News der letzten Wochen, wie der billige Abverkauf eines Kernprodukts von hopin – das einst schnellst wachsende Startup weltweit – oder die (fast) Pleite des Co-Working Startups WeWork befeuern eine Dynamik, die nicht nur die Startup- und VC Szene betrifft, sondern unsere gesamte Remote Working Culture prägt. Was hinter den Schlagzeilen steckt und welchen Wandel unsere Arbeitskultur aktuell durchläuft, liest Du hier.
Raus aus den Büros, rein ins Home-Office
Fakt ist: Die Corona Pandemie war ein absoluter Hebel für den Umschwung hin zu einer übergreifende Remote Working Culture. Unternehmen aus den verschiedensten Branchen sahen sich 2020 von einem auf den anderen Tag mit der Frage konfrontiert, wie sie ihr Daily Business schnellstmöglich an die gegebenen Corona Regulierungen anpassen müssen.
Nach ersten Anpassungsschwierigkeiten und technischen Hürden über die ersten Pandemie-Wellen, arbeiten schließlich rund 45% aller Beschäftigten (knapp 10,5 Mio. Arbeitnehmer:innen) ganz oder teilweise aus dem Home-Office. Der Feldversuch bestätigt: rund 56% aller Jobs können ganz oder teilweise auch aus dem Home-Office erledigt werden und erfordern keinen kollektiven Arbeitsraum.
Wir in der Founders Foundation erinnern uns an eine Zeit des Umschwungs. “Schon lange vor der Pandemie haben wir Strategien entwickelt, um unsere Programme in Blended Learning Experiences umzubauen, die bestmöglich die Vorteile asynchroner Formate wie Videos mit onsite Formaten wie Live Workshops verbindet. Der Umstieg auf rein digitales Arbeiten fiel uns einfacher, weil wir damals von der Infrastruktur und auch vom Mindset bereits ‘New Work Methoden’ angewendet haben.” – erinnert sich Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation.
In der Krise liegt die Chance
Dass Krisenzeiten immer auch Gründerzeiten sind, haben nicht nur wir, sondern auch viele Unternehmertalente weltweit erkannt und Lösungen entwickelt, die z.B. den Handel in jeglichen Bereichen digitalisieren oder flexibles Arbeiten ermöglichen. Virtual Office Startups wie hopin, Video-Konferenz Dienste wie zoom oder auch die Event-Plattform Clubhouse wuchsen teilweise aus dem Nichts zum Erfolg.
“Während der Pandemie haben sich die Geschäftsmodelle als besonders resilient erwiesen, die eine attraktive Marge generieren, und die ihre Kosten unter Kontrolle haben.” sagt Stephan Jacquemot, Director des Education Bereichs der Founders Foundation. “Mit unserem Fokus auf B2B Tech Lösungen in der Founders Foundation haben wir hier auf die richtigen Themen gesetzt.“
Innovative Lösungen eroberten so den Arbeitsmarkt und schafften ein Kollaborationsgefühl, das unsere Arbeitswelt langfristig prägen sollte.
Wunsch nach flexiblem Arbeiten bleibt nach der Pandemie Gib hier deine Überschrift ein
Viele Beschäftigte freuten sich zwar nach der langen Isolationszeit auf das Wiedersehen im Büro, alles zurück auf Anfang und weitermachen wie vor der Pandemie war jedoch nicht der Fall. Über die Coronazeit hinweg wurden Grundlagen geschaffen für eine Arbeitswelt der Zukunft, die Remote Work in den Fokus stellt und flexibles Arbeiten von überall auf der Welt ermöglichte. Die Arbeitswelt hatte Blut geleckt. Viele Arbeitnehmer:innen sehnen sich nach einer hybriden Kultur aus Bürozeiten und der Möglichkeit, weiter im Home-Office zu arbeiten.
In Deutschlands Büros bleiben daher laut einer Ifo-Umfrage dreimal so viele Arbeitsplätze ungenutzt wie vor der Corona Pandemie. Die Home-Office Nutzung unter Vollzeitbeschäftigten in Deutschland hat sich nach der Pandemie auf durchschnittlich 1,4 Tage pro Woche eingependelt. Auch nach Ende der Pandemie arbeiten somit rund 35 % weiter flexibel.
Es kamen zudem neue Forschungsgebiete hinzu, die unsere virtuelle Arbeitskultur durchleuchten und z.B. das Phänomen „Zoom Fatigue“ entdeckten, welches im Kern die (negativen) Auswirkungen eines Fokus auf reine Videokonferenzen auf Psyche und Performance analysiert.
Was bedeutet diese Entwicklung hin zu flexibleren Arbeiten gepaart mit neusten Forschungsergebnissen also für den vorigen Rückenwind für Remote Startups?
