Energiekrise, Fachkräftemangel, Lieferprobleme – das neue Jahr startet mit großen Herausforderungen. Doch gleichzeitig auch mit riesigen Chancen. Innovative Lösungen sind in einigen Bereichen gefragter als je zuvor. In unserem Überblick zeigen wir Dir die wichtigsten Tech Trends 2023 – und mit welchen Geschäftsmodellen Du hier ansetzen kannst.
Tech Trend 1: Low-Code / No-Code
Programmieren für alle: Low- und No-Code-Lösungen ermöglichen es nahezu jedem, eigene Software-Anwendungen zu entwickeln. Hierzu bieten die Plattformen vorgefertigte Baukästen an, mit denen verschiedenste Lösungen schnell und einfach programmiert werden können. Das Prinzip: Drag-and-Drop statt Nullen und Einsen. Im Hintergrund verbergen sich komplexe Codes – an der Oberfläche erscheinen leicht verständliche Bausteine. Eine App für Kund:innen erstellen, das Design der Website anpassen oder die interne Buchhaltung automatisieren – Unternehmen können so auch Nicht-Programmierer:innen in die Lage versetzen, ihre Digitalisierung voranzutreiben.
Denn der Druck ist hoch: Laut einer aktuellen Studie fehlen in deutschen Unternehmen mehr als 130.000 IT-Fachkräfte – so viele wie nie zuvor. Auch 2023 bremst diese Lücke den digitalen Wandel weiter aus. Dazu zwingt das wirtschaftlich unsichere Umfeld viele Unternehmen weiter, nach innovativen Lösungen zu suchen. Low-Code und No-Code gehören daher zu den wichtigsten Tech Trends 2023. Welche Ansätze es dabei für Startups gibt, zeigt das folgende Beispiel:
- Softr bietet eine No-Code-Plattform an, mit der Unternehmen aus einer Vielzahl von Funktionen und Designs eigene Anwendungen bauen können. Dazu gehören beispielsweise Websites oder Apps, aber auch Kundenportale und Projektmanagement-Tools. Seit 2019 konnte Softr rund 16 Millionen Dollar für seine Idee einsammeln, auf die mittlerweile auch Kunden wie Universal Music setzen.
Tech Trend 2: Generative AI
Von ästhetischen Bildern über kreative Texte bis zu komplexen Programmiercodes: Generative AI ist in der Lage, aus vorhandenen Daten völlig neue Inhalte zu erzeugen – und das auf Knopfdruck. Im Gegensatz zu bisherigen KI-Modellen sind die Algorithmen nicht nur auf ein bestimmtes Ergebnis trainiert, sondern können aus erlernten Mustern auch neues Wissen schaffen. Und ihr Potenzial geht dabei über bloße Spielereien hinaus: Im Marketing kann die Technologie individuelle Werbetexte oder Logos erstellen. Im Kundenservice können optimierte Chatbots frustrierende Gespräche vermeiden. Und in der Medizin könnten die Algorithmen sogar neue Medikamente zusammensetzen. Generative AI zählt daher zu den bahnbrechendsten Fortschritten in der Welt der KI.
Erst zum Ende des letzten Jahres erregte das US-Startup OpenAI mit seinem Chatbot ChatGPT weltweite Aufmerksamkeit. In nur wenigen Tagen hat der Dienst mehr als eine Million Nutzer:innen angezogen. 2023 ist zu erwarten, dass noch mehr Startups in verschiedensten Bereichen auf den Plan treten werden, da auch immer mehr Nutzer:innen das breite Potenzial von Generative AI erkennen. Auch deutsche Startups sind bereits dabei:
- TextCortex AI bietet ein Tool an, mit dem Nutzer:innen automatisierte Texte für Vertrieb und Marketing erstellen können. Der Dienst kann dabei unkompliziert als Browser-Erweiterung installiert werden. Die erzeugten Inhalte sollen sich kaum von menschlicher Sprache unterscheiden. In die Idee des Berliner Startups sind seit 2021 knapp über eine Million Euro Risikokapital geflossen.
