Lieferengpässe, neue Gesetze und veränderte Kundenansprüche: Die Logistikbranche steht derzeit vor schwierigen Aufgaben. Doch wer die aktuellen Logistik Trends kennt, kann auch besser auf Herausforderungen reagieren. So gibt es weltweit bereits viele Startups, die sich verschiedenen Problemen des Sektors widmen. In unserem Überblick zeigen wir Dir die wichtigsten Logistik Trends 2022 – und wie Startup Gründer:innen hier mit ihrem Business Case ansetzen können.
Logistik Trend 1: Digitale Supply Chain
Vom Rohstoff über den Transport bis hin zum fertigen Produkt: Innerhalb einer digitalen Supply Chain wird der gesamte Lieferprozess überwacht und gesteuert – in Echtzeit. Möglich wird das, indem verschiedene Technologien zusammenwirken: Sensoren und IoT-Lösungen ermitteln jederzeit den aktuellen Standort und sogar den Zustand der Fracht. KI-Anwendungen werten riesige Datenmengen aus. Cloud-Systeme vernetzen Lieferant:innen, Händler:innen und Kund:innen miteinander. Die digitale Supply Chain umfasst somit viele Logistik Trends, deren Zusammenspiel enorme Vorteile bietet:- Effizienz: Werden die riesigen Datenmengen von Unternehmen richtig genutzt, können sie bessere Entscheidungen treffen und ihren Bedarf zielgerichteter planen.
- Transparenz: Durch den stetigen Datenaustausch können Probleme in der Lieferkette schneller behoben werden. Eine digitale Lieferkette deckt aber auch auf, wie nachhaltig der Lieferprozess gestaltet ist.
- Kosten: Unternehmen können in kürzester Zeit auf neue Situationen reagieren und somit Fehlbestände und unnötige Lagerkosten vermeiden.
- Limbiq stellt Unternehmen eine cloud-basierte Software bereit, mit der alle Akteure entlang der Lieferkette miteinander vernetzt werden. Die Sendung kann dabei von der Bestellung bis zur Lieferung verfolgt werden. Zudem bietet das Duisburger Startup Analysetools für die Supply Chain sowie ein Frontend für Kund:innen an.
- Das Hamburger Startup Ourz bietet seinen Service mithilfe der Blockchain an: Jeder Akteur, der an der Produktion beteiligt ist, muss seine Daten auf der Blockchain eintragen. Zudem zeichnen Sensoren an LKW auf, ob Produkte beispielsweise richtig gekühlt werden. Auf den Verpackungen können die Kunden schließlich QR-Codes scannen und Informationen über die Herkunft des Produkts erhalten. Die Lieferkette wird somit vollständig transparent.
Logistik Trend 2: Robotik & Automatisierung
Für die einen immer noch Science-Fiction, für die Logistik schon längst Realität: Intelligente Roboter arbeiten Seite an Seite mit Menschen zusammen und nehmen ihnen immer mehr Aufgaben ab. Die Vorteile liegen auf der Hand: Roboter werden nicht müde und erfüllen ihren Job immer mit der gleichen Qualität. Das bedeutet: Weniger Fehler, mehr Produktivität und höhere Geschwindigkeit. Und das Potenzial wird immer vielseitiger:
- Software-Roboter: Bots können für Kund:innen nicht nur den Status einer Sendung ermitteln und ihnen antworten, sondern auch die Verfügbarkeit von Produkten prüfen und Artikel nachbestellen.
- Lagerroboter: Mobile Roboter können sich selbstständig durch Lager bewegen und dabei beispielsweise Lieferungen entladen oder Waren transportieren.
- Autonome Fahrzeuge: Paketlieferungen mit selbstfahrenden Autos sind hierzulande noch in weiter Ferne. Schon jetzt werden allerdings autonome Drohnen eingesetzt, um etwa in Lagerhallen die Inventur zu übernehmen.
