Warum sind Förderprogramme für EdTechs so wichtig?
Wer seine Geschäftsidee im Bildungsmarkt etablieren möchte, braucht Kapital. Zwar sorgen große Finanzierungsrunden von Investor:innen dabei oft für Schlagzeilen, die beliebteste Geldquelle liegt aber woanders: Wie der Deutsche Startup Monitor 2023 (DSM 2023) zeigt, greift knapp die Hälfte aller Startups auf staatliche Förderungen zurück. Erst dahinter liegen Business Angels oder Venture Capital – mit sinkender Beliebtheit. Während im Vorjahr noch 44 Prozent auf VC-Finanzierungen hofften, waren es 2023 nur noch 35 Prozent. Gründer:innen schätzen vor allem die Unabhängigkeit von Förderprogrammen, denn sie müssen keine Unternehmensanteile abtreten und können frei von Investor:innen entscheiden.
Hinzu kommt das derzeitige Umfeld. Wirtschaftliche Unsicherheit, Finanzierungsflaute – Startups fällt es zunehmend schwieriger, ihr Geschäftsmodell zu finanzieren. Gerade EdTechs haben hierbei aber einen hohen Bedarf, da ihre Lösungen besonders zuverlässig sein müssen. Eine Lernplattform schlägt falsche Ergebnisse vor? Bei einer Nachhilfe-App tritt ein Datenleck auf? Im sensiblen Bildungsbereich ist das undenkbar. All diese Anforderungen umzusetzen, ist teuer. Vor allem in der Aufbau- und Wachstumsphase sind EdTechs daher auf finanzielle Förderung angewiesen, um sich erfolgreich im Bildungsmarkt etablieren zu können.
Geld ist nicht alles: Wie sieht ein gutes Förderprogramm für EdTechs aus?
Klar ist also: Finanzielle Unterstützung treibt das Geschäftsmodell von EdTechs maßgeblich voran. Eine Studie der Founders Foundation zeigt, dass sie häufig der Standardfall zur Förderung von Startups ist. Dennoch reicht das Kapital allein nicht aus, um Bildungstechnologien auch auf erfolgreichen Kurs zu bringen. Aus insgesamt 32 Förderprogrammen in verschiedenen Ländern lassen sich noch weitere Maßnahmen ableiten:
Beratung: Welche Rechtsform ist geeignet? Wie lassen sich EdTech-Lösungen skalieren? Und welches Potential hat dabei der Einsatz von KI? Das fachliche Know-How zentral, um Geschäftsideen zu optimieren und typische Stolpersteine zu vermeiden. EdTechs brauchen dazu eine Beratung, die auf die Besonderheiten des Bildungsmarkts eingeht und zugleich unternehmerische Basics vermittelt.
Netzwerk: Neue Kund:innen, mehr Kapital, frische Ideen – das richtige Netzwerk kann EdTechs auf die nächste Stufe heben. Im Austausch mit Gründer:innen können sie beispielsweise aus anderen Erfahrungen lernen oder neue Kooperationen schließen. Noch wichtiger ist aber der direkte Draht zu Investor:innen oder potenziellen Kund:innen. Im Deutschen Startup Monitor 2023 zeichnete sich hier zuletzt einen Negativtrend ab: In den letzten drei Jahren sind die Kooperationen zwischen Startups und Unternehmen um zehn Prozent zurückgegangen. Die gezielte Förderung von Netzwerken ist also entscheidend, um EdTechs eine Tür für weiteres Wachstum zu öffnen.
VISA-Erleichterungen: Wo Talente fehlen, entstehen keine innovativen Lösungen. Einige Länder bieten daher spezielle Startup-Visa-Programme an, die Gründer:innen außerhalb der EU schlankere Eingliederungsverfahren erlaubt. Ein Erfolg ist dabei bereits zu sehen: In Estland stammt ein Fünftel aller Startups aus dem neuen Visaprogramm. Dazu hat sich der durch Startups erzielte Umsatz mehr als verdoppelt, nachdem hunderte neue Visa beantragt wurden.
Testbeds: Vor allem in Deutschland bleiben EdTechs einige Märkte nahezu verschlossen. Der Schulsektor ist nach wie vor stark reguliert und stellt damit große Zugangshürden für innovative Lösungen auf. Testbeds überwinden diese Barrieren. Unter realen Bedingungen können Startups ihre Konzepte mit Schulen und Hochschulen testen, um daraus wertvolles Feedback zu sammeln. Eine Win-Win-Situation: Bildungseinrichtungen lernen das Potential kennen und EdTechs können ihre Lösungen noch vor Markteintritt optimieren.
Beraten, vernetzen, durchstarten: Die Initiative EdTech Next
Fazit: Worauf sollten EdTechs bei der Förderung achten?
Im aktuellen Umfeld ist eine angemessene Förderung für EdTechs zunehmend entscheidend. Die Hürden im Schulmarkt sind weiterhin groß, Investor:innen halten ihr Kapital zurück und Unternehmen setzen seltener auf Kooperationen mit Startups. Es gibt einige Tipps, die Du als Gründer:in für eine erfolgreiche Förderung beachten solltest:
Schaue nicht nur aufs Geld: Erfolgreiche Förderprogramme sind ein Zusammenspiel aus mehreren Maßnahmen. Neben der finanziellen Unterstützung solltest Du vor allem nach Beratungen suchen, die auf Dein Geschäftsmodell zugeschnitten sind. Auch branchenübergreifende Programme solltest Du aber nicht ausschließen. Achte zudem darauf, welche Netzwerke die Programme bieten – sie können ein Booster für künftiges Wachstum sein.
Kenne Dein Förderprogramm: Wie sieht der optimale Antrag aus? Welche Auflagen gibt es? Tausche Dich mit Ansprechpartner:innen für die entsprechenden Programme aus, um diese Fragen vorab zu klären. Helfen können auch Startups, die bereits eine Förderung erhalten haben.
Gib nicht auf: Eine erfolglose Bewerbung bedeutet nicht das Ende. Die wenigsten Startups schaffen es beispielsweise beim Programm EIC (European Innovation Council), im ersten Anlauf eine Förderung zu erhalten. Es lohnt sich daher, wenn Du dich mehrfach bewirbst.
Halte einen Plan B bereit: Gerade bei großen Fördertöpfen der Europäischen Union müssen EdTechs oft große bürokratische Hürden überwinden. Komplizierte Anträge und lange Fristen können dafür sorgen, dass Startups die Luft ausgeht. Halte daher parallel eine andere Strategie bereit, die Dein weiteres Wachstum sicherstellt.
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