Doch worum geht es hierbei? EdTech – eine Wortschöpfung aus Education und Technology – bezieht sich auf innovative Tools, die verschiedenste Lernprozesse unterstützen. Dazu gehören Angebote wie Nachhilfe-Apps, E-Learning-Plattformen oder Lernmanagement-Software. In unserer Übersicht zeigen wir Dir die wichtigsten EdTech Trends 2022 – und wie das Potenzial von Gründer:innen genutzt werden kann.
EdTech Trend 1: Extended Reality
Ein Besuch im antiken Rom, eine Reise zum Mount Everest oder eine Tour durch die Sahara: Mithilfe von moderner Technologie ist das mittlerweile von Zuhause aus möglich – zumindest virtuell. Tools wie VR-Brillen und VR-Headsets ermöglichen Schüler:innen und Berufstätigen immersive Lernerfahrungen in den eigenen vier Wänden. Lernende können mit virtuellen Objekten interagieren und aktivieren dabei mehrere Sinne gleichzeitig. Die Kluft zwischen trockener Theorie und fesselnder Praxis wird auf diese Weise minimiert. Das bietet Vorteile in verschiedenster Hinsicht:
- Risiko & Kosten: Ob es sich um einen chemischen Versuch oder einen chirurgischen Eingriff handelt: Durch Extended Reality können Kosten für teure Labore oder Risiken bei Behandlungsfehlern vermieden werden.
- Effizienz & Qualität: Lernende werden nicht nur berieselt, sondern aktivieren ihre Sinne für eine fesselnde Lernerfahrung. Das führt nicht nur zu effizienteren Ergebnissen, sondern steigert auch die Motivation.
Seit letztem Jahr zählt das Metaverse zu den größten Tech-Trends der heutigen Zeit. Es kann eine neue Grundlage dafür schaffen, wie zukünftig gelernt wird. Und die fortschreitende Technologie macht es immer einfacher, Lernerfahrungen zum Leben zu erwecken. Gleichzeitig sinken die Kosten für VR-Brillen und Co., sodass sie immer erschwinglicher für Bildungsinstitutionen werden. Extended Reality zählt daher zu den wichtigsten EdTech Trends 2022. Die folgenden Beispiele von EdTech Startups zeigen, wie dies genutzt werden kann:
- Vireed bietet eine VR-Plattform für Medizinstudent:innen an. In virtuellen Lernszenarien können die Nutzer:innen medizinische Eingriffe üben und sich somit für den Ernstfall vorbereiten. Das Hamburger EdTech Startup arbeitet bereits mit verschiedenen Kliniken zusammen.
- StriVR hat sich auf ein VR-Training für Berufstätige fokussiert. Das EdTech Startup aus Stanford liefert hierzu VR-Brillen aus, bietet verschiedene Trainingsszenarien an und analysiert die Ergebnisse auf einer Plattform. Den Service haben bereits große Unternehmen wie Walmart und die Bank of America für das Onboarding von Mitarbeiter:innen genutzt.
EdTech Trend 2: Personalisiertes Lernen
Verschiedene Fähigkeiten erfordern verschiedene Ansätze – klingt logisch, wird in der klassischen Bildung aber nicht umgesetzt: Während die einen Schüler:innen im Unterricht verzweifeln, warten andere schon gespannt auf die nächste Aufgabe. Unternehmen bieten ihren Mitarbeiter:innen einheitliche Schulungen an, ohne dabei das jeweilige Know-How zu beachten. Das personalisierte Lernen setzt dagegen auf Klasse statt Masse:
KI-Anwendungen schneiden Lernprozesse speziell auf die Bedürfnisse des Einzelnen zu. Eigenes Tempo, individueller Inhalt und angepasste Methode – das Potenzial ist riesig:
- Auf E-Learning-Plattformen kann jeder flexibel entscheiden, wann, wo und in welchem Tempo er lernen möchte. Vor allem für Berufstätige ist dies ein großer Vorteil.
- Learning Analytics werten das individuelle Lernverhalten mithilfe von Algorithmen aus – in Echtzeit. Noch während einer Aufgabe können sie Fehler korrigieren und Lösungen anbieten. Die ausgewerteten Daten können anschließend auch von Lehrenden genutzt werden.