Tech Trend 3: Digitale Lieferketten
Lieferzeiten vorhersagen, Standorte ermitteln oder Abläufe automatisieren – digitale Lieferketten haben das Potenzial, die traditionelle Logistik zu revolutionieren. Und dabei greifen verschiedenste Technologien ineinander: Digitale Zwillinge helfen dabei, Prozesse optimal zu planen und anzupassen. Sensoren ermitteln jederzeit, wo Waren gerade sind und in welchem Zustand sie sich befinden. KI-getriebene Data Analytics können diese Informationen wiederum in Echtzeit auswerten.
Kurz gefasst: Unternehmen können einerseits ihre Kosten senken, andererseits aber auch ihre Effizienz steigern. Die Pandemie, globale Spannungen und jüngst auch der Ukraine-Krieg haben dabei den Druck auf die Logistik erhöht.
Daher ist klar: Digitale Lieferketten gehören zu den Tech Trends 2023, die Gründer:innen definitiv im Blick behalten sollten. Denn zu den bestehenden Problemen kommen nun auch strengere Regeln: In Deutschland gilt seit Beginn dieses Jahres das Lieferkettengesetz, welches Unternehmen zu mehr Transparenz entlang ihrer Logistik verpflichtet. Viele Unternehmen greifen dabei auf die Hilfe von Startups zurück, wie das folgende Beispiel zeigt:
- Sparetech bietet eine Plattform, auf der Unternehmen den Bestand ihrer Ersatzteile digitalisieren können. Über die Lösung des Stuttgarter Startups können Ersatzteile beispielsweise zum tatsächlichen Zeitpunkt des Bedarfs eingekauft werden. Zuletzt flossen rund 5 Millionen Euro Risikokapital in Sparetech.
Tech Trend 4: EnergyTech
Speichern, sparen, sauber erzeugen – die Energiewende gehört längst zu den brennendsten Themen unserer Zeit. Doch gleichzeitig ist sie eine Mammutaufgabe, für die neue Technologien eine zentrale Rolle spielen. Von der Erzeugung aus Wasserstoff über die Speicherung in Flüssigbatterien bis hin zur Optimierung mit intelligenten Stromzählern – innovative Lösungen sind in der gesamten Kette des Energiesektors auf dem Vormarsch.
Der Grund: Nicht nur das Bewusstsein, sondern auch die Notwendigkeit für einen Wandel wächst. Denn neben dem Klimawandel treibt seit letztem Jahr auch die Energiekrise ein massives Umdenken voran.
Bereits in den letzten Jahren ist das Risikokapital für Climate Tech daher in ganz Europa rasant angestiegen. Doch speziell in diesem Jahr sind alle Augen auf innovative Startups gerichtet – vor allem im Bereich der Energieeffizienz. Gründer:innen bekommen derzeit so viel Unterstützung wie nie zuvor, daher gehört EnergyTech zu den zentralen Tech Trends 2023. Das folgende Startup ist bereits auf den Zug aufgesprungen:
- Voltstorage entwickelt sogenannte Redox-Flow-Batterien auf der Basis von Vanadium und Eisen. Laut dem Münchner Startup sind diese nur knapp ein Zehntel so teuer wie herkömmliche Batterien und können zum Beispiel als Zwischenspeicher in Windparks dienen. In seiner jüngsten Finanzierungsrunde konnte Voltstorage rund 24 Millionen Euro von einem US-Investor einsammeln.
Tech Trend 5: Internet of Things
Vernetzte Maschinen, vernetzte Fahrzeuge oder sogar vernetzte Energie: Zwar liegt das Internet of Things (IoT) schon länger im Trend, allerdings dringt es in immer mehr Bereiche vor. Dies fängt bei smarten Haushaltsgeräten an, kann aber mittlerweile auch bis zu virtuellen Kraftwerken reichen.