Schwierige Zeiten für Remote Startups
Trotz der coronabedingten Entwicklung hin zu einer hybriden Arbeitskultur in vielen Unternehmen schrumpft der Markt für virtuelle Dienste nach der Pandemie. Technologieunternehmen, die sich hauptsächlich auf virtuelle Veranstaltungen konzentrieren, haben es schwer. hopin – das einst schnellst wachsende Startup Europas laut Bewertung – hat seine virtuellen Event-Assets für nur 15 Millionen US-Dollar an RingCentral verkauft, weit unter der Spitzenbewertung von fast 8 Milliarden US-Dollar.
Das gehypte Co-Working Startup WeWork wurde in den vergangenen Wochen ebenfalls Opfer der aktuellen Entwicklungen. Das Unternehmen äußert sich selbst kritisch über ihre Zukunft und steht nach eigenen Angaben vor großen Herausforderungen und Existenzängsten trotz Platzhirsch-Status in fast allen großen Metropolen.
„Durch den Verkauf der Assets von hopin zu gerade einmal 15m$ und durch die Fast-Pleite von WeWork sieht man deutlich, dass die VC Szene schlecht darin beraten ist, Themen zum einen zu schnell durch absurde Bewertungen zu hypen und zum anderen, dass die am privaten Kapitalmarkt erzielten Bewertungen oft nicht dem wahren Unternehmenswert entsprechen. Gehen solche überbewerteten Firmen dann – wie im Fall von WeWork an die Börse – sind die Retail Investoren die Leidtragenden, da die dann oft ihr eingesetztes Kapital komplett verlieren.“ – fasst Stephan Jacquemot, der neben seiner Director Tätigkeit für die Founders Foundation aktiver Investor mit TS Ventures ist, die aktuellen Entwicklungen zusammen.
Zwischen Anwesenheitspflicht und flexiblem Arbeiten
„Ich denke, dass die Idee, dass wir alle von irgendwo arbeiten können, durch den Abverkauf bei hopin und die Fast-Pleite bei WeWork, gescheitert ist. Hybride Modelle werden sicher bleiben, was gut ist. Aber die vollkommen distribuierten Teams waren wahrscheinlich bis auf Weiteres ein Phänomen der letzten zwei Jahre“, sagt Stephan Jacquemot.
Etablierte Unternehmen und junge Startups gleichermaßen sehen sich mit leeren Büroräumen und steigendem Willen nach flexiblen Arbeitsmodellen konfrontiert. Besonders für Gründer:innen in der Wachstumsphase ihres Unternehmens ist die Entscheidung für oder gegen ein eigenes Büro entscheidender Faktor ihrer Unternehmenskultur und ihres Wachstums generell.
“Klar, der physische Ort wird oft diskutiert, aber ebenso werden flexible Arbeitszeiten (auch über Zeitzonen hinweg) immer wichtiger. Das Ganze perfekt zu orchestrieren ist eine echte Herausforderung, die es anzupacken gilt,” sagt Alexander Wunder, Co-Founder unseres Alumni Startups Synctive, die mit ihren 10 Mitarbeiter:innen jüngst ein großes Büro in der Bielefelder Innenstadt bezogen haben. “Es geht darum, die Teamarbeit reibungslos zu halten, egal ob räumliche oder zeitliche Distanzen im Spiel sind. Technische Innovationen, klare Kommunikationswege und ein starkes Wir-Gefühl werden zu Schlüsselelementen, um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten. Es geht uns also um die richtige Balance zwischen flexibler Arbeit und Teaminteraktion.”
Hybrides Arbeiten - ein Modell der Zukunft
Unsere Arbeitskultur durchlebt weiterhin einen branchen- und Ländergrenzen-übergreifenden Wandel. Wir müssen einen Weg finden, kollaboratives Arbeiten langfristig remote zu etablieren und dennoch Nähe und Austausch in unserer Arbeit nicht zu verlieren.
“Ich bin davon überzeugt, dass Innovationen nur in engem Austausch und physischem Beisammensein entstehen können. Dafür stehen wir mit unserem Founders Home mitten in der Bielefelder Altstadt.” – erläutert Dominik Gross. “Gleichzeitig glaube ich an die Chancen hybrider und flexibler Arbeitsformen, die synchrone und asynchrone Methoden verbinden – so wie wir es in unserem Bildungsformaten leben. Eine ganzheitliche, hybride Unternehmenskultur mit Produktivität zu vereinen, wird eine zentrale Herausforderung der Zukunft.”
Ein Mix aus Remote Working Möglichkeiten und einem physischen Anker in Form eines eigenen Büros oder Co-Working Spaces scheint aktuell also ein beliebtes Modell zu sein. So kann hybrides Arbeiten eine Balance zwischen den beiden extremen “fully Remote” und “Office Pflicht” schaffen, die Arbeitnehmer:innen wie auch Führungskräften maximale Flexibilität in der Zusammenarbeit bietet – solange es gut koordiniert und “gesund” für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen bleibt. Das Thema wird uns weiterhin beschäftigen und stark diskutiert und erforscht werden in allen Branchen und Unternehmensgrößen.