Durch den technologischen Fortschritt kann personalisiertes Lernen immer effektiver gestaltet werden. Gleichzeitig stehen Unternehmen zunehmend vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter:innen in neuen Feldern gezielt fortzubilden. Daher haben sich bereits einige EdTech Startups darauf spezialisiert, den Lernprozess individuell anzupassen:
- SoSafe hilft Unternehmen, ihre Mitarbeiter:innen im Bereich Cybersicherheit zu schulen. Hierzu werden den Beschäftigten u.a. simulierte Phishing-Mails zugeschickt, die speziell auf die Branche und den jeweiligen Arbeitsbereich abgestimmt sind. Mehr als 1500 Organisationen nutzen bereits den Dienst des Kölner EdTech Startups.
- Masterplan hat sich auf die berufliche Weiterbildung spezialisiert. Das Bochumer EdTech Startup bietet Firmen eine automatisierte Übersicht, in der die Lernerfolge der Beschäftigten ausgewertet werden. Zudem können individuelle Lernpfade für die Mitarbeiter:innen erstellt werden. Auf das Angebot greifen bereits große Unternehmen wie Siemens und VW zurück.
EdTech Trend 3: Blended Learning
Die Mischung machts: Vor der Pandemie waren es Klassenzimmer und Büro – während der Pandemie dann Kinderzimmer und Home Office. Sowohl Online- als auch Offline-Lehre haben ihre Stärken und Schwächen. Wieso also nicht das Beste aus beiden Welten kombinieren?
Genau diesen Ansatz verfolgt Blended Learning. Die Idee: Strukturiertes Präsenz-Lernen einerseits, flexibles Online-Lernen andererseits. Dabei ergänzen sich beide Lernformen nicht nur, sondern werden sinnvoll miteinander verzahnt. Und das bietet enorme Vorteile:
- Engagement: Beim Blended Learning wird die klassische Lehre mit interaktiven Lernmethoden verknüpft. Tabellen, Videos, Grafiken – vor allem die junge Generation fühlt sich mit digitalen Tools eher angesprochen.
- Effizienz: Online-Tools können für die Planung von Projekten genutzt werden, um sie anschließend in Präsenz zu bearbeiten. Speziell große Gruppen können digital besser verwaltet werden.
Die Pandemie hat viele Unternehmen und Bildungseinrichtungen dazu gezwungen, sich mehr mit dem Thema E-Learning zu befassen. Zwar sind viele nun froh über die allmähliche Rückkehr in die Präsenz – auf die Vorteile der Online-Tools möchten sie aber auch nicht mehr verzichten. Es gibt bereits einige EdTech Startups, die diesen Trend erkannt haben:
- Deutschfuchs unterstützt Schüler:innen, die Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache lernen. Auf dem Portal können den Schüler:innen Aufgaben zugewiesen werden, die auf das jeweilige Lehrbuch abgestimmt sind. Mit der Software des Kölner EdTech Startups können Lehrkräfte somit jederzeit zwischen Präsenz- und Online-Unterricht wechseln.
- RiseUp bietet Unternehmen und Bildungsanbietern einen Dienst, bei dem sie E-Learning und Präsenzschulungen miteinander verknüpfen können. Dabei setzt das Pariser EdTech Startup auf personalisierte Kurse, virtuelle Klassenzimmer und ein Forum zum Austausch von Ideen.
EdTech Trend 4: Gamification
Lernen und Spaß – nicht viele Menschen würden diese Wörter in einem Satz nennen. Doch die EdTech-Branche verändert dieses Bild: Immer mehr Plattformen setzen auf spielerische Elemente, die das Lernen unterhaltsam und spannend machen sollen – Spiel und Spaß statt Arbeit und Anstrengung.
Vor allem die Motivation von Schüler:innen kann dadurch enorm erhöht werden. Aber auch in Schulungen von Mitarbeiter:innen werden Gamification-Elemente bereits eingesetzt. Denn die Vorteile sind vielschichtig:
- Der Lernfortschritt kann an Punkte und Belohnungen geknüpft werden. In einem Ranking können sich Lernende mit anderen messen und vergleichen. Durch diesen Wettbewerb werden die Teilnehmer:innen motiviert, stetig am Ball zu bleiben.
- Durch spielerische Elemente können komplexe Inhalte einfacher dargestellt werden. Zudem gibt es Minispiele wie ein Quiz zur Lernkontrolle, mit denen das Wissen immer wieder aufgefrischt wird. Das Gelernte kann auf diese Weise besser verinnerlicht werden.
- Visuelle Darstellungen des Lernfortschritts (z.B. über Balken) führen den Nutzer:innen regelmäßig ihren aktuellen Lernstand vor Augen. Somit haben Lernende immer im Blick, was und wie viel sie noch erledigen müssen.
