweigen von den Nerven, die potenzielle Käufer:innen für Besichtigungen quer durch die Stadt investieren müssen. Doch mittlerweile ist dies nicht mehr nötig: Modernste Technologien ermöglichen virtuelle Touren, mit denen Dutzende von Immobilien pro Tag besichtigt werden können – ohne dabei das Haus zu verlassen. Und das lohnt sich auch auf der anderen Seite: Verkäufer:innen und Makler:innen erreichen eine größere Zielgruppe und sparen sich eine Menge Aufwand. Dabei haben sie verschiedene Möglichkeiten:
- 360°-Besichtigungen: Häuser und Wohnungen werden mit speziellen 360-Grad-Kameras fotografiert und dreidimensional abgebildet. Auf diese Weise können Interessierte die Immobilie aus verschiedenen Blickwinkeln begutachten – ohne selbst vor Ort zu sein.
- VR- und AR-Rundgänge: Durch spezielle Hardware wie VR-Brillen können potenzielle Käufer:innen in ein simuliertes Umfeld eintauchen und dabei auch Räume sehen, die bislang nur auf dem Papier skizziert sind. Bei AR-Touren ist keine spezielle Software nötig. Zudem können auch Möbel in geplante Räume projiziert oder Wände virtuell gestrichen werden – vor allem bei Neubauten eine nützliche Hilfe.
- Building Information Modeling: Sämtliche Beteiligte wie, Planer:innen, Bauunternehmen oder Behörden hinterlegen ihre Informationen auf einer zentralen Plattform, um ein virtuelles 3-D-Modell einer Immobilie zu visualisieren – noch vor dem ersten Spatenstich.
Vom Nice to have zum neuen Standard: Durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach virtuellen Rundgängen nahezu explodiert. Mittlerweile ist es sogar nicht mehr selten, dass Käufer:innen ihre Angebote direkt online abgeben – ohne das neue Zuhause jemals persönlich gesehen zu haben. Schneller, einfacher, kostengünstiger: Virtuelle Rundgänge zählen zu den wichtigsten Real Estate Trends. Wie die folgenden Beispiele zeigen, unterstützen bereits viele innovative Startups den Trend:
- Hegias bietet eine Cloud-Software an, bei der alle Beteiligten eines Projekts ein virtuelles Modell der Immobilie sehen können. Bereits vor dem Bau wertet die automatisierte Plattform des Züricher Startups sämtliche Planungsdaten aus und stellt auf dieser Basis ein 3-D-Modell dar. Mithilfe von VR-Technologie können Planer:innen und andere Akteure die unfertige Immobilie sogar gemeinsam virtuell begehen.
- Dotscene hat sich auf Hard- und Software für die 3D-Erfassung von Immobilien spezialisiert. Mit dem Dotcube hat das Freiburger Startup einen mobilen Laserscanner entwickelt, der jeden Winkel einer Immobilie dreidimensional erfasst. So liefert Dotscene maßstabsgetreue Grundrisse, die als Planungsgrundlage für neue Projekte dienen können. Neben der Wohnungswirtschaft nehmen zum Beispiel auch Städte das Angebot in Anspruch.
Real Estate Trend 2: Big Data Analytics
Data is the new oil – dieses Zitat ist mittlerweile auch in der Immobilienbranche in aller Munde. Durch Online-Portale und IoT-Lösungen entstehen riesige Datenmengen, die wertvolle Erkenntnisse liefern können. Mithilfe von KI-basierten Algorithmen kann diese Informationsflut ausgewertet und genutzt werden: Investor:innen sehen, ob die angesetzte Miete auch künftig noch realisierbar ist. Asset-Manager:innen können sich frühzeitig über potenzielle Zahlungsausfälle informieren. Makler:innen erhalten Aufschluss darüber, wer potenzielle Käufer:innen sind. Den Akteuren stehen verschiedene Tools zur Verfügung:
- Business-Intelligence-Lösungen greifen auf verschiedenste Daten zu und stellen diese auf einer zentralen Plattform dar. Immobilienverwalter:innen können auf einem Dashboard zum Beispiel verfügbare Bestände und die Performance ihres Portfolios sehen.
- Predictive-Analytics-Software kann auf der Basis historischer Daten zukünftige Trends ausmachen. In der Immobilienbranche liefert sie beispielsweise Informationen darüber, wann ein Haus beliebt wird und mit welcher Wahrscheinlichkeit es verkauft wird.