Zwar zählt Robotik nicht zu den neuesten Logistik Trends, doch die Corona-Pandemie hat gezeigt: Wenn viele Mitarbeiter:innen ausfallen, können Maschinen die Produktion am Laufen halten. Auch der anhaltende Fachkräftemangel verstärkt den Bedarf nach technischen Helfern. Dabei setzen viele Unternehmen auf die Hilfe von innovativen Startups, wie die folgenden Beispiele zeigen:
- Die Roboter des Münchner Startups Magazino können mithilfe von 2- und 3D-Kameras Objekte erkennen, greifen und transportieren. In Lagern übernehmen sie die Kommissionierung oder stellen Warenlieferungen zusammen. Auch der Onlineriese Zalando setzt auf die Technologie.
- Wandelbots aus Dresden hat einen smarten Stift entwickelt, der mithilfe von Sensoren menschliche Bewegungen auf Roboter überträgt. In der Logistik können Roboter zum Beispiel bei der Kommissionierung innerhalb kürzester Zeit auf neue Abläufe programmiert werden. Unter anderem VW nutzt das Konzept in seiner Logistik.
Logistik Trend 3: Smarte Konzepte für die letzte Meile
Kurz vorm Ziel wird es teuer: Die berüchtigte letzte Meile – also der Weg vom Verteilerzentrum zum Endkunden – ist für die Logistik nach wie vor mit gewaltigen Kosten verbunden. Das Problem: Der Verkehr in den Städten wird dichter, das Paketaufkommen nimmt zu und die Anzahl der Stopps erhöht sich. Das belastet nicht nur die Kasse, sondern auch die Umwelt. Und es gibt noch weitere Treiber dieses Logistik Trends: Die Ansprüche von Kund:innen steigen – und damit auch der Druck auf die Unternehmen. Wer dem rasanten Liefertempo gerecht werden möchte, könnte auf folgende Lösungen zurückgreifen:- Innovative Verkehrsmittel: Elektrofahrzeuge oder Lastenräder schonen nicht nur die Umwelt, sondern finden im dichten Getümmel der Stadt auch schneller zu ihrem Ziel.
- Abholstationen: An Paketstationen können Kund:innen ihre Waren zu einer beliebigen Zeit abholen. Amazon oder DHL gelten als Vorreiter dieses Logistik Trends. Mittlerweile gibt es aber auch schon Paketboxen für private Haushalte.
- Micro-Hubs: In kleinen Stationen wie Containern werden alle Waren zunächst zwischengelagert, bevor sie mit umweltfreundlichen Fahrzeugen oder gar zu Fuß verteilt werden.
- Dropfriends setzt auf Crowdsourcing. Dabei bietet das Kölner Startup seinen Nutzer:innen die Möglichkeit, Pakete für die Nachbarn anzunehmen und damit Geld zu verdienen. Der Paketempfänger zahlt hierfür wiederum eine geringe Gebühr.
- Fairsenden nutzt E-Cargo-Bikes und E-Vans auf der letzten Meile. Zuvor können die Kund:innen individuelle Lieferzeiten vereinbaren. Um diese bei der Zustellung einzuhalten, werden sämtliche Routen mithilfe von KI geplant. Auf das Angebot des Berliner Startups setzen etwa der Online-Händler Loveco oder die nachhaltige Kondommarke Einhorn.
Logistik Trend 4: Omnichannel-Logistik
Online und Offline – das gehört zusammen. Die heutigen Kund:innen möchten nicht nur jederzeit und überall bestellen, sondern ihre Waren auch an jeden beliebigen Ort geliefert bekommen. Händler:innen müssen ihre Produkte und Dienstleistungen daher über verschiedene Vertriebskanäle hinweg anbieten. Doch nicht nur das: Eine Omnichannel-Strategie sorgt für fließende Übergänge zwischen diesen Kanälen. Im Mittelpunkt: Das Kundenerlebnis. Die Logistik muss sich dabei zunehmend darauf einstellen, dass Waren über verschiedene Wege gesucht, gekauft und zurückgeschickt werden. Zu bekannten Konzepten dieses Logistik Trends zählen:- Click & Collect: Kund:innen können online bestellte Waren zu einem vereinbarten Zeitraum im stationären Handel abholen.
- In-Store-Return: Kund:innen können online gekaufte Waren im stationären Handel zurückschicken lassen.
- Parcel.one hat sich auf den Versand von Paketen ins Ausland spezialisiert. Das Startup aus der Nähe von Frankfurt arbeitet mit einem Algorithmus, der für jede Sendung die bestmögliche Versandoption ermittelt. Dabei können die Sendungen jederzeit getrackt werden.