Vor allem die Industrie nutzt das Potenzial – etwa bei der Wartung von Maschinen mithilfe von Sensoren. Dabei profitiert IoT auch stark von den beachtlichen Fortschritten anderer Technologien wie Prozessoren oder KI. Kleiner, günstiger, effizienter – die Vernetzung von Geräten wurde in den letzten Jahren immer attraktiver.
Dazu kommen neue Rahmenbedingungen: „Matter” soll sich in diesem Jahr weiter als neuer Smart-Home-Standard etablieren – und die Geräte verschiedener Hersteller kompatibel machen. Nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Wohnungen und Häusern könnte sich IoT daher immer weiter durchsetzen.
Wie Startups einen der wichtigsten Tech Trends 2023 nutzen können, zeigt das folgende Beispiel:
- Tacterion bietet taktile Sensorlösungen für verschiedene IoT-Bereiche an. Dabei setzt das Münchner Startup eine patentgeschützte Technologie ein, um die Oberflächen von Geräten berührungsempfindlich zu machen und die Interaktion zwischen Mensch und Technologie intuitiver zu gestalten. Zu den Kund:innen des Startups zählen auch führende Anbieter von Haushaltsgeräten wie unser Hinterland Allianz Mitglied Miele.
Tech Trend 6: Web 3
Der Generationswandel schreitet voran: Nach dem Web 1.0 – einem reinen Lese-Web mit statischen Seiten – kam das Web 2.0, in dem Nutzer:innen auch eigene Inhalte veröffentlichen können. Doch schon seit einiger Zeit zeichnet sich ein neuer Trend ab: Im Web 3.0 können User ihre Daten und virtuellen Dinge auch wirklich besitzen – statt sie bei großen Plattformen zu lagern.
Das Stichwort: Dezentralität. Erst im letzten Jahr ist dieses Prinzip auf breites Interesse gestoßen, als das dezentrale Netzwerk Mastodon populär wurde. Auch 2023 wird das Web 3.0 weiter in den Mainstream rücken. Auf der Grundlage einer Distributed Ledger Technologie (DLT) wie der Blockchain haben User etwa die Möglichkeit, Token als Zahlungsmittel oder NFTs für ihre Eigentumsrechte zu nutzen. Startups können hier mit völlig neuen Geschäftsmodellen ansetzen.
Keine Frage: Das Web 3.0 steckt gerade noch in den Kinderschuhen. Doch genau hier liegt auch die Chance für Gründer:innen, auf den anrollenden Zug aufzuspringen. Gefragt sind beispielsweise digitale Identitätslösungen, die bei virtuellen Assets zum Einsatz kommen.
Dazu werden sich große Marken auch in diesem Jahr weiter ins Web 3.0 vorwagen. Als Inspiration kann dabei das folgende Startup dienen:
- Corpus.ventures entwickelt verschiedene Software-Lösungen für das Web 3.0. Das Startup aus Mittweida möchte beispielsweise günstigere Transaktionen ermöglichen oder eine einfache Unternehmensbeteiligung über Token realisieren. Nachdem neue Produkte von der Community getestet wurden, bringt Corpus.ventures diese wiederum in ausgegliederten Startups auf den Markt.
Unterm Strich steht fest: 2023 wird ein Jahr der Herausforderungen. Neben allgegenwärtigen Themen wie dem Klimawandel werden auch die Energiekrise und Inflation weiter eine große Rolle spielen.
Doch klar ist auch: Krisen können ein Motor für Innovationen sein. Wenn Gründer:innen die Tech Trends 2023 kennen, können sie mit ihren Ideen genau hier ansetzen und passende Antworten liefern. Vor allem im Bereich Software und KI gibt es in diesem Jahr spannende Entwicklungen, die Startups völlig neue Türen öffnen. 2023 kann daher auch ein Jahr der großen Chancen werden.
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