Von Markttrends über Risikoanalysen bis hin zur Instandhaltung: Big-Data-Analysen führen einerseits zu einer besseren Kundenzufriedenheit, andererseits aber auch zu niedrigeren Kosten und einer höheren Effizienz. Und dank verbesserter KI-Technologie werden die Möglichkeiten stetig erweitert. Big Data ist daher ein entscheidender Real Estate Trend. Wie die folgenden Beispiele zeigen, spielt die Innovationskraft von Startups dabei eine wichtige Rolle:
- Realxdata hat sich auf die Bewertung von Immobilien durch den Einsatz von KI-Tools spezialisiert. Mithilfe einer Cloud-Software können Makler:innen und Eigentümer:innen zum Beispiel ermitteln, ob Mieterhöhungen durchsetzbar sind und wie viel der Verkauf einer Immobilie einbringen würde. Hierzu analysiert das Berliner Startup auch externe Daten wie Geräuschbelastungen oder Arbeitslosenquoten.
- Thermoshphr hat sich auf die Optimierung von Energiequellen in Gewerbeimmobilien spezialisiert. Das Berliner Startup bietet Verwalter:innen eine Cloud-Lösung an, mit denen sie ihre Heizungs- und Klimaanlagen in Echtzeit steuern können. Mit der KI-gestützten Software können aber auch Renovierungsmöglichkeiten für eine bessere Energieeffizienz ermittelt werden.
Real Estate Trend 3: Smart Home
Immobilien werden intelligent: In vielen Haushalten haben sich Kameras und Sensoren mittlerweile als Teil der Einrichtung etabliert. Zum Smart Home gehören nicht nur bekannte Sprachassistenten wie Alexa, sondern beispielsweise auch automatische Heizsysteme oder smarte Beleuchtungen. Das Prinzip: Möglichst viele Geräte werden mit elektronischen Sensoren ausgestattet, um sie über das Internet miteinander zu vernetzen – das Internet of Things (IoT). Das Ziel: Die Geräte kommunizieren miteinander und ermöglichen eine höhere Wohnqualität – und eine effizientere Immobilienverwaltung. Denn IoT-Technologien bieten Vorteile in verschiedener Hinsicht:
- Sicherheit: Kameras und Bewegungsmelder können das eigene Zuhause überwachen und vor unerwünschtem Besuch schützen. Zudem ermöglichen es Smart Locks, die Türen auch aus der Ferne zu steuern.
- Verbrauch: Intelligente Stromzähler können Stromfresser ausmachen und den Verbrauch senken. Smarte Heizungen können offene Fenster erkennen und sogar Wettervorhersagen berücksichtigen, um das System darauf anzupassen.
- Service: Intelligente Geräte sind in der Lage, die Bedürfnisse von Wohnenden zu erkennen und abhängig von der Situation zu reagieren. Amazon arbeitet beispielsweise an einem Kühlschrank, der Gewohnheiten trackt und automatisch neue Lebensmittel bestellt.
Schon längst ist Smart Home nicht mehr nur nette Spielerei, sondern auch ein bedeutender Marketingfaktor: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass vor allem die jüngere Generation mittlerweile ein großes Interesse am intelligenten Wohnen hat. Zudem werden die
Möglichkeiten stetig erweitert und immer mehr IoT-Lösungen verschiedener Hersteller sind miteinander kompatibel. Das Smart Home zählt somit zu den revolutionärsten Real Estate Trends. Auch innovative Startups treiben diese Entwicklung weiter voran:
- Tado hat sich auf die intelligente Steuerung von Heizungen und Klimaanlagen spezialisiert. Hierzu bietet das Münchener Startup smarte Thermostate an, die an die bestehenden Systeme angebracht werden und den Energieverbrauch optimieren. Zu den Investoren zählen zum Beispiel Amazon, Eon oder Siemens.
- Plume hat ein vernetztes WLAN-System für Smart Homes entwickelt, das mithilfe von KI die Geschwindigkeit und Abdeckung des WLAN-Netzes kontrolliert und abhängig von den Nutzungsgewohnheiten optimiert. Als einer der führenden Smart Home-Anbieter gilt das Startup aus Kalifornien als Unicorn und erreicht rund 20 Millionen Haushalte weltweit.
Real Estate Trend 4: iBuying
Keine Besichtigungen, keine Vermarktung und vor allem kein langes Warten: Für viele Hausverkäufer:innen klingt das wie ein Traum. Doch möglich machen es sogenannte iBuyers – Investor:innen und Agenturen, die ein sofortiges Kaufangebot abgeben und die Immobilie anschließend weiterverkaufen. Hierzu nutzen sie KI-gestützte Analysetools, die den aktuellen und künftigen Wert des Hauses bestimmen. Innerhalb kürzester Zeit wickeln sie dann – komplett online und nahezu automatisch – einen Verkauf ab. Immer mehr Plattformen haben sich in den letzten Jahren auf diesen noch jungen Real Estate Trend spezialisiert, denn es gibt Vorteile für beide Seiten:
- Verkäufer:innen müssen keine Kosten für Makler:innen oder Listing-Agents aufwenden und können sich die Zeit für Besichtigungen sparen. Zudem dauert der Verkaufsprozess meist nur wenige Tage – vor allem ein Vorteil, wenn man schnell umziehen muss.