- Byrd bietet eine umfangreiche Fulfillment-Software an, mit der Händler:innen ihre gesamte Logistik auslagern können. Von der Lagerhaltung über die Kommissionierung und Verpackung bis zur Auslieferung und die Retourenverwaltung übernimmt das Wiener Startup alle Schritte der Lieferkette.
Logistik Trend 5: Nachhaltigkeit durch Innovation
Nachhaltigkeit gehört zu den Megatrends unserer Zeit, von dem vor allem die Logistikbranche betroffen ist. Schließlich macht der Sektor einen großen Teil der globalen Emissionen aus. Doch grüne Logistik ist längst nicht mehr nur eine moralische Pflicht, sondern ein echter Erfolgsfaktor: Kund:innen erwarten zunehmend, dass Unternehmen ihre Lieferketten nachhaltig ausrichten. Wer diesen Ansprüchen gerecht wird, kann von einem positiven Image profitieren. Dabei erstreckt sich eine vollständig grüne Logistik über alle Lieferprozesse:- Transport: Vor allem auf der letzten Meile können umweltfreundliche Transportmittel wie Elektrofahrzeuge eingesetzt werden. Zudem helfen KI-Anwendungen dabei, Transporte optimal auszulasten und Leerfahrten zu vermeiden.
- Lagerung: Nachhaltige Lagerhallen setzen auf einen schonenden Energieverbrauch und alternative Energiequellen. Mit einer bedarfsgerechten Planung können ineffiziente Lagerbestände vermieden werden. Durch IT-Lösungen kann zudem der Papierverbrauch reduziert werden.
- Verpackung: Im Sinne einer nachhaltigen Logistik sollten Verpackungen weitgehend an die Produkte angepasst werden, um Verschwendung zu begrenzen. Ökologische Verpackungen können zudem recycelt werden.
- Das Berliner Startup Seedtrace macht Lieferketten transparent: Auf einer Plattform können Unternehmen ihre ökologischen Maßnahmen beschreiben. Diese können durch ein globales Netzwerk überprüft und bestätigt werden. Auch dokumentierte Daten auf der Blockchain werden dabei herangezogen. Partner ist unter anderem der internationale Kakaoproduzent Koa.
- IntegrityNext aus München stellt Unternehmen eine Cloud-Plattform bereit, mit der die Nachhaltigkeit von Lieferketten überprüft werden kann. Dabei bietet es eine Echtzeit-Überwachung von Social-Media-Kanälen an, bei der Nachrichten auf mögliche Verstöße von Lieferanten gescannt werden. Partner sind zum Beispiel Thyssenkrupp oder Evonik.
Blick in das regionale Ökosystem
- Christoph Dreesbach, Malik Hafez und Bhuvan Sharma, die Gründer unseres Alumni Startups Cellgo aus Paderborn haben es sich zum Ziel gesetzt, Kund:innen einen möglichst einfachen Einstieg in die professionelle Lagerautomatisierung zu bieten.
- Unser Alumni Team von Katma Clean Control bietet eine vollautomatisierte LKW-Laderaumreinigung.
- Die Gründer des Paderborner Startups Intab Pro entwickeln ein Tool, das durch Algorithmen Bäckerei-Bedarfe analysiert und damit jeden Tag vollautomatisch und selbstlernend Bestellvorschläge in die Warenwirtschaft gibt.
- Unser Alumni Startup Unchained Robotics aus Paderborn bietet eine maßgeschneiderte Lösungen in der Automatisierungstechnik, mit der Kund:innen unabhängig sehen können, welche Automatisierungs-Technologie für welchen Preis zur Verfügung steht und welche Technologie zu den Bedürfnissen des Unternehmens passt.
- Das Bielefelder Startup third element aviation entwickelt und produziert hochperformante Drohnen (UAV) und Applikationen für industrielle Prozessoptimierung zur Wert- und Effizienzsteigerung.
- Das Gütersloher Startup Schüttflix erleichtert mit ihrer Anwendung die Lieferung von Baustoffen, indem Lieferant:innen und Lastwagenfahrer:innen direkt mit den Kund:innen aus dem Landschaftsbau und der Schwerbauindustrie vernetzt werden.
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