Spielend lernen – schon lange ist dies nicht mehr nur ein Sprichwort. Schließlich hat die Gaming-Industrie in den letzten Jahren gewaltige Sprünge gemacht. Auch 2022 wird der technologische Fortschritt weiter anhalten – und Gamification weiter in den Fokus rücken. Wie die folgenden Beispiele zeigen, sind innovative EdTech Startups bereits auf diesen Zug aufgesprungen:
- Codary möchte junge Menschen spielerisch an das Programmieren heranführen. Hierzu nutzt das Berliner EdTech Startup u.a. das beliebte Spiel Minecraft. Mithilfe einer Programmiersprache können Kinder hier zum Beispiel Gebäude in der Spielwelt bauen und ihre Erfolge somit direkt sehen.
- ClassDojo bietet eine App an, in der Schüler:innen anhand ihres Verhaltens bewertet werden können. Die Schüler:innen sammeln Punkte und können ihre eigenen Avatare aussuchen. Das EdTech Startup aus Kalifornien gilt mit einer Bewertung von einer Milliarde Dollar als Unicorn und wird in 180 verschiedenen Ländern genutzt.
EdTech Trend 5: Cloud-Plattformen
So groß die Vorteile auch sind – im Bildungsbereich haben moderne Technologien einen gewaltigen Nachteil: Sie verbrauchen enorme Ressourcen, werden aber nur zu bestimmten Zeiten genutzt. Die Kosten können dann schnell durch die Decke schießen – wenn herkömmliche Server genutzt werden.
Eine Lösung bieten Cloud-Plattformen: Unternehmen und Bildungsinstitutionen können ihre Lernumgebung auf virtuellen Servern einrichten – und dabei viel Geld für komplexe Hardware und eigene Rechenzentren sparen. Die Cloud gilt somit als Fundament für die digitale Bildung von morgen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Software-as-a-Service (SaaS) ermöglicht es Lernenden, von überall aus zusammenzuarbeiten. Der Aufwand und die Einrichtungskosten sind dabei oft nur gering.
- Infrastructure-as-a-Service (IaaS) bietet ein Modell, bei dem Unternehmen und Bildungsinstitutionen ihre komplette IT-Infrastruktur auslagern können. Nach dem Prinzip Pay per Use zahlen sie nur für die Leistung, die sie auch tatsächlich in Anspruch nehmen.
Fernunterricht und Home Office haben dazu geführt, dass Cloud-Dienste immer populärer wurden. Schwer vorstellbar, dass der Weg nun wieder zurück zu physischen Servern führt. Ganz im Gegenteil: Die Vorteile der neuen Lernformen und virtueller Server sind mittlerweile weit bekannt und werden auch 2022 weiter genutzt. Die folgenden EdTech Startups haben den Trend bereits erkannt:
- CoachHub bietet Unternehmen eine SaaS-Lösung an, die ein personalisiertes Coaching für Mitarbeiter:innen ermöglicht. Unabhängig von der Abteilung und Karrierelevel werden den Beschäftigten passende Coaches vermittelt, die sie bei der beruflichen Entwicklung unterstützen. Zu den Kunden des Berliner EdTech Startups zählen auch große Unternehmen wie Bosch oder Coca-Cola.
- GoGuardian bietet ein SaaS-Tool an, über das Schulen ihre gesamte Lernumgebung verwalten können. Von administrativen Aufgaben bis zur geistigen Verfassung der Schüler:innen kann alles digital überwacht werden. Auch die Eltern können in das System eingebunden werden. Das EdTech Startup aus Kalifornien zählt zu den internationalen Unicorns.
Blick in das regionale Ökosystem
Auch in unserem regionalen B2B Startup Ökosystem in Ostwestfalen-Lippe nutzen einige Player bereits die Potenziale der aktuellen EdTech Trends für ihr Businessmodell.
- Das Paderborner Startup StudyHelp bringt State-of-the-Art Lehrmaterialien und Online-Kurse für Schüler:innen auf den Markt.
- Unser Alumni Startup edyoucated aus Münster hilft Teams jeder Größe dabei, mit personalisierten Lernpfaden, die Skills aufzubauen, die sie heute brauchen.
- Das Paderborner Startup Studygood bietet ein komplettes E-Learning Management System (LMS) in Kombination mit einer Online Shop Funktion.
- Einen Exit an das Berliner Startup Studydrive erzielte unser Alumni Team von Veed mit ihrer Plattform für Wissensaustausch im studentischen Umfeld.
Da ist noch Luft nach oben in der EdTech Szene!
EdTech Startups aktiv in der Gründungsphase unterstützen und ein Startup Ökosystem
im Bereich der Bildungstechnologie vorantreiben werden.
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