- iBuying-Plattformen kaufen die Häuser meist unter dem regulären Marktpreis ein, um sie mit Gewinn weiterzuverkaufen. Dabei profitieren sie von der anhaltend hohen Nachfrage nach Immobilien.
Zwar macht iBuying derzeit noch einen kleinen Teil aller Hausverkäufe aus, allerdings erfreut es sich zunehmender Beliebtheit. Speziell in Deutschland hat das neue Geschäftsmodell noch enormes Wachstumspotenzial. Zuletzt hat aber auch die Corona-Pandemie dazu beigetragen, einige der Vorteile – beispielsweise den Verzicht von persönlichen Besuchen – zu demonstrieren. Daher zählt iBuying zu den aufstrebenden Real Estate Trends. Vor allem Startups treiben das junge Feld an:
- Opendoor gilt als First Mover im Bereich des iBuying. Seit 2014 betreibt das kalifornische Startup eine Plattform, auf der Immobilien zum Verkauf angeboten werden können. Nach einem Kauf führt Opendoor notwendige Reparaturen durch und verkauft es anschließend weiter.
- Pacaso möchte es mehr Menschen ermöglichen, einen Zweitwohnsitz zu erwerben. Hierzu werden Luxusimmobilien aufgekauft, um sie anschließend weiter zu vermarkten. Das Besondere: Es gibt mehrere Käufer:innen, die gleichermaßen Anteile für das Objekt erwerben und zu Miteigentümer:innen werden. In weniger als einem Jahr wurde das Startup aus San Francisco zum Unicorn.
Real Estate Trend 5: Crowdinvesting
Alle für einen – das ist das Motto beim sogenannten Crowdinvesting: Über Online-Plattformen schließen sich viele Menschen zusammen, um gemeinsam in Immobilienprojekte zu investieren. Als Dankeschön werden sie mit einer attraktiven Rendite belohnt. Einerseits öffnet das Crowdinvesting kleinen Anleger:innen die Tür, um am anhaltenden Immobilienboom teilzuhaben. Andererseits können sich Projektentwickler:innen frisches Kapital besorgen, ohne dabei die Anforderungen für Bankkredite erfüllen zu müssen – eine Win-win-Situation. Mithilfe digitaler Technologie kann der Spielraum sogar noch erweitert werden:
- Über die Blockchain können Anleger:innen – entsprechend der Höhe ihrer Investitionen – eine bestimmte Anzahl von Tokens erhalten. Diese können Bezugsrechte digital und fälschungssicher verbriefen. Noch fehlt in Deutschland aber ein rechtlicher Rahmen wie zum Beispiel ein digitalisiertes Grundbuch.
- Smart Contracts können als vertragliche Grundlage dienen und die gesamte Verwaltung automatisieren. Zins- und Mieteinnahmen, Grundsteuern oder sogar der Immobilienverkauf – sämtliche Transaktionen können in Echtzeit und ohne Notar abgewickelt werden.
Der Crowdinvesting-Markt ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Die Treiber: Niedrige Zinsen, fehlende Anlagealternativen und die höchste Inflationsrate seit Jahrzehnten. Auch weiterhin möchten Anleger:innen ihr Geld daher weiter in Sachwerte wie Immobilien stecken. Somit gehört Crowdinvesting zu den zentralen Real Estate Trends. Innovative Startups sind dabei wichtige Player:
- Finexity bietet eine Crowdinvesting-Plattform auf Grundlage der Ethereum-Blockchain an. Dabei wird eine Immobilie in digitale Anteile aufgeteilt und über Tokens an die Anleger:innen ausgegeben. Laut eigenen Angaben sei das Alleinstellungsmerkmal des Hamburger Startups, dass es die gesamte Wertschöpfungskette von digitalen Assets (Strukturierung, Tokenisierung, Verwahrung) darstellen könne.
- Wiwin hat sich auf nachhaltige Investments spezialisiert. Über die Crowdinvesting-Plattform des Mainzer Startups können Anleger:innen vor allem in die umweltfreundliche Sanierung von Bestandsimmobilien investieren.
Blick in das regionale Ökosystem
Auch in unserem regionalen B2B Startup Ökosystem in Ostwestfalen-Lippe nutzen einige Player bereits die Potenziale der aktuellen Real Estate Trends für ihr Businessmodell.
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